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Auf der Suche nach antiinfektiven Wirkstoffen aus der Natur: Symposium erkundete die Aussichten

Zufriedene Gesichter beim Gruppenfoto: die über 100 Teilnehmenden des Symposiums zur Naturstoff- und Infektionsforschung in Münster (Foto: Uni MS/E. Wibberg)

Münster (mfm/sw) – Von Arnikatinktur bis Salizylsäure: Viele Naturstoffe werden traditionell als Heilmittel für Erkrankungen eingesetzt, so auch gegen Infektionen. Sowohl die Infektions-als auch die Naturstoffforschung stellen wichtige Schwerpunkte an der Universität Münster dar und werden intensiv bearbeitet - da lag es nahe, dass sich der „Pathogen Host Interaction Club“ der Hochschule, organisiert von Prof. Ursula Rescher und Prof. Ulrich Dobrindt, sowie die Graduiertenschule „Natural Products“ zu einem Symposium zusammengefunden haben, um die Interaktion zwischen den Fachgebieten zu vertiefen. Die Veranstaltung „Infection Biology and Natural Products: Challenges and Opportunities“ sollte vor allem Nachwuchs aus allen Bereichen der Infektionsforschung die Möglichkeit geben, Forschungsdaten zu präsentieren und zu diskutieren.

Offenkundig traf das Konzept den Nerv der Zielgruppe: Über 100 Teilnehmende kamen zu dem Symposium, um molekulare Mechanismen von Infektionsprozessen mit Bakterien, Viren und Parasiten sowie den Einsatz von Naturstoffen als Antiinfektiva - Arzneimittel zur Behandlung von Infektionskrankheiten - oder in Kombination mit Antibiotika zu diskutieren und um neue therapeutische Wege zur Bekämpfung von Infektionen kennenzulernen. Acht Gastrednerinnen und -redner referierten zu ihren Projekten. Im Mittelpunkt der Vorträge standen unter anderem Strategien, mit denen Bakterien im Infektionsverlauf ihre krankmachenden Eigenschaften steuern und an den infizierten Organismus anpassen – darüber referierte beispielsweise Cynthia Sharma aus Würzburg. Heike Brötz-Osterhelt (Tübingen) berichtete über unterschiedliche Wirkmechanismen neuartiger antibiotischer Wirkstoffe, die von Bakterien produziert werden, während John McKinney aus Lausanne den Einsatz realitätsnaher Infektionsmodelle zeigte, mit denen sich Harnwegsinfektionen und entsprechende therapeutische Ansätze untersuchen lassen.

Ulrike Protzer (München) stellte ihre Erkenntnisse zur Therapie von Hepatitis-B-Virusinfektionen durch Stimulation der angeborenen Immunantwort vor und Michael Meyer-Hermann aus Braunschweig sprach darüber, wie mathematische Modelle die Reaktion des Immunsystems während einer Infektion besser verstehen helfen. An den Beispielen des Wasserdosts, der deutschen Schwertlinie, des Safrans und der Magnolienrinde informierte Olivier Potterat aus Basel über die Vorteile von Aktivitätsscreenings von Naturstoffbibliotheken bei der Identifizierung bioaktiver Substanzen. Harald Groß (Tübingen) zeigte aktuelle Daten zur funktionalen Charakterisierung und Optimierung der Expression von Uridylpeptiden als Antibiotikaklasse zur Hemmung der LPS-Biosynthese bei Pseudomonas, einer Bakteriengattung, während Thomas J. Schmidt aus Münster demonstrierte, dass Arnika-Tinktur – bekannt für die Anwendung bei Sonnenbränden und Prellungen -  eine einfach anzuwendende und vielversprechende Therapieoption für die kutane Leishmaniose ist. Dabei handelt es sich um eine Erkrankung, bei der Parasiten die Haut befallen.

Das Symposium wurde durch das Interdisziplinäre Zentrum für Klinische Forschung (IZKF) der Medizinischen Fakultät und den Sonderforschungsbereich 1009 „Breaking Barriers“ unterstützt, ebenso wie durch das Netzwerk Deutscher Infektionsforscherinnen Infect-Net, die Gesellschaft für Arzneipflanzen- und Naturstoffforschung sowie die Gesellschaft für Phytotherapie. Es war es nicht das erste Mal, dass Dobrindt und Rescher das Symposium organisierten – dieses wurde bereits 2017 ins Leben gerufen und lief in diesem Jahr zum vierten Mal. Eine Premiere war allerdings die Kooperation mit der Graduiertenschule und ihrem Sprecher Andreas Hensel.

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