Neuroonkologie
Neue Therapieansätze sind notwendig, um die Prognose und Überlebenszeit von Patienten mit bösartigen Hirntumoren nachhaltig zu verbessern. Die neuroonkologische Forschung an der Klinik für Neurologie mit Institut für Translationale Neurologie fokussiert sich deshalb auf die Themen:
Immuntherapie bei Gliomen
Immuntherapeutische Verfahren ermöglichen es prinzipiell, strahlen- und chemotherapieresistente Tumorzellen gezielt zu eliminieren, ohne gesundes Hirngewebe zu schädigen. Doch die in der Peripherie induzierten Abwehrzellen können ihre Wirkung nach Infiltration in den Tumor aufgrund des tumorinduzierten immunsuppressiven Milieus nicht optimal entfalten. In diesem Zusammenhang untersuchen wir die Frage:- Wie kann die Effektivität immuntherapeutischer Ansätze bei malignen Gliomen über eine Modulation der lokalen Immunsuppression verbessert werden?
Phänotypische und funktionelle Analyse tumor-infiltrierender Leukozyten bei malignen Gliomen
Forschungsfragen:- Wie setzen sich tumor-infiltrierende Leukozyten (TIL) bei primären Hirntumoren zusammen? Welchen Phänotyp und welche Funktion haben sie im Vergleich zu Leukozyten im peripheren Blut (PBMC)?
- Wie korreliert die Frequenz tumor-infiltrierender Leukozyten (TIL) mit klinischen, bildgebenden und molekularen Parametern?
Optimierung der photodynamischen Therapie im Maus-Gliommodell
Zu den experimentellen Behandlungsmöglichkeiten von malignen Gliomen gehört die photodynamische Therapie (PDT). Dabei werden photosensibilisierende Substanzen (5-ALA) selektiv in den Tumorzellen angereichert und nach Bestrahlung mit Licht einer bestimmten Wellenlänge gezielt zerstört. Forschungsfrage:
- Wie kann die Wirksamkeit einer PDT maligner Gliome über eine
Stärkung der antitumoralen Immunantwort gesteigert werden?
Methoden: Mithilfe eines etablierten Gliommodells (GL261, GL261-OVA) wird untersucht, ob die Effektivitäteiner PDT durch lokal applizierte Toll-like-Rezeptorliganden oder gegen koinhibitorische T-Zellmoleküle (PD-1 bzw. CTLA-4) gerichtete Antikörper erhöht werden kann.
- Wie kann die Wirksamkeit einer PDT maligner Gliome über eine
Expression und Regulation von Kaliumkanälen der K2P-Familie auf Tumor-infiltrierenden Lymphozyten
Kaliumkanäle der K2P-Familie (insbesondere TASK1-3) spielen eine wichtige Rolle für die Aktivierung und Effektorfunktion von T-Lymphozyten. Eine pharmakologische Inhibition oder genetische Deletion von TASK1-3 führt zu einer reduzierten T-Zelleffektorfunktion, was sich in einer reduzierten Krankheitsaktivität in verschiedenen Tiermodellen der autoimmunen Neuroinflammation widerspiegelt. TASK-Kanäle weisen darüber hinaus eine komplexe biophysikalische Regulation auf und werden durch niedrige pH-Werte und Hypoxie inhibiert - beides Bedingungen, die charakteristischerweise neben Entzündungen vor allem in soliden Tumoren vorliegen. Über die Expression und funktionelle Regulation dieser Kanäle in malignen Gliomen ist bisher aber wenig bekannt. Forschungsfragen- Wie gestaltet sich die Expression und Regulation von TASK-Kanälen auf tumor-infiltrierenden T-Lymphozyten?
- Wie kann die Effektorfunktion von T-Lymphozyten innerhalb des immunsuppressiven Milieus maligner Gliome erhöht und so die Immunabwehr der Tumore verbessert werden?
Um die Regulation von TASK-Kanälen auf tumor-infiltrierten T-Lymphozyten zu untersuchen, nutzen wir ein syngenes Maus-Gliommodell (GL261).
Daneben nehmen wir an einer multizentrischen Pilotstudie zur Liquor-Diagnostik von Migrations- und Invasions-assoziierten Proteinen bei neoplastischen ZNS-Erkrankungen teil (Leitung: Prof. Dr. med. Herwig Strik, Neurologische Klinik, Marburg).
ausgewählte Publikationen
Simon OJ, Muntefering T, Grauer OM, Meuth SG: The role of ion channels in malignant brain tumors. J Neurooncol 2015, 125(2):225-235. Leidgens V, Seliger C, Jachnik B, Welz T, Leukel P, Vollmann-Zwerenz A, Bogdahn U, Kreutz M, Grauer OM, Hau P: Ibuprofen and Diclofenac Restrict Migration and Proliferation of Human Glioma Cells by Distinct Molecular Mechanisms. PLoS One 2015, 10(10):e0140613.
Kooperationen
- Prof. Dr. med. Peter Hau (Klinik für Neurologie, Regensburg)
- Prof. Christoph Klein (Lehrstuhl für Experimentelle Medizin und Therapieverfahren, Regensburg)
- PD Dr. rer.nat. Rüdiger Sorg (Institut für Transplantationsmedizin und Zelltherapeutika, Düsseldorf)
- Prof. Dr. med. Herwig Strik (Klinik für Neurologie, Bamberg)
- Prof. med. Werner Paulus, Prof. Dr. med. Martin Hasselblatt, Dr. med. Christian Thomas, Dr. med. Katharina Heß (Institut für Neuropathologie)
- PD Dr. med. Markus Holling, Dr. med. Benjamin Brokinkel, Dr. med. Michael Müther (Klinik für Neurochirurgie)
- Prof. Dr. med. Georg Lenz, PD Dr. med. Christoph Schliemann (Medizinische Klinik A)
- Univ.-Prof. Dr. med. Michael Schäfers, Dr. rer. nat. Bastian Zinnhardt, Dr. med. Wolfgang Roll (Klinik für Nuklearmedizin)