SKILLED - Für einen nachhaltigen Gebrauch von Antibiotika: evolutionsbiologische Ansätze, klinische Translation, ethische Evaluation und wirtschaftliche Vorteile"
Die weltweite Ausbreitung von Bakterien mit Resistenzen gegen Antibiotika (antimicrobial resistance, AMR) wird von der WHO mittlerweile als eine unterschätzte Pandemie, mit mindestens 700.000 Todesfälle pro Jahr, eingestuft. Bei einer Fortsetzung des derzeitigen Trends könnten Infektionen mit AMR-Erregern bis 2050 zur weitweit häufigsten Todewsursache werden. Der Trend gilt zudem als Bedrohung für die Erreichung der UN-Nachhaltigkeitsziele (SDG) für Gesundheit, Ernährungssicherheit, Umwelt und wirtschaftliche Entwicklung. Die von der WHO propagierten Lösungsansätze sahen bislang eine immer kostenintensivere Entwicklung neuer Antibiotika - gegenüber denen sich im Zeitverlauf neue Resistenzen bilden - und eine Steuerung des Antibiotikaverbrauchs durch sog. Antibiotic-Stewardship (ABS) vor.
Wir postulieren, dass durch eine Erweiterung bisher bestehender Definitionen von AMR-Bakterien um die Faktoren „klinische Relevanz“ (AMR- Severity- Score, AMR-S2) und „Nachhaltigkeit“ (Antibiotic Sustainability- Score, ASuS) nicht nur das Verständnis um die Problematik eines nachhaltigen Antibiotikaverbrauchs zur Vermeidung von Resistenzen gestärkt, sondern insgesamt die Versorgungsqualität von Patienten mit AMR-Infektionen verbessert wird.
Ziele: Die in dem Projekt entwickelten Klassifikationen AMR-S2 und ASuS werden in die Handlungsempfehlungen zur Diagnostik und Therapie von Infektionskrankheiten mit
AMR-Bakterien integriert. Mithilfe regionaler und nationaler Verbünde wird der Nutzen der Scores hinsichtlich des nachhaltigen Einsatzes von Antibiotika und Vermeidung
von Resistenzen langfristig nachuntersucht. Es wird neben der biomedizinischen Untersuchung auch ein neuer ethischer, wie ökonomischer Bewertungsrahmen entwickelt, der die Verwendung der AMR-S2 und ASuS Klassifikationen als wichtige Kriterien zur Festlegung von medizinischen Handlungsempfehlungen begründet.
Projektdauer:
- 2023 2025
Projektleiter:
- Prof. Claudia Bozzaro (Medizinethik, Universität Münster);
- Prof. Jan Rupp (Klinik für Infektiologie und Mikrobiologie, UKSH Lübeck. Hauptantragsteller);
- Prof. Hinrich Schulenburg (Max-Planck-Institut für Evolutionsbiologie Plön; Universität Kiel);
- Dr. Michael Stolpe (Kiel Institut für Weltwirtschaft)
Mitarbeiter im Teilprojekt Medizinethik:
- Stefanie Weigold
Förderung:
- Damp Stiftung