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Aller guten Dinge sind drei: Langzeit-Bevölkerungsstudie NAKO untersucht erneut 4.500 Münsteraner
Münster (mfm/sw) - Welche Risikofaktoren für Volkskrankheiten gibt es? Was kann vor ihnen schützen? Welchen Einfluss haben Umwelt, Arbeitsumfeld und soziale Beziehungen auf unsere Gesundheit? Solchen Fragen geht die größte Langzeit-Bevölkerungsstudie in Deutschland nach – die Rede ist von der NAKO Gesundheitsstudie. Zu den bundesweit 18 Studienzentren gehört auch das in Münster: Vor bereits zehn Jahren wurden Bürgerinnen und Bürger der Stadt eingeladen, sich in dem von der Universität Münster gemanagten Studienzentrum untersuchen zu lassen und mit ihren Gesundheits- und Krankheitserfahrungen zu dem Mammutprojekt beizutragen. Jetzt sind die Untersuchungen für den dritten Durchgang der Studie angelaufen: Am Pottkamp 17a konnten die Uni-Mediziner jetzt die ersten Probandinnen und Probanden zum dritten Mal begrüßen.
Die Adresse nahe des Coesfelder Kreuzes sollte den Teilnehmenden der NAKO Gesundheitsstudie mittlerweile gut bekannt sein – schließlich hat sie sich seit dem Projektstart 2014 nicht geändert. Was vor zehn Jahren mit rund 10.000 Probandinnen und Probanden aus Münster begann, kann dank einer erneuten Förderzusage für das NAKO-Trägerkonsortium in eine neue Runde gehen. In der unterziehen sich die Teilnehmenden – wie schon in den Runden zuvor – zahlreichen standardisierten Tests von der Blutdruckmessung über die Greifkraftmessung bis zur Erfassung der Riechfähigkeit, um körperliche Funktionen und deren Veränderungen über die Jahre hinweg zu überprüfen. „Das Besondere an der Drittuntersuchung ist schlicht die Kontinuität“, sagt Prof. André Karch. Nur durch die identische Durchführung des überwiegenden Teils der bisherigen NAKO-Untersuchungen könne die Entstehung von leichten Abweichungen über subklinische Syndrome bis zu manifesten Erkrankungen über eine ganze Dekade erfasst werden, so der stellvertretende Direktor des Instituts für Epidemiologie und Sozialmedizin der Uni Münster, das das örtliche NAKO-Studienzentrum betreibt.
Eingeladen zur Drittuntersuchung werden vorherige NAKO-Probandinnen und Probanden – diese waren seinerzeit nach dem Zufallsprinzip vom Einwohnermeldeamt ausgewählt worden. In Münster rechnen die NAKO-Verantwortlichen damit, bis Mai 2028 etwa 4.500 Teilnehmende erneut untersuchen zu können. Bundesweit haben in den 18 Studienzentren in der ersten Runde 204.000 und in der zweiten Runde 138.000 Menschen an der Gesundheitsstudie teilgenommen - die Drittuntersuchung zielt darauf ab, an allen Standorten zusammen 85.000 davon nochmals begrüßen zu können. Es wird davon ausgegangen, dass weitere etwa 5.000 Teilnehmende zwischenzeitlich verstorben sind.
Die Bereitschaft der Münsteranerinnen und Münsteraner, sich ein drittes Mal einige Stunden Zeit für die Forschung zu nehmen, schätzt Karch hoch ein: „Wir haben viel positives Feedback erhalten und die regelmäßigen Informationen aus den Ergebnisbriefen für jede Teilnehmerin und jeden Teilnehmer stellen im Langzeitverlauf über zehn Jahre wichtige Ergebnisse bereit.“
Hintergund: Die NAKO Gesundheitsstudie
Die NAKO Gesundheitsstudie ist eine prospektive epidemiologische Kohortenstudie. Die Forschenden beobachten dabei eine große Gruppe - eine sogenannte Kohorte - aus gesunden, kranken oder ehemals kranken Menschen über eine lange Zeitspanne. Ziel ist es, durch wissenschaftliche Auswertungen der Daten der Teilnehmenden Häufigkeit und Ursachen von Volkskrankheiten wie Krebs, Diabetes oder Herz-Kreislauferkrankungen aufzuklären, Risikofaktoren zu erkennen und Wege für eine wirksame Vorbeugung und Früherkennung aufzuzeigen.
Das Forschungsprojekt wird von 26 Einrichtungen getragen. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler von Universitäten, der Helmholtz-Gemeinschaft, der Leibniz-Gemeinschaft und weiteren Forschungsinstituten in Deutschland arbeiten in einem bundesweiten Netzwerk zusammen. Die Studie wird vom Verein NAKO e.V. durchgeführt und aus öffentlichen Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung, der Helmholtz-Gemeinschaft, der beteiligten Bundesländer sowie den beteiligten Universitäten und Leibniz-Instituten finanziert.