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"Fernlehre" über 9.000 Kilometer: Münsterscher EHEC-Experte hält Vorlesung für japanische Medizinstudenten

Digi-Cam und Internet machen es möglich: Priv.-Doz. Dr. Alexander Mellmann während seiner „Fernvorlesung“ (Foto: jb)

Münster (mfm/tw) - Von Münster live in einen japanischen Hörsaal: Dr. Alexander Mellmann, Privatdozent am Institut für Hygiene des Universitätsklinikums Münster, hielt am Freitag (18. Januar) eine Vorlesung für Medizinstudenten im japanischen Mibu. Die Studenten der Medizinischen Hochschule Dokkyo lernten dabei über die Verbreitung und den Nachweis des Darmkeims EHEC O104:H4 (enterohämorrhagische Escherichia coli, kurz EHEC), der die EHEC-Epidemie in Deutschland im Jahr 2011 auslöste.
An der Medizinischen Hochschule Dokkyo in der Stadt Mibu, die rund 80 Kilometer nördlich von Tokio in der Präfektur Tochigi liegt, nehmen derzeit rund 120 Studierende der Medizin im zweiten Studienjahr an einem zweiwöchigen Mikrobiologie-Laborkurs teil. Dabei befassen sie sich unter anderem mit der Diagnostik von bestimmten Stämmen des Darmbakteriums Escherichia coli, das bei Menschen blutige Durchfallerkrankungen auslösen kann. In der Vorlesung lernten die Studierenden spezielle Testverfahren kennen, mit denen die EHEC-Bakterien im Stuhl von Patienten nachgewiesen werden können.
Für den EHEC-Stamm O104:H4, der 2011 in Deutschland zur Epidemie führte, haben münstersche Forscher am Institut für Hygiene damals einen Schnelltest entwickelt. Er ermöglicht durch die gezielte Vervielfältigung mehrerer für den EHEC-Ausbruchsstamm typische Gene innerhalb von drei Stunden den sicheren Nachweis von EHEC O104:H4. „Diese Vorlesung war ein besonderes Erlebnis“, sagt Mellmann: „Da es in Japan im Jahre 1996 einen ähnlich großen EHEC-Ausbruch gab, war das Interesse der Studierenden sehr groß.“ Mellmann referierte um 9 Uhr deutscher Zeit, in Japan war es 17 Uhr.
„Die Hochschulen in Münster und Mibu arbeiten schon seit 2005 erfolgreich zusammen“, erläutert Privatdozent Dr. Jan Becker, der die Kooperation koordiniert: „In unserer globalisierten Welt ist ein solcher interkontinentaler und interkultureller Austausch unverzichtbar.“ Die von Prof. Wolfram Domschke initiierte Kooperation umfasst unter anderem eine jährliche Summer School für japanische Studenten in Münster, umgekehrt können münstersche Studenten in Mibu mehrwöchige Praktika absolvieren. Da sich die zunächst befristete Zusammenarbeit in den vergangenen sieben Jahren bewährt hat, vereinbarten die Partner unter der Schirmherrschaft der Uni-Rektorin Prof. Ursula Nelles, des münsterschen Medizin-Dekans Prof. Wilhelm Schmitz und des japanischen Professors Dr. Akira Terano im September 2012 eine dauerhafte Kooperation.

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