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Georg-Haas-Preis 2012 des Bundesverbandes der Deutschen Nierenzentren geht nach Münster

Dr. Maximilian König (Foto: privat)

Münster - Dr. Maximilian König  aus der Medizinischen Klinik D des Universitätsklinikums Münster erhält den „Georg-Haas-Preis 2012“ des Bundesverbandes der Deutschen Nierenzentren (DNeV). Unter den eingereichten Arbeiten konnte sich das von König und Kollegen bearbeitete Forschungsprojekt mit dem Titel „High phosphate levels directly affect endothelial function by down-regulating annexin II“ durchsetzen. Die Studie zeigt erstmalig, dass erhöhte Serumphosphatspiegel, die bei nierenerkrankten Patienten häufig beobachtet werden, zu direkten Gefäßschäden führen und die Neubildung von Blutgefäßen hemmen können. Mit dem Georg-Haas-Preis, der mit 2.600 Euro dotiert ist, werden jährlich Doktorarbeiten zur Urämie („Harnvergiftung“) und ihrer Behandlung gefördert.
Unabhängig von anderen Risikofaktoren wie Bluthochdruck, Diabetes oder Rauchen haben Patienten mit einer eingeschränkten Nierenfunktion ein deutlich erhöhtes Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen. Dazu gehören unter anderem Herzinfarkt und Schlaganfall. Die Ursachen hierfür sind bis heute nicht genau verstanden. Zahlreiche klinische Studien konnten in den letzten Jahren zeigen, dass erhöhte Serumphosphatspiegel, wie sie bei nierenerkrankten Patienten häufig gefunden werden, zu einer erhöhten Sterblichkeit beitragen. Bisher bekannt war, dass erhöhte Phosphatspiegel insbesondere zu einer frühzeitigen Verkalkung der Gefäßwand führen können.
In der aktuellen Studie konnten König und seine Kollegen aus der Arbeitsgruppe von Univ.-Prof. Dr. Marcus Brand nun experimentell nachweisen, dass erhöhtes Serumphosphat die Endothelzellen – sie kleiden die innerste Wandschicht der menschlichen Blutgefäße aus - direkt schädigen. Zudem gelang es König, anhand von Angiogenese- und Gefäßmodellen erstmals zu zeigen, dass hohes Serumphosphat „anti-angiogene“ Eigenschaften hat, also die Blutgefäßneubildung hemmt und zu einer Rückbildung bereits vorhandener kleiner Blutgefäße führt. Dies könnte bei nierenerkrankten Patienten zu deren hohem kardiovaskulären Risiko beitragen.
Um den Mechanismus zu erforschen, der die phosphat-vermittelte Gefäßschädigung hervorruft, führten die Mediziner umfangreiche Zelluntersuchungen und tierexperimentelle Studien durch. Dabei gelang es ihnen, ein Schlüsselprotein - das so genannte Annexin II - zu identifizieren, das für die vom Phosphat erzeugten Effekte von zentraler Bedeutung ist.  
Möglicherweise kann durch eine medikamentöse Beeinflussung des neu identifizierten Schlüsselmoleküls Annexin II das hohe kardiovaskuläre Risiko nierenkranker Patienten künftig gesenkt werden. Dies soll nun tierexperimentell und anschließend in klinischen Studien am Universitätsklinikum Münster weiter untersucht werden.
Der an Dr. König verliehene Preis erinnert an den Wissenschaftler Prof. Dr. Georg Haas, der 1924 die weltweit erste „Blutwäsche“ mit Erfolg am Patienten durchführte. Damit setzte er einen Meilenstein in der Entwicklungsgeschichte der Nierenersatztherapie. Die prämiierte Studie erschien im August in der Fachzeitschrift Kidney international.

Publikation:
Seno Di Marco G, König M, Stock C, Wiesinger A, Hillebrand U, Reiermann S, Reuter S, Amler S, Köhler G, Buck F, Fobker M, Kümpers P, Oberleithner H, Hausberg M, Lang D, Pavenstädt H, Brand M. High phosphate levels directly affect endothelial function by down-regulating annexin II. Kidney international. 2012; advance online publication, doi: 10.1038/ki.2012.300

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