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Innovative Behandlung von Hirntumoren: Aminosäure 5-ALA soll Effektivität der Strahlentherapie steigern
Münster (mfm/sw) – Ihre Behandlung ist hoch komplex und setzt die interdisziplinäre Zusammenarbeit mehrerer Fachdisziplinen voraus: Die Rede ist von Hirntumoren. Gerade bei der aggressivsten Variante, dem Glioblastom, arbeiten Neurochirurgen, Strahlentherapeuten und Onkologen eng zusammen, um den Tumor möglichst effektiv zu bekämpfen. Kommt es zum Rückfall – was bei dieser Erkrankung trotz bestmöglicher Therapie keine Seltenheit ist - sind die Behandlungsoptionen durch die umfangreiche Vortherapie oft eingeschränkt. Eine fächerübergreifende Studie unter der Leitung der Medizinprofessoren Walter Stummer und Hans Theodor Eich von der Universität Münster geht dieses Dilemma jetzt mit einer innovativen Therapiekombination an.
Dabei setzen Eich und Stummer auf eine vielversprechende Kombination – in Form der körpereigenen Aminosäure 5-Aminolävulinsäure (5-ALA), die in der Hirntumorchirurgie bereits erfolgreich eingesetzt wird. Das Besondere: Unter UV-Licht im OP bringt sie Tumore zum Leuchten und ermöglicht es dem Operateur derart, gesundes Gewebe besser von erkranktem abzugrenzen. Hierbei wird ausgenutzt, dass sich das 5-ALA lediglich im Tumor anreichert, während gesunde Hirnzellen es nicht aufnehmen. Prof. Stummer, Direktor der münsterschen Uniklinik für Neurochirurgie, konnte bereits in diversen klinischen Studien die Effektivität des Einsatzes von 5-ALA in der Behandlung von Hirntumoren nachweisen und dieses Verfahren weltweit zur Zulassung bringen.
Neue Forschungsergebnisse versprechen nun auch Anwendungsmöglichkeiten außerhalb des Operationssaals: Tumorzellen mit eingelagertem 5-ALA sind nicht nur unter UV-Licht besser sichtbar, sondern reagieren auch empfindlicher auf Strahlentherapie. Prof. Eich, Direktor der Uniklinik für Strahlentherapie, erklärt, dass eine erneute Bestrahlung im Rezidivfall – also bei einem Rückfall - noch komplexer ist, da das gesunde Gewebe durch die Ersttherapie bereits belastet wurde: „Wirksamkeit und Nebenwirkungsrisiko müssen daher vorsichtig abgewogen werden. Ein Radiosensitizer, also eine Substanz wie 5-ALA, die bestimmte Gewebe sensibler für Bestrahlung macht, ermöglicht es uns, mit geringerer Strahlendosis potenziell mehr zu erreichen.“
Dieses neu entdeckte Zusammenwirken wird nun in der „ALA-RDT in GBM“-Studie erstmalig in einem klinischen Umfeld überprüft. Die lokale Koordination der Studie erfolgt durch Dr. Niklas Pepper, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Uniklinik für Strahlentherapie; unterstützt wird das Projekt außerdem durch das Biotechnologie-Unternehmen Photonamic. In die Studie eingeschlossen werden Patienten mit wieder aufgetretenem Glioblastom; diese bekommen die Aminosäure an bestimmten Tagen während der postoperativen vierwöchigen Bestrahlung zu trinken. Aufgrund der Neuartigkeit der Kombination gibt es strenge Sicherheitsmaßnahmen, obwohl 5-ALA wegen seiner guten Verträglichkeit und unkomplizierten Anwendung bislang wenig Anlass zur Sorge gab. Die bisherigen fünf Patienten der Studie haben die Kombinationsbehandlung unkompliziert vertragen. Der nächste Schritt: eine noch größer angelegte Studie, in der die Kombination mit dem derzeitigen Therapiestandard verglichen wird.