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Multiple Sklerose und die Rolle der Blutgerinnung: Oppenheim-Förderpreis für Forscherteam um Prof. Meuth
Münster (mfm/tw) – Sehen, gehen, greifen, fühlen: Damit unser Körper richtig arbeitet, müssen Signale ungehindert über die Nervenzellen an das Zentralnervensystem - und auf umgekehrtem Weg an die Muskelzellen - übermittelt werden. Wer von Multipler Sklerose (MS) betroffen ist, kann darauf nicht mehr vertrauen. Die Krankheit zersetzt Membranen der Nervenzellen in Gehirn und Rückenmark, die für die korrekte Signalübertragung unerlässlich sind. Tödlich ist die Krankheit selten, aber Betroffene verlieren nach und nach die Kontrolle über wichtige Körperfunktionen. Wahrscheinlich ist auch die Blutgerinnung im Körper an der Membran-Zersetzung beteiligt. Das vermuten zumindest Forscher der Universität Münster, die dieser Frage nun mit dem Geld des Oppenheim-Förderpreises nachgehen – und darin die Chance auf einen neuen Therapieansatz sehen.
„Nervenzellen leiten Signale über das Axon weiter“, erläutert Professor Dr. Sven Meuth, der mit einer Doppelaffiliation sowohl am Institut für Physiologie I der Medizinischen Fakultät als auch der UKM-Klinik für Neurologie - Abteilung für entzündliche Erkrankungen des Nervensystems und Neuroonkologie arbeitet. „Dieser Zell-Fortsatz ist von einer isolierenden Membran, der Myelinscheide, umgeben.“ Bei Multipler Sklerose wird die isolierende Schicht von „fehlprogrammierten“ Abwehrzellen des Immunsystems angegriffen. So entstehen Entzündungen, die sich im Zentralnervensystem ausbreiten und die Signalübertragung hemmen. Allein dadurch lassen sich die MS-Symptome aber offenbar nicht erklären. Meuth und seine Kollegin Dr. Kerstin Göbel vermuten einen Zusammenhang mit der Blutgerinnung.
Offene Blutgefäße verschließt der Körper rasch durch Blutplättchen und lösliche Blutbestandteile des Gerinnungssystems – „und einige der Schlüsselmoleküle für die Aktivierung der Plättchen sind nach unseren Beobachtungen auch an Entzündungsreaktionen und an der Zersetzung von Nervenzell-Membranen beteiligt“, so Göbel. Zumindest habe sich das an MS-kranken Modelltieren gezeigt. Außerdem ist bekannt, dass im Gehirn menschlicher MS-Patienten Ablagerungen des Proteins Fibrin, das bei der Blutgerinnung entsteht, zu finden sind. Auffällig ist, dass sich das Fibrin offenbar ablagert, bevor sich beim Patienten klinische MS-Symptome zeigen; das legt einen ursächlichen Zusammenhang mit der Krankheitsentstehung nahe. Für die Behandlung der Multiplen Sklerose ist die Blutgerinnung auch aus einem anderen Grund interessant: Der Blutgerinnungsfaktor XII, ein weiteres Protein, wirkt entzündungsfördernd. Ein Medikament, das diesen Faktor blockiert, könnte somit doppelt nützlich sein.
Der Oppenheim-Förderpreis wurde zum ersten Mal verliehen. Benannt ist er nach dem 1919 verstorbenen deutschen Neurologen Hermann Oppenheim, dessen Verdienste vor allem auf dem Gebiet der MS-Forschung liegen. Novartis, einer der größten Pharmakonzerne der Welt, lobt den mit insgesamt 100.000 Euro dotierten Preis künftig jährlich aus – mit wechselnden Schwerpunkten zur Multiplen Sklerose. Die aktuelle Runde konzentrierte sich auf Neuroprotektion und Neuroregeneration. Insgesamt gingen 21 Vorschläge ein; drei Forschergruppen wurden ausgezeichnet. Meuth, Göbel und der Würzburger Privatdozent Dr. Christoph Kleischnitz erhielten 20.000 Euro für den dritten Platz. 50.000 Euro gingen an die Uniklinik Düsseldorf und 30.000 Euro an die Uniklinik Hamburg-Eppendorf.
„Nervenzellen leiten Signale über das Axon weiter“, erläutert Professor Dr. Sven Meuth, der mit einer Doppelaffiliation sowohl am Institut für Physiologie I der Medizinischen Fakultät als auch der UKM-Klinik für Neurologie - Abteilung für entzündliche Erkrankungen des Nervensystems und Neuroonkologie arbeitet. „Dieser Zell-Fortsatz ist von einer isolierenden Membran, der Myelinscheide, umgeben.“ Bei Multipler Sklerose wird die isolierende Schicht von „fehlprogrammierten“ Abwehrzellen des Immunsystems angegriffen. So entstehen Entzündungen, die sich im Zentralnervensystem ausbreiten und die Signalübertragung hemmen. Allein dadurch lassen sich die MS-Symptome aber offenbar nicht erklären. Meuth und seine Kollegin Dr. Kerstin Göbel vermuten einen Zusammenhang mit der Blutgerinnung.
Offene Blutgefäße verschließt der Körper rasch durch Blutplättchen und lösliche Blutbestandteile des Gerinnungssystems – „und einige der Schlüsselmoleküle für die Aktivierung der Plättchen sind nach unseren Beobachtungen auch an Entzündungsreaktionen und an der Zersetzung von Nervenzell-Membranen beteiligt“, so Göbel. Zumindest habe sich das an MS-kranken Modelltieren gezeigt. Außerdem ist bekannt, dass im Gehirn menschlicher MS-Patienten Ablagerungen des Proteins Fibrin, das bei der Blutgerinnung entsteht, zu finden sind. Auffällig ist, dass sich das Fibrin offenbar ablagert, bevor sich beim Patienten klinische MS-Symptome zeigen; das legt einen ursächlichen Zusammenhang mit der Krankheitsentstehung nahe. Für die Behandlung der Multiplen Sklerose ist die Blutgerinnung auch aus einem anderen Grund interessant: Der Blutgerinnungsfaktor XII, ein weiteres Protein, wirkt entzündungsfördernd. Ein Medikament, das diesen Faktor blockiert, könnte somit doppelt nützlich sein.
Der Oppenheim-Förderpreis wurde zum ersten Mal verliehen. Benannt ist er nach dem 1919 verstorbenen deutschen Neurologen Hermann Oppenheim, dessen Verdienste vor allem auf dem Gebiet der MS-Forschung liegen. Novartis, einer der größten Pharmakonzerne der Welt, lobt den mit insgesamt 100.000 Euro dotierten Preis künftig jährlich aus – mit wechselnden Schwerpunkten zur Multiplen Sklerose. Die aktuelle Runde konzentrierte sich auf Neuroprotektion und Neuroregeneration. Insgesamt gingen 21 Vorschläge ein; drei Forschergruppen wurden ausgezeichnet. Meuth, Göbel und der Würzburger Privatdozent Dr. Christoph Kleischnitz erhielten 20.000 Euro für den dritten Platz. 50.000 Euro gingen an die Uniklinik Düsseldorf und 30.000 Euro an die Uniklinik Hamburg-Eppendorf.