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Neuer Wirkstoff gegen Akute Myeloische Leukämie getestet: Langzeitstudie unter münsterscher Federführung bringt vielversprechende Ergebnisse

War federführend an der Sorafenib-Studie beteiligt: Prof. Wolfang Berdel, Direktor der Medizinischen Klinik A der münsterschen Uniklinik (Foto: FZ)

Münster (mfm/mk) – Die Akute Myeloische Leukämie (AML) ist eine besonders aggressive Variante der Blutkrebserkrankung. Pro Jahr erkranken in Deutschland über 3.500 Menschen daran. Eine Therapie ist bislang schwierig – nun haben Wissenschaftler eines deutschen Forschungsverbunds erfolgreich die Wirksamkeit eines neuen Medikaments getestet. An der über die Studienallianz Leukämien (SAL) organisierten Studie war auch die Medizinische Klinik A des Universitätsklinikum Münster beteiligt. Anfang Dezember wurde die Arbeit auf der weltgrößten Leukämietagung in San Francisco als beste Klinische Studie aus über 4.000 Beiträgen ausgewählt.
Schon bei anderen Leukämieformen hatte die Entwicklung gezielt wirksamer Wirkstoffe, die das Enzym Tyrosinkinase (TKI) hemmen, die Lebenserwartung der Patienten deutlich verbessert. Bislang war die Bedeutung in der Behandlung der AML allerdings ungeklärt – bis sich der Verbund aus 25 deutschen Kliniken unter Federführung der Unikliniken Münster, Dresden und Frankfurt dazu entschloss, den Wirkstoff Sorafenib in einer groß angelegten Studie zu testen. „Sorafenib blockiert mehrere Enzyme, die das Wachstum von Leukämiezellen anregen“, erläutert Klinikdirektor Prof. Wolfgang Berdel die erhoffte Wirkung des Medikaments. Er hatte gemeinsam mit Kollegen an der Medizinischen Klinik A in Münster eine große Anzahl der Leukämiepatienten behandelt und die Durchführung der Studie geleitet.
Um die Sicherheit und Wirksamkeit des Wirkstoffs zu bestimmen, wurden 267 AML-Patienten im Alter zwischen 18 und 60 Jahren untersucht. 134 davon erhielten Sorafenib und die restlichen Placebo in Ergänzung zur Standardtherapie. Nach einer Beobachtungszeit von drei Jahren wurde bei den mit Sorafenib behandelten Patienten eine deutliche Verlängerung der Lebenserwartung festgestellt. Im Mittel konnte für diese Betroffen ein ereignisfreies Überleben von fast zwei Jahren festgestellt werden – zudem überlebte über die Hälfte (56 Prozent) komplett rückfallfrei. Im Vergleich dazu hatten die Patienten mit Standardtherapie plus Placebo ein ereignisfreies Überleben von nur etwa neun Monaten und nur 38 Prozent blieben rückfallfrei.
„Die Wirksamkeit mit mehr als 18 Prozent besserem rückfallfreien Überleben belegt zum ersten Mal in einer randomisierten Studie den Vorteil einer zusätzlichen Behandlung mit Sorafenib für die AML bei Erwachsenen“, so Berdel. „Die Behandlungskombination wurde im Allgemeinen gut vertragen; wenngleich die zusätzlich mit Sorafenib behandelten Patienten eine höhere Rate von Fieber und Blutungen aufwiesen. Weitere genetische Analysen werden nun durchgeführt, um zu klären, welche Patienten besonders von dieser Behandlung profitiert haben“, kündigt Berdel an.

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