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„Prädiktive Analytik“: Heisenberg-Professor Tim Hahn bringt künstliche Intelligenz an die Medizinische Fakultät

Prof. Tim Hahn (Foto: FZ)

Münster (mfm/sw) - „Machine learning und prädiktive Analytik“: ungewöhnliche  Themen in einem Hörsaal – jedenfalls dann, wenn der für den medizinischen Nachwuchs gebaut wurde. Genau dort aber gehören sie hin, meint Tim Hahn. Der gebürtige Sauerländer steht für moderne Forschung und will durch Algorithmen Vorhersagen für passende Medikamente und Behandlungsformen treffen. Der 38-jährige Forscher konnte sich erfolgreich gegen andere Kandidaten durchsetzen und hat jetzt eine von der Deutschen Forschungsgemeinschaft getragene Heisenberg-Professur übernommen. Diese fördert Innovation: Als Pionier in seinem Themengebiet initiiert Hahn einen neuen Forschungsschwerpunkt an der Universität Münster, nämlich künstliche Intelligenz in der Psychiatrie.

Depressionen – die Volkskrankheit, die die psychologische und psychiatrische Forschung heute beschäftigt. Betroffen ist etwa jeder fünfte Deutsche im Laufe seines Lebens – doch ein Allround-Heilmittel hat die Forschung bislang nicht hervorgebracht: „Bei einigen Menschen zeigen bestimmte Antidepressiva keine Wirkung. Diesen Patienten steht ein langwieriger Prozess bevor, um das richtige Medikament zu finden.“ Hahns Ziel ist es, diesen Schritt zu überspringen: Seit bereits zehn Jahren entwickelt er Modelle, um den Patienten beispielsweise schneller zum richtigen Medikament zu verhelfen und ihnen unnötiges Leid zu ersparen.

Die Herausforderung neben der Algorithmenentwicklung: Datenschutz. Um den angestrebten Algorithmus perfekt zu trainieren, bedarf es medizinischer Daten – ein heikles Thema in Zeiten von Digitalisierung und Datenklau. Ein sensibler Umgang mit den Informationen ist für den Forscher Hahn daher eine Selbstverständlichkeit. Zugleich betont er: „Münster ist der perfekte Standort, um solche Modelle zu entwickeln. Denn wir benötigen zum Beispiel Hirn-Scans sowie genetische und psychometrische Informationen der Patienten – und die hier an der Universität schon seit vielen Jahren von Prof. Udo Dannlowski und anderen vorangetriebenen Forschungsprojekte beinhalten genau solche Daten. Auch die immer wichtiger werdende Verwendung Smartphone-basierter Daten ist hier – nicht zuletzt in Zusammenarbeit mit der Medizin-Informatik – stark aufgestellt.“

Unterstützung bekommt Hahn aus der von ihm geleiteten Arbeitsgruppe, die sich größtenteils aus Psychologen, Informatikern und Naturwissenschaftlern zusammensetzt. „Das Projekt besteht aus je einem theoretischen, methodischen und angewandten Teil. Auf methodischer und theoretischer Ebene ist vor allem die Zusammenarbeit mit der Informatik, insbesondere mit Prof. Zhengying Jiang und seinem Team, eine wichtige Komponente. Die Professur ist dabei die Schnittstelle zwischen der methodischen und der anwendungsorientierten Dimension“, erläutert der Teamleiter. Und ergänzt: Statistisches Know-how, IT-Kenntnisse und das psychologische Fachwissen bildeten die Grundlage für eine möglichst genaue und individuelle Vorhersage des Algorithmus.

Tim Hahn hat in Marburg Psychologie studiert und anschließend in Würzburg seinen Doktortitel in der Neurobiologie erlangt. Nachdem er unter anderem am Kings College in London und Goethe-Universität in Frankfurt/Main tätig war, verschlug es ihn 2017 nach Münster, an das Institut für Translationale Psychiatrie der dortigen Universität. Die jetzt erfolgte Berufung auf eine Heisenberg-Professur, benannt nach dem Wissenschaftler und Nobelpreisträger Werner Heisenberg, ermöglicht dem Diplompsychologen, für zunächst fünf Jahre intensiv an seiner Vision vom Einsatz der künstlichen Intelligenz in der Medizin zu arbeiten. Verläuft die nach drei Jahren durchzuführende Evaluation – sie ist Standard bei dieser DFG-Förderlinie – positiv, übernimmt die Medizinische Fakultät die Professur dauerhaft in ihren Stellenplan.

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