Schon seit Jahrhunderten sind die Menschen davon fasziniert, herauszufinden, woran ein bestimmter Charakter zu erkennen ist. Systematische Beobachtungen und Vergleiche, vor allem mit dem Tierreich, spielten dabei eine bedeutende Rolle. Ähnliche Gesichtsprofile von Mensch und Tier sollten gleiche Charaktereigenschaften nahe legen (z.B. Adler – Tapferkeit, Esel -Dummheit). Später verbreitete sich die Auffassung, alle Wesensmerkmale seien in der Hirnoberfläche (Cortex) festgelegt. Je nach Charakterausprägung seien bestimmte Areale stärker, andere schwächer ausgeprägt, woran sich die Schädeloberfläche anpassen würde. Daher glaubte man, durch Ertasten des Schädels auf Wesensmerkmale rückschließen zu können. Um 1900 kartographierte der Neuroanatom Brodmann die Großhirnrinde in 52 verschiedene Areale, die als „Brodmann-Areale (BA)“ bezeichnet werden und noch heute zur Unterteilung der Hirnoberfläche dienen. Diese Einteilung beruht auf lichtmikroskopisch sichtbaren Unterschieden des Aufbaus der Hirnrinde nach unterschiedlicher Ausprägung der verschiedenen Schichten. Anhand von Untersuchungen, die an Kriegsverletzten durchgeführt wurden, zeigte sich, dass den histologisch unterschiedlichen Arealen auch bestimmte Funktionen zugeordnet werden können. Weiterhin wurde deutlich,, dass die unterschiedlichen Körperregionen je nach Bedeutung unterschiedlich große Bereiche der Hirnrinde sowie unterschiedliche Anzahl an Nervenfasern beanspruchen. Dimensioniert man die Größe der einzelnen Körperteile entsprechend ihrer Repräsentation im Gehirn, erhält man anschaulich den so genannten Homunculus sowohl für den motorischen als auch den sensorischen Bereich. So sind sensorische Bereiche wie die der Zunge oder der Lippen in einem größeren Areal repräsentiert als diese des Rückens. Ebenso beanspruchen die kleinen Handmuskeln und deren Feinmotorik viel mehr „Platz“ im Gehirn als die Oberschenkelmuskulatur.Heute ist es mit der Magnet-Resonanz-Tomographie (MRT) möglich, das Gehirn nicht-invasiv zu untersuchen. Neben der Struktur kann auch mittels der funktionellen MRT (fMRT) erforscht werden, zu welchem Zeitpunkt bestimmte Gruppen von Nervenzellen aktiv sind. In der modernen Hirnforschung spielt die funktionelle MRT eine immer größere Rolle. Wohin geht diese Entwicklung? Seit Jahren beschäftigen sich verschiedene Forschergruppen mit der Frage, wie eine Verbindung zwischen Gehirn und Computer hergestellt werden könnte. Gehirne von Versuchstieren werden bereits jetzt über Elektroden mit Computern verdrahtet. Es ist aber auch beim Menschen möglich, den gedachten Befehl „ich bewege den Arm“ über einen Computer in die entsprechende Bewegung eines Roboterarms umzuwandeln. Viele Wissenschaftler entwerfen augenblicklich Zukunftsvisionen, in denen beispielsweise die Rede davon sei den „Code zu knacken“, mit dem unser Gehirn Botschaften festlegt. In dem Exponat „Hirnforschung“ dieser Ausstellung werden die oben vorgestellten Themen in einer Art Zeitreise spielerisch erfahrbar.