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Ein Viertel der ärztlichen Arbeitszeit läuft am PC: Erster „Lernzielkatalog“ für Medizinische Informatik

Prof. Dr. Martin Dugas, Direktor des Instituts für Medizinische Infomatik (Foto: WG)

Münster (mfm/mk) - In der medizinischen Forschung spielt die Informatik schon lange eine große Rolle – nun soll die Lehre nachziehen. Da auch die Patientenversorgung mehr und mehr durch IT-Systeme mitgestaltet wird, haben Medizin-Informatiker aus ganz Deutschland den ersten „Lernzielkatalog Medizinische Informatik“ publiziert. Leiter der zuständigen Projektgruppe ist Prof. Martin Dugas, der an der Universität Münster das Institut für Medizinische Informatik leitet.
„Im Mittelpunkt des Lernzielkatalogs steht die Frage: Was muss ein Mediziner heute über Informatik wissen?“, berichtet Prof. Martin Dugas. Gemeinsam mit Kollegen aus den verschiedenen Medizininformatik-Instituten in Deutschland hat er jetzt den deutschlandweit ersten „Lernzielkatalog für Medizinische Informatik“ veröffentlicht. „Wir haben sieben große Themenblöcke mit insgesamt 42 Lernzielen erarbeitet“, so Dugas, „die dazu beitragen sollen, dass künftige Ärztinnen und Ärzte kompetent mit IT-Systemen umgehen können.“
In der Forschung sei die Medizinische Informatik schon immer bedeutsam gewesen, in den letzten Jahren hätten sich IT-Systeme aber auch für klinische Abläufe als unverzichtbar herausgestellt, erläutert Dugas. „Ein normaler Arzt verbringt schon heute etwa ein Viertel seiner Arbeitszeit mit der Informationsverarbeitung am PC“, so Dugas, „das ist Zeit, die eventuell in der Patientenbehandlung fehlt.“ Die Aufgaben der Ärzte reichen vom Umgang mit der elektronischen Patientenakte über den Einsatz von medizinischen Klassifikations-systemen und Datenbanken bis hin zur Signal- und Bildverarbeitung.
"Informatik-Verfahren können die Patientenversorgung qualitativ besser und effizienter machen“, sagt Dugas, weist aber zugleich auf mögliche Probleme hin: „Fehlbedienungen oder Fehlfunktionen von IT-Systemen können die Patientensicherheit gefährden." Vor diesem Hintergrund sei eine medizin-informatische Ausbildung für angehende Mediziner unerlässlich.
Beispiele aus dem Lernzielkatalog - der auch mit internationalen Standards übereinstimmt - sind unter anderem der datenschutzkonforme Umgang mit Patientendaten sowie Einsatz-möglichkeiten der Telemedizin, aber auch die Beratung der Patienten über elektronische Informationsdienste für Prävention, Diagnostik und Therapie. In den letzten Jahren habe sich technisch so viel verändert – beispielsweise stellen fast alle Krankenhäuser und auch immer mehr niedergelassene Ärzte vollständig auf elektronische Patientenakten um –, „dass es für die angehenden Mediziner unerlässlich ist, die Systeme zu verstehen und bedienen zu können“, so Dugas. Dazu habe man mit der Erarbeitung dieses deutschlandweit abgestimmten Lernzielkatalogs entscheidend beigetragen – „nun muss eine Diskussion darüber folgen, wie die Lernziele an den verschiedenen Standorten am besten umgesetzt werden können und welche Lehrveranstaltungen dafür geeignet sind.“

Artikel in „Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie“ (MIBE) zum Erscheinen der Lernzielkatalogs, darin als Anhang auch die 42 Lernziele

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