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Ermordet in Auschwitz: Zwei Stolpersteine erinnern an den Pharmakologen Prof. Hermann Freund
Münster (mfm/tb) – Er machte es wie immer: schnell, schweigend. Aber der Stolperstein, den der Kölner Bildhauer und Künstler Gunter Demnig am letzten Samstag vor dem Institut für Pharmakologie und Toxikologie der Universität Münster verlegte, braucht auch keine Erläuterungen - er spricht für sich. Das kleine Bürgersteig-Mahnmal – das erste auf dem Medizincampus – erinnert an den Medizinprofessor Prof. Hermann Freund, der wegen seiner jüdischen Herkunft in der NS-Zeit entlassen, verfolgt und schließlich umgebracht wurde.
Einleitende - und teils sehr deutliche - Worte hatten die rund 60 Teilnehmer der Aktion zuvor von anderen Rednern gehört, in einer Gedenkstunde, die der Steinverlegung vorausgegangen war. „Die Universität Münster und ihre Medizinische Fakultät haben in der Zeit des Nationalsozialismus große Schuld auf sich geladen“, bekannte sich Dekan Prof. Wilhelm Schmitz gleich zu Anfang klar zur düstersten Phase in der Geschichte seiner Einrichtung. In Richtung der anwesenden Enkelinnen Freunds fügte er hinzu: „Das an Ihrem Großvater verübte Unrecht lässt sich nicht mehr revidieren. Aber vielleicht kann es ein kleiner Trost sein, wenn die Erinnerung nicht mehr nur in Insiderkreisen stattfindet, wenn sie buchstäblich sichtbarer wird“. Der Stolperstein solle dazu beitragen, Freund zurückzuholen „in die Mitte der Fakultät, der er einst angehörte“. Er erhalte seinen Platz an der richtigen Stelle, nämlich „im Blickfeld der Studierenden, im Blickfeld der nächsten Generation. Diese wird dafür sorgen müssen, dass das, was hier passiert ist, nie wieder passiert“.
Über das Leben des Pharmakologen referierte anschließend der Medizinhistoriker Prof. Hans-Peter Kröner. Freund sei ein typischer Vertreter des jüdischen Bürgertums gewesen, politisch ein Konservativer. Beruflich und gesellschaftlich anerkannt, habe er sich nicht vorstellen können, dass die NS-Übergriffe mehr als vorübergehende Phase sein könnten. Prof. em. Konrad Löffelholz aus Mainz, selbst Pharmakologe, stellte Freunds Schicksal in den Zusammenhang weiterer Opferbiographien derselben Fachrichtung. Rund 70 Lebenswege von verfolgten Pharmakologen hat Löffelholz recherchiert und in einem Buch publiziert. Zusammen mit Peter Schilling vom münsterschen Verein „Spuren finden“ war er Initiator des Stolpersteins für Freund – aus dem dann zwei wurden.
Den Menschen hinter dem Arzt und Forscher Freund brachten dessen Enkelinnen den Zuhörern nahe. Dr. Ingeborg Huhn und Ursula Kilian verlasen Auszüge aus ihrem Buch „Es wird alles gut werden“, das den Briefwechsel zwischen Freund sowie seinem Schüler Dr. Willy König beinhaltet und das in Kürze in der Schriftenreihe des Universitätsarchivs erscheinen wird. Nach der Gedenkstunde an der Domagkstraße stand den Frauen ein weiterer schwieriger Moment bevor, denn vor dem Haus Annette-Allee 19, wo Freund zuletzt wohnte, wurde ein weiterer Stolperstein in Erinnerung an ihn verlegt. Die münstersche Historikerin Gisela Möllenhoff, Chronistin der jüdischen Familien der Stadt, gab dort einen Überblick über die verschiedenen Phasen der Ausgrenzung und Verfolgung.
Auf beiden Steinen heißt es schlicht „Hier wohnte …“ und „Hier lehrte Hermann Freund“. Kein Professorentitel, keine Berufsangabe. Denn auch das gehört zur Botschaft der Demnigschen Stolpersteine: Hier lebte, hier arbeitete, hier litt – vor allem ein Mensch.
Gedenkseite in memoriam Prof. Hermann Freund (Autor: Prof. K. Löffelholz)
Einleitende - und teils sehr deutliche - Worte hatten die rund 60 Teilnehmer der Aktion zuvor von anderen Rednern gehört, in einer Gedenkstunde, die der Steinverlegung vorausgegangen war. „Die Universität Münster und ihre Medizinische Fakultät haben in der Zeit des Nationalsozialismus große Schuld auf sich geladen“, bekannte sich Dekan Prof. Wilhelm Schmitz gleich zu Anfang klar zur düstersten Phase in der Geschichte seiner Einrichtung. In Richtung der anwesenden Enkelinnen Freunds fügte er hinzu: „Das an Ihrem Großvater verübte Unrecht lässt sich nicht mehr revidieren. Aber vielleicht kann es ein kleiner Trost sein, wenn die Erinnerung nicht mehr nur in Insiderkreisen stattfindet, wenn sie buchstäblich sichtbarer wird“. Der Stolperstein solle dazu beitragen, Freund zurückzuholen „in die Mitte der Fakultät, der er einst angehörte“. Er erhalte seinen Platz an der richtigen Stelle, nämlich „im Blickfeld der Studierenden, im Blickfeld der nächsten Generation. Diese wird dafür sorgen müssen, dass das, was hier passiert ist, nie wieder passiert“.
Über das Leben des Pharmakologen referierte anschließend der Medizinhistoriker Prof. Hans-Peter Kröner. Freund sei ein typischer Vertreter des jüdischen Bürgertums gewesen, politisch ein Konservativer. Beruflich und gesellschaftlich anerkannt, habe er sich nicht vorstellen können, dass die NS-Übergriffe mehr als vorübergehende Phase sein könnten. Prof. em. Konrad Löffelholz aus Mainz, selbst Pharmakologe, stellte Freunds Schicksal in den Zusammenhang weiterer Opferbiographien derselben Fachrichtung. Rund 70 Lebenswege von verfolgten Pharmakologen hat Löffelholz recherchiert und in einem Buch publiziert. Zusammen mit Peter Schilling vom münsterschen Verein „Spuren finden“ war er Initiator des Stolpersteins für Freund – aus dem dann zwei wurden.
Den Menschen hinter dem Arzt und Forscher Freund brachten dessen Enkelinnen den Zuhörern nahe. Dr. Ingeborg Huhn und Ursula Kilian verlasen Auszüge aus ihrem Buch „Es wird alles gut werden“, das den Briefwechsel zwischen Freund sowie seinem Schüler Dr. Willy König beinhaltet und das in Kürze in der Schriftenreihe des Universitätsarchivs erscheinen wird. Nach der Gedenkstunde an der Domagkstraße stand den Frauen ein weiterer schwieriger Moment bevor, denn vor dem Haus Annette-Allee 19, wo Freund zuletzt wohnte, wurde ein weiterer Stolperstein in Erinnerung an ihn verlegt. Die münstersche Historikerin Gisela Möllenhoff, Chronistin der jüdischen Familien der Stadt, gab dort einen Überblick über die verschiedenen Phasen der Ausgrenzung und Verfolgung.
Auf beiden Steinen heißt es schlicht „Hier wohnte …“ und „Hier lehrte Hermann Freund“. Kein Professorentitel, keine Berufsangabe. Denn auch das gehört zur Botschaft der Demnigschen Stolpersteine: Hier lebte, hier arbeitete, hier litt – vor allem ein Mensch.
Gedenkseite in memoriam Prof. Hermann Freund (Autor: Prof. K. Löffelholz)