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Genetische Nähe der Stoffwechselerkrankungen GACI und PXE nachgewiesen: W.-H.-Hauss-Preis für Prof. Frank Rutsch

Der DGAF-Vorsitzende Prof. Karl Lackner (r.) und Prof. Frank Rutsch bei der Preisübergabe in Blaubeuren (Foto: privat)

Münster (mfm/tb) - Für seine Forschungen zu GACI, einem lebensbedrohlichen Krankheitsbild bei Neugeborenen, hat der münstersche Uni-Mediziner Prof. Dr. med. Frank Rutsch jetzt den W.H. Hauss-Preis erhalten. Die Auszeichnung wird jährlich von der Deutschen Gesellschaft für Arterioskleroseforschung vergeben und ist mit 5.000 Euro dotiert.
Die Generalisierte Infantile Arterienkalzifikation, kurz: GACI, ist eine seltene Erkrankung, bei der es bereits bei Neugeborenen zu Kalkeinlagerungen in den großen und mittelgroßen Arterien sowie zu einer Stenosierung (Verengung) der Gefäße kommt. Die betroffenen Patienten versterben häufig schon in den ersten Lebensmonaten an einem Herzinfarkt oder an einer nicht beherrschbaren Hypertonie. Prof. Rutsch konnte schon 2003 mit seiner Arbeitsgruppe Mutationen im ENPP1-Gen als häufigste Ursache dieser Erkrankung nachweisen.
Bei einer späteren internationalen Studie sammelte er DNA-Material und klinische Daten von Patienten mit der Erkrankung. Bei einem Teil fanden sich jedoch keine ENPP1-Mutationen – der Ausgangspunkt für eine weitere Entdeckung. Bei einem der GACI ähnlichen Krankheitsbild, dem Pseudoxanthoma elasticum (PXE), lagern sich - meist bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen – Kalksalze in der Haut und in der Bruch-Membran des Auges ein. Als Ursache für das PXE hatte eine andere Arbeitsgruppe Mutationen im ABCC6-Gen beschrieben.
Prof. Rutsch untersuchte nun bei seinen Patienten ohne ENPP1-Mutation das ABCC6-Gen und identifizierte dort bei einigen Mutationen. Umgekehrt konnte er bei drei GACI-Patienten mit ENPP1-Mutationen die für PXE typischen Auswirkungen auf Haut und Auge nachweisen. In seiner jetzt prämierten Forschungsarbeit belegt Prof. Rutsch, dass bei den beiden bisher als unabhängig voneinander beschriebenen Krankheitsbildern GACI und PXE eine genetische Verwandtschaft vorliegt. Offenbar spielen dieselben Pathomechanismen eine Rolle. Die prämierte Arbeit erschien im Januar im American Journal of Human Genetics.
Prof. Dr. med. Rutsch leitet als Oberarzt die Poliklinik und die Ambulanz für seltene Erkrankungen an der münsterschen Uni-Kinder- und Jugendklinik. Seine Arbeitsgruppe beschäftigt sich mit seltenen angeborenen Stoffwechselerkrankungen und verfolgt einen translationalen Ansatz, bewegt sich also an der Schnittstelle zwischen präklinischer Forschung und klinischer Entwicklung.

Literaturangaben:
Rutsch F, Ruf N, Vaingankar S, Toliat M, Suk A, Höhne W, Schauer G, Lehmann M, Roscioli T, Schnabel D, Epplen JT, Knisely A, Superti-Furga A, McGill J, Filippone M, Sinaiko AR, Vallance H, Hinrichs B, Smith W, Ferre M, Terkeltaub R, Nürnberg P (2003). Mutations in ENPP1 are associated with ‘idiopathic’ infantile arterial calcification. Nat Genet 34(4):379-381

Nitschke Y, Baujat G, Botschen U, Wittkampf T, du Moulin M, Stella J, Le Merrer M, Guest G, Lambot K, Tazarourte-Pinturier MF, Chassaing N, Roche O, Feenstra I, Loechner K, Deshpande C, Garber SJ, Chikarmane R, Steinmann B, Shahinyan T, Martorell L, Davies J, Smith WE, Kahler SG, McCulloch M, Wraige E, Loidi L, Höhne W, Martin L, Hadj-Rabia S, Terkeltaub R, Rutsch F (2012). Generalized Arterial Calcification of Infancy and Pseudoxanthoma Elasticum can be caused by Mutations in Either ENPP1 or ABCC6. Am J Hum Genet 90(1): 25-39

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