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1.050 Fachbeiträge in 61 Berufsjahren: Der „Grandmaster of Testosterone“ Prof. Eberhard Nieschlag feiert seinen 80. Geburtstag

Ein Platz wurde – wenn auch inoffiziell – bereits nach ihm benannt: Prof. Eberhard Nieschlag im Innenhof des CeRA, einem in den Pausen vom Team gern genutzten Ruheort (Foto: WWU/Peter Leßmann)

Münster(mfm/mw) – Wenn Carl Djerrassi, der „Vater der Antibaypille“, von Kalifornien nach Deutschland kam, hatte er meist zwei Ziele: einen Fachkongress in Berlin, Hamburg oder München und – die Universität Münster (WWU). Denn dort arbeitet bis heute ein Mann, mit dem der Chemiker eine lange Freundschaft verband. Anekdoten über Prof. Eberhard Nieschlag gibt es viele, doch kaum eine sagt mehr aus über das Ansehen, dass dieser Wissenschaftler der WWU weltweit genoss und genießt. Am 16. Juli feiert Prof. Nieschlag, Gründer und langjähriger Direktor des heutigen Centrums für Reproduktionsmedizin und Andrologie (CeRA) seinen 80. Geburtstag. Der Testosteron-Experte legte etliche Grundsteine in der Andrologie, dem Gegenstück zur Gynäkologie.

Nieschlag ist sein Leben lang in verschiedenen nationalen und internationalen Gremien gefragt gewesen. So war er noch bis 2019 für die Bundesärztekammer, der Dachorganisation aller deutschen Landesärztekammern, im Wissenschaftlichen Beirat tätig. Bei der Bewältigung ethischer und sozialer Herausforderungen, die aus neuen Entwicklungen wie der „künstlichen Befruchtung“ resultierten, wurde seine Expertise eingeholt. Als einer seiner großen Schwerpunkte forschte der zweifach Promovierte über Jahrzehnte an der Pille für den Mann. Der „Grandmaster of Testosterone“ – zu dem ihn die amerikanische Androgen Society aus aktuellem Anlass kürte – betreute während seiner Laufbahn 182 wissenschaftliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie 140 Doktoranden. Seine Nachfolger, Prof. Sabine Kliesch und Prof. Stefan Schlatt, führten das Konzept der engen Verzahnung von klinisch-naturwissenschaftlicher Forschung und der praktischen Anwendung erfolgreich fort.
Nach dem 1967 abgeschlossenen Medizinstudium in Bonn hat der gebürtige Bad Godesberger seine klinische Ausbildung zum Internisten und Endokrinologen an den Universitätskliniken in Mainz und Düsseldorf erhalten. Seine wissenschaftliche Tätigkeit führte Nieschlag unter anderem nach London, Edinburgh und Washington. Der Ruf der Universität Münster erreichte ihn 1976: Eine neue interdisziplinäre Abteilung zur Behandlung von unerfülltem Kinderwunsch sollte dort aufgebaut werden. Nieschlag leitete zehn Jahre lang diese Abteilung, die Experimentelle Endokrinologie an der Universitätsfrauenklinik Münster. Das Innovative daran: Infertile Paare wurden erstmals gemeinsam in einem Zentrum behandelt und nicht mehr getrennt durch Gynäkologen und Urologen.

Nieschlag war zunächst Leiter einer CeRA-Vorgängereinrichtung, nämlich der Forschungsgruppe Reproduktionsmedizin der Max-Planck-Gesellschaft Münster, bis er ab 1986 erst das Institut für Reproduktionsmedizin und schließlich das CeRA aufbaute und wesentlich prägte. Bis 2007 leitete er das Centrum und macht es zu einer Einrichtung mit weltweitem Renommee. Prof. Nieschlag ist Herausgeber von neun Büchern und verfasste mehr als 250 Beiträge sowie 800 Artikel, die in Büchern und wissenschaftlichen Zeitschriften erschienen.

Auch als Emeritus ist der Mediziner, der zu den Gründungsmitgliedern des Vereins der Ehemaligen und Freunde der münsterschen Universitätsmedizin medAlum e.V. zählt, aktiv geblieben: Er publiziert weiterhin, nimmt an Forschungsprojekten teil, ist in der ärztlichen Weiterbildung engagiert und bereitet derzeit die bereits vierte Auflage des Andrologie-Buches beim Springer-Verlag vor. Als Geschäftsführer steht der Unruheständler der QuaDeGA GmbH vor, dem Qualitätskontroll-Programm der Deutschen Gesellschaft für Andrologie mit 700 angeschlossenen Laboren. Verändern wird sich sein Alltag auch mit der “8“ als erster Zahl der Altersangabe nicht: „Ich gehe weiterhin fast täglich ins CeRA und am Geburtstag werde ich das noch lieber tun als sonst, denn es wurde Kuchen angekündigt“, schmunzelt der Jubiliar.

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