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Häusliche Gewalt als Aufgabe für den Gesundheitssektor: EU-Projekt VIPROM auf weitere Länder ausgeweitet

Teilnehmende, Trainer*innen und Simulationspatient*innen beim Train-the trainer-Workshop von VIPROM (Foto: Uni MS/Erk Wibberg)

Münster (mfm/es-ms-bp) - Häusliche Gewalt durchzieht alle sozialen Schichten und Lebensrealitäten. In Deutschland sind etwa 25 bis 30 Prozent der Bevölkerung direkt oder indirekt davon betroffen, wobei knapp ein Drittel der Betroffenen männlich ist. Doch nur etwa jedes zehnte Opfer sucht den Weg zur Polizei. Häufig bleiben die Übergriffe somit im Verborgenen und es sind die im Gesundheitswesen Tätigen, mit denen Betroffene als erste über ihr Leid sprechen können. Ihre Rolle ist entscheidend: Sie dürfen die Betroffenen nicht allein lassen.

Als erste „Anlaufstellen“ bei häuslichen Gewalterfahrungen haben die Fachrichtungen im Gesundheitswesen die Chance, den Kreislauf der Gewalt zu durchbrechen, indem sie aufmerksam sind, die richtigen Fragen stellen und wissen, wie sie den Betroffenen helfen können. Doch noch gibt es Wissenslücken: Wie können Kontaktpersonen mit Betroffenen respektvoll und kontextsensibel kommunizieren? Wie erkennen sie Anzeichen häuslicher Gewalt und wie dokumentieren diese rechtssicher? Vor diesem Hintergrund wurde Anfang 2023 an der Medizinischen Fakultät der Universität Münster das EU-Projekt VIPROM „Opferschutz in der Medizin“ ins Leben gerufen. Unter der Leitung von Prof. Bettina Pfleiderer aus der Klinik für Radiologie am UKM hat es sich zum Ziel gesetzt, die Unterstützung von Betroffenen im Gesundheitswesen zu stärken und Fachkräfte besser auf den Umgang mit Betroffenen vorzubereiten. Jetzt wurde das Projekt erheblich erweitert.

Erfolgreicher Start für Train-the-Trainer-Kurs für Europa

Bettina Pfleiderer und Priv.-Doz. Dr. Eva Schönefeld vom Institut für Ausbildung und Studienangelegenheiten (IfAS) haben gemeinsam einen Trainingskurs konzipiert und im September in Form einer „Train-the-Trainer“-Veranstaltung erstmals durchgeführt. Teilgenommen an der erfolgreichen Premiere haben neben deutschen Fachkräften solche aus den VIPROM-Partnerländern Schweden, Italien, Griechenland und Österreich. Das Team des IfAS arbeitete dabei eng mit dem Simulationspatient*innen(SP)-Programm zusammen, um eine realitätsnahe Schulung zu ermöglichen. „Die in Münster ausgebildeten Trainer*innen werden nun in ihren Ländern weitere Fachkräfte nach dem VIPROM-Lehrplan ausbilden. Insgesamt stehen nun 32 neue Trainer*innen bereit, die sich dem Thema häusliche Gewalt annehmen – eine echte Erfolgsgeschichte“, freut sich Pfleiderer über die Erweiterung des Projektes.

Das münstersche VIPROM-Team gibt sich mit diesem Erfolg allerdings nicht zufrieden: Der nächste Schritt ist, Schulungen für Mitarbeitende im Gesundheitssektor in Deutschland anzubieten, auch am UKM. Diese Veranstaltungen werden in deutscher Sprache durchgeführt. Interessierte Kolleg*innen sind herzlich eingeladen, sich bei Prof. Bettina Pfleiderer zu melden und Teil dieser wichtigen Initiative zu werden.

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