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„Humanitäres Handeln beginnt vor der Haustür“: Zehn Jahre Zusammenarbeit mit dem Haus der Wohnungslosenhilfe

Die Erstsemester der Humanmedizin gemeinsam mit ihrer Tutorin Miriam Braun, HdW-Leiter Bernd Mülbrecht und Prof. Joachim Gardemann (alle im Hintergrund) vor dem Haus der Wohnungslosenhilfe Münster (Foto: Miriam Braun)

Münster (ch) – Hausbesuche einmal anders: Die zwanzigste Gruppe von Medizinstudierenden der Universität Münster konnte jetzt das Haus der Wohnungslosenhilfe begrüßen. Seit nunmehr zehn Jahren befassen sich die Erstsemester in ihrem Praktikum zur Einführung in die Klinische Medizin und zur Berufsfelderkundung auch mit Fragen der humanitären Nothilfe. Fester Bestandteil des Kurses ist seither ein Besuch im Haus der Wohnungslosenhilfe Münster (HdW) am Hauptbahnhof.
„Humanitäres Handeln in der Medizin findet nicht nur in exotischen armen Ländern statt, sondern auch mitten in unserer Gesellschaft. Man muss nur genau hinsehen“, so Prof. Joachim Gardemann von der Fachhochschule (FH) Münster. Der Kinderarzt und Leiter des „Kompetenzzentrums Humanitäre Hilfe“ der FH begleitet die Projektgruppe von Beginn an. „Wir versuchen, die Studierenden mit dem ‚humanitären Bazillus‘ zu infizieren. Natürlich müssen sie vor einem ersten internationalen Einsatz ihren Abschluss machen und Praxiserfahrungen sammeln, aber schon während des Studiums können sie sich hier notleidenden Menschen zuwenden. Auch in Münster gibt es zahlreiche Wohnungslose, Flüchtlinge und ‚papierlose‘ Menschen.“
Der Leiter des Hauses der Wohnungslosenhilfe Münster, Sozialarbeiter Bernd Mülbrecht, freut sich jedesmal über den studentischen Besuch: „Immer wieder sind Studierende nach der Exkursion zu uns zurückgekommen und haben dann im Nacht- oder Wochenenddienst bei uns gearbeitet.“ So auch Miriam Braun, die jetzt als Medizinstudentin im münsterschen Gertrudenhaus für alleinstehende wohnungslose Frauen in Krisensituationen tätig ist. Gleichzeitig betreut sie für die Medizinische Fakultät die Erstsemester der Gruppe als studentische Tutorin. Das „Pasteur“-Semester, benannt nach dem französischen Naturwissenschaftler Louis Pasteur und jüngster „Zuwachs“ der Uni-Mediziner, unterstützt das HdW in diesem Jahr mit einer Spende von 1.000 Euro.
Das Haus ist eine qualifizierte Notunterkunft für alleinstehende wohnungslose Männer in der Bahnhofstraße 62 in Münster. 80 Plätze stehen hier zur Verfügung, daneben gibt es einen offenen Bereich, in dem zur Frühstücks- und Mittagszeit auch Mahlzeiten angeboten werden. Einen besonderen Schwerpunkt legt das HdW auf sein Profil als "Gesundheitshaus". Die Einrichtung der katholischen Bischof-Hermann-Stiftung ist eingebunden in ein vielgestaltiges Hilfesystem für wohnungslose Männer und Frauen in der Stadt Münster.
Das zehnjährige Bestehen des Projektes „Humanitäre Hilfe“ als Kooperation von Medizinischer Fakultät und Fachhochschule mit Hilfsorganisationen sowie der Stadt Münster wird am Samstag, dem 14. Januar 2012, vor dem münsterschen Schloss noch einmal offiziell begangen werden. Auf dem Platz vor dem Barockgebäude werden Studierende dann eigens ein mobiles Feldhospital des Roten Kreuzes aufbauen.

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