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Übersetzung Arztsprache - Deutsch: Medizinstudenten erklären Patienten ihre Befunde auf „washabich.de“

Acht der 13 münsterschen Unterstützer: Auszug aus der "Team"-Seite von washabich.de

Münster (mfm/tw) – Medizinische Fachausdrücke sind für Laien oft unverständlich. Was in der Kommunikation unter Ärzten glasklar ist, verwirrt Patienten häufig – vom starken Übergewicht, das in der Fachsprache zur Adipositas wird, bis zur Zirrhose, der Verhärtung und Vernarbung von Bindegewebe nach chronischen Entzündungen. Auf der Internetplattform „washabich.de“ können Patienten ihre Befunde kostenfrei von Fachstudenten „übersetzen“ lassen. Auch 13 angehende Mediziner aus Münster machen mit bei der Initiative – die so erfolgreich ist, dass sie bereits einen „Aufnahmestopp“ für neue Aufträge verhängen musste.
„Für meinen ersten Entlassungsbericht mit Ultraschall- und Röntgenbefund habe ich im Dezember ungefähr acht Stunden gebraucht“, erinnert sich Mario Anaya, der an der Medizinischen Fakultät der Universität Münster im 10. Fachsemester Humanmedizin studiert – „mit etwas Übersetzungsroutine geht das schneller. Ich habe mir als Ziel gesetzt, etwa alle zehn Tage einen Befund zu übersetzen.“ In der Prüfungszeit sei das aber kaum zu schaffen. Auch Kommilitonin Lana Dalinghaus, die im Praktischen Jahr ist, tritt kürzer: „Als ich vor einem halben Jahr angefangen habe, habe ich in den ersten Tagen vier oder fünf Befunde übersetzt. Dieses Pensum lässt sich neben dem Studium auf Dauer nicht durchhalten, im Moment ist kaum Zeit dafür.“
Neben Anaya und Dalinghaus bringen sich inzwischen elf weitere Medizinstudenten aus Münster ein; ab dem achten Fachsemester dürfen Studenten der Human- und Zahnmedizin bei „washabich.de“ mitarbeiten. Die ehrenamtlichen Mitarbeiter weisen sich mit einer Kopie des Personalausweises aus und legen eine Immatrikulationsbescheinigung vor, für sie gilt die ärztliche Schweigepflicht. Patienten können Befunde – bis zu zwei DIN-A4-Seiten – per Fax senden oder über ein Onlineformular hochladen, auf einer internen Plattform können die Unterlagen von den ehrenamtlichen Mitarbeitern dann abgerufen werden. Allein gelassen werden die Studenten mit den Befunden nicht: Im Hintergrund stehen ein Team von 80 Ärzten sowie zwei Psychologen als Berater zur Verfügung.
Seit dem Projektstart im Januar 2011 hat das Team mehr als 5.300 Befunde und Entlassungsbriefe übersetzt, im Moment laufen pro Woche nach Angaben des Betreibers etwa 150 Texte auf. Normalerweise werden Befunde innerhalb weniger Tage von einem der rund 400 ehrenamtlichen Mitarbeiter übersetzt und den Patienten zur Verfügung gestellt. „Damit wir zukünftig noch mehr Patienten helfen können, freuen wir uns über weitere ehrenamtliche Mitarbeiter“, sagt Johannes Bittner, einer der drei Projektgründer: „Auch Spenden helfen uns dabei, das Angebot weiter auszubauen und den Betrieb der Website sicherzustellen.“ Für Patienten werden auch in Zukunft keine Kosten entstehen. Natürlich darf als Dank freiwillig gespendet werden – 80 Prozent des Geldes gehen dann an den Übersetzer, 20 Prozent fließen ins Projekt.
Weitere Informationen für Patienten, Medizinstudenten und Spendefreudige: https://washabich.de/

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