News

Im „Buch des Lebens“ lesen: Hochleistungssequenzierer erschließt der Genanalytik eine neue Dimension

Technischer Quantensprung: IFG-Bereichsleiter Dr. Jochen Seggewiß (r.) und sein Mitarbeiter Martin Kiefmann können für Gensequenzierungen jetzt ein NGS-Gerät der neuesten Generation einsetzen (Foto: FZ)

Münster (mfm/pc) – Rund zehn Jahre ist es her, dass Wissenschaftler verkündeten: „Das menschliche Erbgut ist entschlüsselt.“ Auch Forscher aus Münster wirkten am „Human Genome Project“ mit. Doch die Arbeit geht weiter, denn im „Buch des Lebens“ sind zwar die Worte (Gene) zu lesen, aber die Sätze (Regelkreise/Pathways) ergeben noch nicht immer Sinn. Bei der Entschlüsselung hilft den Medizinern der Universität Münster jetzt ein rund 560.000 Euro teures Hochleistungsgerät.
Welche Gene sind für den Ausbruch einer bestimmten Krebserkrankung verantwortlich? Wie kann Menschen mit einem angeborenen Gendefekt geholfen werden? Um solche Fragen beantworten zu können, muss der genetische Code als Abfolge tausender, manchmal hunderttausender Basenpaare bestimmt werden. Fachleute nennen diesen Vorgang „Sequenzierung“. Im Interdisziplinären Zentrum für Klinische Forschung (IZKF) der Medizinischen Fakultät wurde vor zehn Jahren die Technologieplattform und Serviceeinheit  „Integrierte Funktionelle Genomik“ (IFG) eingerichtet. Wegen ihres besonderen Know-hows und der hoch modernen Geräteausstattung zählt die IFG bereits seit Langem zu den Top-Adressen auf diesem Gebiet.
Mit dem Erwerb des  „LifeTechnologies 5500xl SOLiD Genome Analyzers“ bietet die IFG internen und externen Wissenschaftlern nun noch mehr Möglichkeiten. „Die hoch moderne Technologie des ‚Next Generation Sequencing’ ist ein Meilenstein der DNA-Analytik. So ermöglicht sie die Sequenzierung von einzelnen bakteriellen Genomen bis hin zum kompletten humanen Genom“, erklärt Dr. Jochen Seggewiß. „Bei der Bearbeitung von fachübergreifenden Fragestellungen eröffnet sich Wissenschaftlern damit sozusagen eine neue Dimension.“ Dank der hohen Flexibilität des Systems könnten, so der Leiter des Bereichs Genomik in der IFG, unabhängig von der Größe des Gesamtprojekts die erforderlichen Analysen jetzt kostengünstig und zeitnah durchgeführt werden.
Beim „Auslesen“ der DNA fallen riesige Datenmengen an, die mit einem Hochleistungs-Rechencluster aufbereitet, ausgewertet und systematisch in Datenbanken abgelegt werden müssen. Dies ist die Aufgabe des Bereichs Bioinformatik innerhalb der IFG. Bei sämtlichen Arbeitsschritten von der Planung über die Qualitätssicherung der Proben bis zur eigentlichen Sequenzierung und bioinformatischen Auswertung der Daten kooperiert das IFG-Team eng mit dem jeweiligen Auftraggeber. „Auf diese Weise können wir einen ein Vor-Ort-Service bieten, der die gängige experimentelle Praxis kommerzieller Anbieter deutlich übertrifft“, unterstreicht Dr. Seggewiß.
Anschaffung und Inbetriebnahme des Next Generation Sequenzers wurden ermöglicht durch drei münstersche Projektgruppen aus dem Netzwerk „Seltene Erkrankungen“ des Bundesforschungsministeriums (Prof. Dr. Johannes Roth und Prof. Dr. Dirk Föll vom Institut für Immunologie, Prof. Dr. Heribert Jürgens und Prof. Dr. Uta Dirksen von der Pädiatrischen Hämatologie und Onkologie sowie Prof. Dr. Heiko Traupe von der Uni-Hautklinik) sowie das IZKF Münster. Letzteres übernimmt außerdem die Kosten für das Fachpersonal, die Wartung des Geräts und die übrige Laborausstattung.

Folgendes könnte Sie auch interessieren: