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Kaputte Knie und Dauerstress mit der Achillessehne? WWU Münster betreut Studie zur Gesundheit von Ex-Fußballprofis
Heidelberg/Münster – Sie ist die mit Abstand größte Studie zum Gesundheitszustand der Deutschen und zur Verbreitung der großen Volkskrankheiten: die NAKO. Als die Corona-Pandemie das Land zum Stillstand brachte, dockten die Initiatoren kurzerhand eine Studie zu den psychischen Folgen den Lockdowns an – alles dafür Notwenige war schließlich vorhanden. Jetzt folgt ein anderes „Seitenprojekt“, das eigentlich schon laufen sollte: In den NAKO-Studienzentren, darunter Münster, sind Untersuchungen ehemaliger Fußball-Profis geplant. Gefördert wird das Vorhaben vom Deutschen Fußball-Bund (DFB), der Deutschen Fußball-Liga (DFL), der Unfallversicherung VBG und dem Bundesforschungsministerium.
„Das Covid-19-Virus hat den Start um ein Jahr verzögert“, sagt Prof. Klaus Berger von der
Universität Münster, der zusammen mit dem Teamarzt der Nationalmannschaft, Prof. Tim Meyer (Universität des Saarlandes), das Projekt wissenschaftlich leitet. „Als Folge der landesweiten und regionalen Kontaktbeschränkungen sowie Pandemie-Gegenmaßnahmen mussten viele wissenschaftliche Projekte, die nicht unmittelbar der Corona-Forschung dienen, verschoben werden. Wir freuen uns deshalb, dass unsere ‚Fußball-Studie‘ jetzt mit dem strengen NAKO-Hygienekonzept anlaufen kann.“
Seitdem bei der NAKO wieder Untersuchungen stattfinden, werden die Spielerinnen und Spieler sukzessiv eingeladen. Die Einladung zur Studie erhielten sie über die Berufsgenossenschaft. „Außerdem gibt es viele noch funktionierende Netzwerke der Spielerinnen und Spieler untereinander“ so die Erfahrung von Prof. Berger. Für die ersten rund 40 Fußballprofis werden derzeit die Untersuchungstermine vereinbart. „Das Ziel ist, bundesweit insgesamt 500 Ex-Profis zu rekrutieren und bei diesen den allgemeinen Gesundheitsstatus nach Ende der Berufskarriere zu ermitteln“, erläutert Prof. Meyer. Mitmachen können ehemalige Profis im Alter zwischen 40 und 69 Jahren, die in der Bundesliga oder 2. Bundesliga, der Frauen-Bundesliga oder vergleichbaren ausländischen Ligen gespielt haben.
„Durch die Nutzung der NAKO-Infrastruktur, den hohen Standardisierungsgrad und die bereits erfolgte Untersuchung von Kontrollpersonen bietet dieses Setting optimale Rahmenbedingungen“, hebt Prof. Berger die Vorteile des Studienkonzepts hervor. Es sei das erste Mal, dass der gesundheitliche Status frühere Fußballer mit dem allgemeinen Durchschnitt und dem der Gleichaltrigen verglichen werden könne. „Allmählich wird deutlich, welche riesigen Möglichkeiten in der NAKO stecken“, freut sich Berger.
Dass in „seiner“ Studienzentrale am Pottkamp 17a viele der 500 Ballkünstlerinnen und -künstler landen, erwartet der Direktor des Institutes für Epidemiologie und Sozialmedizin der WWU Münster nicht: „Fußballerisch ist unser Standort halt nicht der Nabel der Welt“, schmunzelt der Mediziner. Bergers Hauptaufgabe bei der neuen NAKO-Studie dürfte daher in der wissenschaftlichen Aufbereitung der erhobenen Daten bestehen. „Aber wer weiß, vielleicht haben Ex-Profis die Stadt ja als Alterssitz gewählt“, so der Epidemiologe - der als Jugendlicher selbst als Torwart auf dem Platz stand und für gelegentliche „Blutgrätschen“ bekannt war.
Hintergrund: die NAKO-Gesundheitsstudie:
Die NAKO-Gesundheitsstudie ist ein gemeinsames Projekt von 27 wissenschaftlichen Institutionen, die sich zusammengeschlossen haben, um gemeinsam die bislang größte bevölkerungsbasierte und prospektive Langzeitstudie in Deutschland durchzuführen. Seit 2014 werden Männer und Frauen zwischen 20 und 69 Jahren, die nach dem Zufallsprinzip aus den kommunalen Melderegistern ausgewählt wurden, in den 18 Studienzentren der NAKO medizinisch untersucht und nach ihren Lebensumständen befragt. Ziel ist es, chronische Erkrankungen wie Krebs, Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Rheuma, Infektionen und Depression genauer zu erforschen. Derart soll eine Grundlage geschaffen werden, um Prävention, Früherkennung und Behandlung dieser weit verbreiteten Krankheiten zu verbessern.
Aus Münster haben über 10.000 Bürgerinnen und Bürger die NAKO durch ihre Teilnahme unterstützt. Hier, wie an allen Studienzentren, läuft derzeit die Zweituntersuchung, bei der alle NAKO-Teilnehmenden wieder eingeladen werden. Die Medizinische Fakultät der Universität Münster, seit Jahrzehnten eine Hochburg der Epidemiologie, fördert die Mammutstudie über zehn Jahre hinweg mit insgesamt zwei Millionen Euro.