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Leichenschau online: E-Learning-Preis für Lernprogramm mit münsterischer Beteiligung
Münster (mfm/tb) – „Und wir werden immer übersehen“. Hätten Sie eine eigene Persönlichkeit, wären sie sicher verärgert über den Medienrummel um ihre schauspielernden Kollegen, die das „Studienhospital“ bundesweit bekannt gemacht haben. Denn „Simulanten“ gab es an der Medizinischen Fakultät der Universität Münster auch schon vor Eröffnung dieses Lernkrankenhauses - nicht nur solche aus Fleisch und Blut, sondern auch virtuelle. Sie stammen aus den Rechnern der INMEDEA GmbH in Reutlingen. Für ihr in Münster schon seit Jahren eingesetztes Online-Lernsystem „INMEDA Simulator“ wurde das schwäbische Unternehmen jetzt mit dem Europäischen E-Learning-Award „eureleA 2009“ ausgezeichnet.
Mit diesem Preis werden jährlich herausragende Beispiele für das Lehren und Lehren mit digitalen Medien gewürdigt. In den Kategorien Mediendidaktik und Gesamteindruck belegte das Programm von INMEDEA jeweils den zweiten Platz. An dem Wettbewerb zur Wahl der besten E-Learning-Lösung hatten sich insgesamt 120 Unternehmen und Institutionen beteiligt. Der „INMEDEA Simulator“ simuliert klinische Abläufe und Situationen in den verschiedenen Fachabteilungen einen Krankenhauses am Beispiel virtueller Patienten. Er eignet sich gleichermaßen für Studenten wie für Ärzte und Pflegkräfte. Die Anwender erwerben auf spielerische Weise medizinisches Grundlagen- und Fachwissen, vor allem aber die Fähigkeit, klinische Entscheidungen wie in der Wirklichkeit zu treffen. „Durch die realistisch visualisierten Fallgeschichten werden medizinischen Leitlinien als optimale Prozesskette abgebildet und eingeübt“, heißt es in einer Pressemitteilung des Herstellers.
In der virtuellen Klinik stehen inzwischen mehr als 150 erfundene Patienten aus 23 unterschiedlichen Fachgebieten zur Verfügung. Die Krankheitsfälle basieren teils auf realen, teils auch auf fiktiven Fällen aus dem Lehrbuch. Alle Diagnose- und Behandlungsschritte gehen in die Krankenakte ein und lassen sich jederzeit überprüfen. Selbst die Sachzwänge des Gesundheitssystems bleiben nicht außen vor: Integrierte Zeit- und Kostenrechnungen vermitteln zusätzliche Realitätsnähe.
In Münster wird der „INMEDEA Simulator“ seit 2005 eingesetzt, und zwar sowohl in der Aus- als auch in der Fortbildung. „Mit der ersten Version, dem Programm Prometheus, haben wir aber schon 2002 erste Versuche gestartet“, erinnert sich Prof. Jörg Haier, früherer Lehrbeauftragter der Chirurgie. Vom Institut für Rechtsmedizin am Universitätsklinikum Münster (UKM) stammt ein zentraler Baustein des Systems: In Kooperation mit INMEDEA entwickelte das Institut das neue Modul „Virtuelle Leichenschau“. Andere Universitäten, die den Simulator inzwischen in der Lehre verwenden, sind Tübingen, Essen, Graz und die Berliner Charité.