Von der Anästhesie in die Industrie: Baxter-Manager Dr. Klaus Hoerauf über seine Zeit in Münster, Zürich und Chicago
Münster (mfm/mk) - Ungewöhnlich (und) steil: So lässt sich der berufliche Aufstieg von Klaus Hoerauf wohl am besten beschreiben. Studiert und promoviert in Münster, habilitiert in Wien – und seit 2006 Topmanager im internationalen Gesundheitsmanagement. Heute leitet er beim US-amerikanischen Pharmakonzern Baxter die Sparte Medical Affairs und ist damit weltweit für das gesamte medizinische Sortiment "Hospital Products" verantwortlich. An seine Zeit an der Universität Münster und die örtliche Kneipenszene erinnert sich der 52-jährige, der mit seiner Familie in der Nähe von Chicago lebt, immer noch gerne zurück.
„Es war nie mein Ziel, in die Gesundheitsbranche zu gehen“, sagt Klaus Hoerauf. „Das hat sich so ergeben und ist dann ja auch nicht schlecht gelaufen.“ Ähnlich verhielt es sich auch mit der Entscheidung, Anästhesist zu werden: Hoerauf wurde nach dem Medizinstudium in Münster und der Promotion (in der Kardiologie) eine Stelle an der Uniklinik für Anästhesiologie angeboten. Diese nahm er an, wurde so Anästhesist und ging als solcher 1992 nach Regensburg, um dort am gerade gegründeten Universitätsklinikum zu arbeiten.
„Erst hier habe ich mich für eine akademische Karriere entschieden“, erzählt Hoerauf, „in Münster war ich zuvor vor allem klinisch tätig.“ In Regensburg knüpfte er dann auch die ersten Kontakte zur Gesundheitsindustrie, etwa durch Auftragsstudien und beratende Tätigkeiten für Pharmakonzerne. Auch in Regensburg sollte er aber nicht sesshaft werden: 1996 ging es weiter nach Wien, wo er sich mit einer Arbeit zur Inhalationsanästhesie habilitierte. Warum er trotz einer so erfolgreichen akademischen Laufbahn zehn Jahre später zum Pharmakonzern Grünenthal in Österreich wechselte? „Ich habe immer schon eng mit der Industrie zusammengearbeitet und als sich dann die Möglichkeit ergab, medizinischer Direktor bei Grünenthal zu werden, habe ich diese wahrgenommen.“ Dabei kam ihm die Kombination aus ohnehin gegebener Wirtschaftsnähe und -erfahrung sowie medizinischer Expertise zugute. Grünenthal war für Hoerauf aber nicht nur der Einstieg in eine zweite Karriere, sondern auch die letzte Station, bei der er etwas mit seinem Fachgebiet, der Anästhesiologie, zu tun hatte.
„Irgendwann ist das Fachliche nicht mehr entscheidend“, so Hoerauf dazu, „dann kommt es vor allem auf das Netzwerk und Managerqualitäten an.“ Grünenthal sollte nur der Startpunkt in die Gesundheitsindustrie sein, nicht aber ein Dauerjob: Es folgten eine Tätigkeit bei Genzyme, wo er für Deutschland, Österreich und die Schweiz verantwortlich war, und 2011 schließlich der Wechsel zum US-amerikanischen Pharma- und Medizintechnikkonzern Baxter. Der setzt mit einer breiten Produktpalette weltweit jährlich über 15 Milliarden Dollar um und hat in 100 Ländern knapp 50.000 Mitarbeiter. Nach zwei Jahren in Zürich zog Hoerauf im letzten Jahr mit seiner Frau und den beiden Söhnen in die Nähe von Chicago, um dort global zunächst für die anästhesiologische Produktpalette von Baxter zuständig zu sein. Seit ein paar Monaten leitet er nun die "Medical Affairs" für sämtliche "Hospital Products" von Baxter weltweit – in nur acht Jahren wurde der einstige Universitätsprofessor Hoerauf also zum Global Player der Gesundheitswirtschaft.
Mit dem universitären Arbeitsalltag hat sein Job jetzt nur noch wenig zu tun: „Wir bei 'Medical Affairs' sind das Bindeglied zwischen Forschung und kommerzieller Nutzung“, beschreibt er selbst seine Aufgaben. „Wir ‚übersetzen‘ quasi Erkenntnisse aus der Forschung für die kommerzielle Abteilung und machen sie so nutzbar.“ Konkret heißt das, dass Hoerauf, vor allem auf der Basis von Gesprächen mit Wissenschaftlern und Industrievertretern die medizinische Seite der Unternehmensstrategie entwirft und diese dann über verschiedene Unterebenen weltweit weitergegeben wird. „Wir verkaufen nicht, sondern sammeln Informationen und informieren selbst, auch durch die Finanzierung von Studien oder die Ausrichtung wissenschaftlicher Symposien“, so Hoerauf, „eine schöne Verbindung zu meinem beruflichen Beginn als Akademiker.“
In Münster, wo die Laufbahn ihren Anfang nahm, ist Hoerauf auch heute noch gerne zu Besuch. Sowohl Uni als auch Stadt sind ihm als „angenehm groß“ in Erinnerung geblieben: überschaubar und schön, aber nicht langweilig und mit einem breites Freizeitangebot. Besonders die Kneipenszene hat es Hoerauf bis heute angetan: „Eine solche Vielfalt habe ich nirgendwo anders wiedergefunden“, schwärmt der Wahlamerikaner. Abgesehen vom Dauerregen kann er sich auch gut vorstellen, später nach Münster zurückzukehren – erst einmal sieht er seine Zukunft aber in den USA. Ob er als „Global Lead Medical Affairs Hospital Products“ bei Baxter bleibt oder ob die ohnehin schon ungewöhnliche Laufbahn von Klaus Hoerauf eine weitere Wendung nimmt, werden die nächsten Jahre zeigen.
(Mit diesem Bericht setzt der Alumni-Verein „MedAlum“ der Medizinischen Fakultät Münster seine Reihe von Porträts ungewöhnlicher „Ehemaliger“ fort. Die Hinweise stammen aus dem Absolventenregister von MedAlum.)
„Es war nie mein Ziel, in die Gesundheitsbranche zu gehen“, sagt Klaus Hoerauf. „Das hat sich so ergeben und ist dann ja auch nicht schlecht gelaufen.“ Ähnlich verhielt es sich auch mit der Entscheidung, Anästhesist zu werden: Hoerauf wurde nach dem Medizinstudium in Münster und der Promotion (in der Kardiologie) eine Stelle an der Uniklinik für Anästhesiologie angeboten. Diese nahm er an, wurde so Anästhesist und ging als solcher 1992 nach Regensburg, um dort am gerade gegründeten Universitätsklinikum zu arbeiten.
„Erst hier habe ich mich für eine akademische Karriere entschieden“, erzählt Hoerauf, „in Münster war ich zuvor vor allem klinisch tätig.“ In Regensburg knüpfte er dann auch die ersten Kontakte zur Gesundheitsindustrie, etwa durch Auftragsstudien und beratende Tätigkeiten für Pharmakonzerne. Auch in Regensburg sollte er aber nicht sesshaft werden: 1996 ging es weiter nach Wien, wo er sich mit einer Arbeit zur Inhalationsanästhesie habilitierte. Warum er trotz einer so erfolgreichen akademischen Laufbahn zehn Jahre später zum Pharmakonzern Grünenthal in Österreich wechselte? „Ich habe immer schon eng mit der Industrie zusammengearbeitet und als sich dann die Möglichkeit ergab, medizinischer Direktor bei Grünenthal zu werden, habe ich diese wahrgenommen.“ Dabei kam ihm die Kombination aus ohnehin gegebener Wirtschaftsnähe und -erfahrung sowie medizinischer Expertise zugute. Grünenthal war für Hoerauf aber nicht nur der Einstieg in eine zweite Karriere, sondern auch die letzte Station, bei der er etwas mit seinem Fachgebiet, der Anästhesiologie, zu tun hatte.
„Irgendwann ist das Fachliche nicht mehr entscheidend“, so Hoerauf dazu, „dann kommt es vor allem auf das Netzwerk und Managerqualitäten an.“ Grünenthal sollte nur der Startpunkt in die Gesundheitsindustrie sein, nicht aber ein Dauerjob: Es folgten eine Tätigkeit bei Genzyme, wo er für Deutschland, Österreich und die Schweiz verantwortlich war, und 2011 schließlich der Wechsel zum US-amerikanischen Pharma- und Medizintechnikkonzern Baxter. Der setzt mit einer breiten Produktpalette weltweit jährlich über 15 Milliarden Dollar um und hat in 100 Ländern knapp 50.000 Mitarbeiter. Nach zwei Jahren in Zürich zog Hoerauf im letzten Jahr mit seiner Frau und den beiden Söhnen in die Nähe von Chicago, um dort global zunächst für die anästhesiologische Produktpalette von Baxter zuständig zu sein. Seit ein paar Monaten leitet er nun die "Medical Affairs" für sämtliche "Hospital Products" von Baxter weltweit – in nur acht Jahren wurde der einstige Universitätsprofessor Hoerauf also zum Global Player der Gesundheitswirtschaft.
Mit dem universitären Arbeitsalltag hat sein Job jetzt nur noch wenig zu tun: „Wir bei 'Medical Affairs' sind das Bindeglied zwischen Forschung und kommerzieller Nutzung“, beschreibt er selbst seine Aufgaben. „Wir ‚übersetzen‘ quasi Erkenntnisse aus der Forschung für die kommerzielle Abteilung und machen sie so nutzbar.“ Konkret heißt das, dass Hoerauf, vor allem auf der Basis von Gesprächen mit Wissenschaftlern und Industrievertretern die medizinische Seite der Unternehmensstrategie entwirft und diese dann über verschiedene Unterebenen weltweit weitergegeben wird. „Wir verkaufen nicht, sondern sammeln Informationen und informieren selbst, auch durch die Finanzierung von Studien oder die Ausrichtung wissenschaftlicher Symposien“, so Hoerauf, „eine schöne Verbindung zu meinem beruflichen Beginn als Akademiker.“
In Münster, wo die Laufbahn ihren Anfang nahm, ist Hoerauf auch heute noch gerne zu Besuch. Sowohl Uni als auch Stadt sind ihm als „angenehm groß“ in Erinnerung geblieben: überschaubar und schön, aber nicht langweilig und mit einem breites Freizeitangebot. Besonders die Kneipenszene hat es Hoerauf bis heute angetan: „Eine solche Vielfalt habe ich nirgendwo anders wiedergefunden“, schwärmt der Wahlamerikaner. Abgesehen vom Dauerregen kann er sich auch gut vorstellen, später nach Münster zurückzukehren – erst einmal sieht er seine Zukunft aber in den USA. Ob er als „Global Lead Medical Affairs Hospital Products“ bei Baxter bleibt oder ob die ohnehin schon ungewöhnliche Laufbahn von Klaus Hoerauf eine weitere Wendung nimmt, werden die nächsten Jahre zeigen.
(Mit diesem Bericht setzt der Alumni-Verein „MedAlum“ der Medizinischen Fakultät Münster seine Reihe von Porträts ungewöhnlicher „Ehemaliger“ fort. Die Hinweise stammen aus dem Absolventenregister von MedAlum.)