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Damit der Strom effizient unter die Haube kommt: Nachhaltigkeits-AG engagiert sich für Klimaschutz im Labor

So kann’s gehen: Im eigenen Labor setzen Nadja Rotte und Prof. Jörg Gromoll ein systematisches Recycling-Programm ein. Dazu gehört auch eine Recyclingbox für PET-Flaschen aus Zellkulturen und anderen Einsatzfeldern (Foto: WWU/ Peter Leßmann)

Münster (mfm/jg) – Klingt nach nichts, doch läppert sich: Abzugshauben schließen, Spülmaschinen voll beladen, Computer nur wenn nötig laufen lassen, richtige Mülltrennung. Das sind machbare Maßnahmen im Alltag – womit nicht nur der zu Hause, sondern auch der im Labor gemeint ist. „Für sich genommen bedeuten solche Verhaltensregeln schon eine kleine Verbesserung – richtig effizient und nachhaltig wird es aber erst, wenn alle ihren Teil dazu beitragen. Und das kann jede und jeder unkompliziert und mit geringem Aufwand hinbekommen“, sagt Nadja Rotte. Sie ist Mitglied der Klinischen Forschungsgruppe 'Male Germ Cells' (KFO326). Dort sowie bei der Reproduction.MS-Initiative (Repro.MS) hat sich eine Bewegung zusammengefunden, die nach dem Motto „Es gibt nichts Gutes, außer: Man tut es“ mehr Nachhaltigkeit und Klimaschutz in die Labore der Hochschulmedizin bringen will. „Wir möchten der Einzelperson bewusst machen, wie simpel auch am eigenen Arbeitsplatz etwas erreicht werden kann“, sagt Prof. Jörg Gromoll, Sprecher der KFO326.

Was viele nicht wissen: Laborgebäude verbrauchen bis zu fünf Mal mehr Energie als Bürogebäude. 1,8 Prozent des globalen Plastikverbrauchs gehen auf das Konto dieses Bereichs. Eine einzige Abzugshaube kann so viel Strom fressen wie ein ganzer Einfamilienhaushalt – Forschen ist leider selten klimafreundlich. Gewiss: Der Bedarf von vielen ressourcenaufwändigen – und für die Gesellschaft hochrelevanten – Prozessen kann ohne qualitativen Verlust nicht merklich vermindert werden, aber: „Als wissenschaftliche Gemeinschaft liegt es absolut in unserer Verantwortung, an unseren Arbeitsplätzen auf unsere Umwelt zu achten“, fordert Gromoll im Namen der KFO326 und Repro.MS. Jede und jeder Einzelne könne mitmachen – aber was heißt das konkret?

Einen systematischen Dreischritt empfiehlt Dr. Kerstin Hermuth-Kleinschmidt, Gründerin der NIUB-Nachhaltigkeitsberatung: „Zunächst muss man den eigenen Ressourcenbedarf kennen: Wie viel Wasser, Energie und Materialien, wie viele Plastikverpackungen oder Chemikalien verbrauche ich? Im zweiten Schritt geht es darum, Ideen zu sammeln, wie die tägliche Routine verändert werden kann, um diesen Verbrauch zu reduzieren und nachhaltiger zu gestalten. Abschließend werden die Vorschläge in den Alltag integriert und bei Erfolg langfristig etabliert.“ Wichtig sei dabei: Klimaschutz erfordert Teamarbeit. Zwar liege die gewissenhafte Durchführung letztlich bei der Einzelperson, ein effizientes nachhaltiges Arbeiten sei aber nur durch gemeinsame Planung und Umsetzung möglich.

Konkrete Ansätze gibt es viele: Sie reichen vom bloßen „Licht aus!“ am Feierabend über die Wiederverwendung von waschbaren Zentrifugenröhrchen bis zu systematischen Recycling-Programmen. Als Einstieg hat die rührige Nachhaltigkeits-AG einen Überblick über die zahlreichen Möglichkeiten erstellt. Dieser lässt sich downloaden und virtuell mit Kolleginnen und Kollegen teilen. Aufgrund der ausgeprägten Internationalität in vielen Laboren gibt es auch eine englische Version. Das zum Auftakt gehaltene Seminar von Hermuth-Kleinschmidt ist zudem für alle Interessierten online zugänglich.

Ihren nächsten Schritt hat sich die Aktivist:innen-Gruppe schon überlegt: „Wir wollen in weiteren Veranstaltungen Konzepte und Wege aufzeigen, wie die Forschungseinrichtungen, aber auch die Klinken am UKM einen essentiellen Beitrag zur Energieeinsparung und zur Verringerung der Umweltbelastung leisten können, damit der Klimaschutz nicht am Arbeitsplatz aufhört“, sieht Rotte nach vorne. „Ein erster konkreter Schritt dafür ist, dass in jedem Institut eine Person für die Umsetzung und Fürsorge der Nachhaltigkeitsmaßnahmen verantwortlich ist.“

Bei Fragen, Ideen oder weiteren Anregungen zum Thema freut sich die Nachhaltigkeits-AG über Kontaktaufnahme: Nadja Rotte, Institut für Reproduktionsgenetik (nadja.rotte@ukmuenster.de); Jörg Gromoll, Centrum für Reproduktionsmedizin und Andrologie (joerg.gromoll@ukmuenster.de).

 

Veranstaltungstipp in Sachen Nachhaltigkeit: Unter dem Motto „Campus earth 2022“ richtet die WWU am 20. Oktober ihren ersten Nachhaltigkeitstag aus. Zu den zahlreichen Angeboten – unter anderem Vorträge, Bürgerdialoge und mobile Labore – ist jede und jeder kosten- und anmeldefrei eingeladen.

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