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Wenn Männer keine Kinder zeugen können: DFG fördert Klinische Forschergruppe zur Infertilität des Mannes mit Millionenbetrag
Münster (mfm/sm) – Eine Familie zu gründen und Kinder zu bekommen, ist für viele Paare ein sehnlicher Wunsch. Doch oft bleibt er ein Traum – beispielsweise wenn der Mann unfruchtbar ist. Genau diesen Betroffenen zu helfen, hat sich eine neue Klinische Forschergruppe der Universität Münster (WWU) zum Ziel gesetzt. Wissenschaftler aus sieben verschiedenen Kliniken und Einrichtungen erforschen in acht Teilprojekten gemeinsam Ursachen für die Unfruchtbarkeit beim Mann. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) unterstützt die Arbeit des an der Medizinischen Fakultät der WWU angesiedelten Teams mit zunächst rund 3,5 Millionen Euro für drei Jahre.Kann ein Paar keine Kinder bekommen, so liegt es bei etwa einem Drittel der Fälle an der Unfruchtbarkeit des Mannes. Bei etwa 70 Prozent der verhinderten Väter kann allerdings keine Ursache für die Infertilität diagnostiziert oder gar eine Therapie angeboten werden - für die meisten Männer ein sehr belastender Zustand. Genau dieser Patientengruppe nimmt sich in verschiedenen Teilprojekten die neue – und erste – Klinische Forschergruppe an der Medizinischen Fakultät in Münster an. „Wir wollen die Zahl der Männer ohne Diagnose für ihre Unfruchtbarkeit halbieren“, umreißt Prof. Jörg Gromoll vom Centrum für Reproduktionsmedizin und Andrologie (CeRA) das ehrgeizige Ziel. „Dafür arbeiten beispielsweise das CeRA, die Universitätskinderklink, sowie die Institute für Humangenetik und für Medizininformatik interdisziplinär zusammen“, so Gromoll, der die neue Forschergruppe zusammen mit Prof. Frank Tüttelmann (Humangenetik) initiierte und als deren Sprecher fungiert. Außerdem beteiligen sich am Ort das Max-Planck-Institut für Molekulare Biomedizin sowie das Institut für Biologie und als externer Partner das Institut für Humangenetik der Universität Duisburg-EssenEin Teilprojekt von „Male Germ Cells: from Genes to Function (CRU326)“, wie die DFG-Forschergruppe offiziell heißt, untersucht beispielsweise sehr feine Unterschiede in unseren Genen – sogenannte Polymorphismen – und deren Zusammenhang mit der männlichen Zeugungsunfähigkeit. Jeder Mensch verfügt über einen einzigartigen „genetischen Fingerabdruck“, der Aussehen und Eigenschaften bestimmt. Ist eine spezielle Konstellation der Polymorphismen Grund für die Unfruchtbarkeit, kann eine Therapie mit einem Hormon die Spermienbildung stimulieren, so dass der Betroffene nicht länger infertil ist. Bisher fehlt jedoch das genaue Wissen, welchen Männern das Hormon helfen kann und welchen nicht. Diese Genvarianten ausfindig zu machen ist daher Ziel dieses Projektes. Als Klinische Forschergruppe von der DFG gefördert zu werden, ist durchaus keine Selbstverständlichkeit: Rund 350 Seiten Antragstext und zwei Jahre Zeit waren notwendig um von der Projektidee über einen hoch kompetitiven Auswahlprozess bis zur Förderzusage zu kommen. „Die Besonderheit einer solchen Forschergruppe ist, dass auch zwei Ärzte, die bisher im Krankenhaus - also eben ‚klinisch‘ - tätig waren, die Chance bekommen, sich komplett der Forschung zu widmen“, erklärt Gruppensprecher Gromoll. Zusammen mit der Klinischen Forschergruppe wird außerdem eine Professur für Reproduktionsgenetik an der Medizinischen Fakultät eingerichtet, die dann Prof. Frank Tüttelmann bekleiden wird.