News
Notwendige Vorsorge oder Millionengrab? Gastvortrag von Peter Doshi über Umgang mit Schweinegrippe-Medikament
Münster (mfm/tw) – Bollwerk gegen Grippe-Pandemien – oder ein Milliardengrab für Staaten weltweit? Als das Vogelgrippe-Virus H5N1 vor sieben Jahren auftauchte, empfahl die Weltgesundheitsorganisation WHO allen Staaten, den Arzneistoff Oseltamivir - bekannter unter dem Handelsnamen Tamiflu - für mindestens ein Viertel der Bevölkerung bereitzuhalten. Die Wirksamkeit des Medikaments ist umstritten, der Hersteller Roche (F. Hoffmann-La Roche AG) hält wichtige Informationen zurück – sagt der Gesundheitswissenschaftler Dr. Peter Doshi von der Johns Hopkins University in Baltimore (Maryland/USA). Am 5. September (Mittwoch) spricht Doshi an der Medizinischen Fakultät der Universität Münster über die Beweislage zur Tamiflu-Wirksamkeit.
„Doshi und seine Mitstreiter haben alle verfügbaren Daten“, sagt Professor Dr. Ulrich Keil, früherer Direktor des münsterschen Instituts für Epidemiologie und Sozialmedizin. „Das Ergebnis ist alarmierend: Der Hersteller hält anscheinend wichtige Daten zurück, insgesamt scheint Tamiflu kaum wirksamer als Aspirin zu sein. Trotzdem haben sich viele Staaten seit der Tamiflu-Zulassung zu Beginn des Jahrtausends mit dem Medikament eingedeckt.“ Keil hat den Vortrag Doshis auch als Mitglied der Arbeitsgruppe Gesundheit von Transparency International, einer nichtstaatlichen Organisation gegen Korruption mit Sitz in Berlin, organisiert.
Der Gesundheitswissenschaftler Doshi gehört der Cochrane Collaboration an, einem internationalen Netzwerk von Wissenschaftlern und Ärzten, das die Wirksamkeit medizinischer Therapien durch systematische Übersichtsarbeiten prüft. 2009, als eine befürchtete Schweinegrippe-Pandemie die Medien beherrschte, untersuchte ein Team um Doshi und den Epidemiologen Tom Jefferson die bei der European Medicines Agency vorliegenden Daten zur Wirkung von Tamiflu. Belege für eine Wirksamkeit fanden die Forscher zwar, allerdings nur für eine Verkürzung der Grippesymptome um weniger als einen Tag – und nicht dafür, dass Tamiflu die Übertragung von Grippeviren verhindern oder schweren Komplikationen vorbeugen kann. Insgesamt verfügt Roche über Daten aus mindestens elf klinischen Studien mit insgesamt mehr als 4.000 Patienten, legt aber laut den Auswertungen Doshis nur 40 Prozent der Daten davon offen.
Der Vortrag Doshis beginnt um am 5. September um 17.15 Uhr im Hörsaal der Medizinischen Fakultät, Domagkstraße 3. Die von Prof. Keil moderierte Veranstaltung ist offen für alle Interessenten, vor allem solche mit Bezug zur Gesundheitspolitik. Die Diskussion nach dem englischsprachigen Referat kann in Deutsch geführt werden.
„Doshi und seine Mitstreiter haben alle verfügbaren Daten“, sagt Professor Dr. Ulrich Keil, früherer Direktor des münsterschen Instituts für Epidemiologie und Sozialmedizin. „Das Ergebnis ist alarmierend: Der Hersteller hält anscheinend wichtige Daten zurück, insgesamt scheint Tamiflu kaum wirksamer als Aspirin zu sein. Trotzdem haben sich viele Staaten seit der Tamiflu-Zulassung zu Beginn des Jahrtausends mit dem Medikament eingedeckt.“ Keil hat den Vortrag Doshis auch als Mitglied der Arbeitsgruppe Gesundheit von Transparency International, einer nichtstaatlichen Organisation gegen Korruption mit Sitz in Berlin, organisiert.
Der Gesundheitswissenschaftler Doshi gehört der Cochrane Collaboration an, einem internationalen Netzwerk von Wissenschaftlern und Ärzten, das die Wirksamkeit medizinischer Therapien durch systematische Übersichtsarbeiten prüft. 2009, als eine befürchtete Schweinegrippe-Pandemie die Medien beherrschte, untersuchte ein Team um Doshi und den Epidemiologen Tom Jefferson die bei der European Medicines Agency vorliegenden Daten zur Wirkung von Tamiflu. Belege für eine Wirksamkeit fanden die Forscher zwar, allerdings nur für eine Verkürzung der Grippesymptome um weniger als einen Tag – und nicht dafür, dass Tamiflu die Übertragung von Grippeviren verhindern oder schweren Komplikationen vorbeugen kann. Insgesamt verfügt Roche über Daten aus mindestens elf klinischen Studien mit insgesamt mehr als 4.000 Patienten, legt aber laut den Auswertungen Doshis nur 40 Prozent der Daten davon offen.
Der Vortrag Doshis beginnt um am 5. September um 17.15 Uhr im Hörsaal der Medizinischen Fakultät, Domagkstraße 3. Die von Prof. Keil moderierte Veranstaltung ist offen für alle Interessenten, vor allem solche mit Bezug zur Gesundheitspolitik. Die Diskussion nach dem englischsprachigen Referat kann in Deutsch geführt werden.