Münster - Als die rund 400 Gäste des Neujahrsempfangs der Universität Münster (WWU) am Freitagabend das Schloss betraten, erkannten sie schnell, wie die Hochschule ihr abendliches Motto "Arts and Literature" in die Tat umgesetzt hatte - Kunst und Literatur auf mehreren Ebenen und in vielerlei Formen. Auf den Büffettischen lagen beispielsweise zahlreiche Bücher aus verschiedenen Fakultäten, als Delikatessen standen unter anderem Germanistik-Stullen, Sinologie-Salate, Bücherwürmer und Anglistik-Pies zur Wahl.
Aber nicht nur literarisch und kulinarisch kamen die Besucher auf ihre Kosten und den Geschmack. Die studentische Jazzband Milestones sowie drei Duos der WWU-Musikhochschule schufen die perfekte musikalische Begleitung. Zudem hatten die Besucher die Gelegenheit, gleich zwei Ausstellungen zu besichtigen - eine Fotoauswahl zur Geschichte des 1979 im Schlossgarten gestarteten münsterschen Jazzfestivals und eine Auswahl deutscher Koranübersetzungen aus dem Zentralinstitut Islam-Archiv-Deutschland.
Im Mittelpunkt der Veranstaltung stand jedoch die Vergabe der Universitäts-Preise. Zwei davon gingen in die Medizin. So erhielt Dr. André Hemping-Bovenkerk einen der mit 7.500 Euro ungewöhnlich hoch dotierten WWU-Dissertationspreise. In seiner Studie geht es – so auch ihr Titel - um die „Untersuchung der Einflussfaktoren organspezifischer Metastasierung unterschiedlicher Tumorzelllinien in-vivo mittels Intravitalmikroskopie der Leber“.
Tumor-Erkrankungen sind nach Herz-Kreislauf-Erkrankungen die zweithäufigste Todesursache in Deutschland. Wie stark der Patient leidet und welche Aussichten auf Heilung bestehen, hängt vor allem von der Metastasierung des Tumors ab – also davon, ob eine bösartige Krebsgeschwulst in entfernt gelegenen Geweben „Ableger“ bildet. Dieser Prozess verläuft nach bislang nicht umfassend verstandenen Regeln. Wie und wo entstehen Metastasen, welche molekularen Prozesse kommen dabei zum Tragen? „André Hemping-Bovenkerk hat mit seinen Untersuchungen wesentlich zu einem besseren Verständnis der molekularbiologischen Grundlagen dieser Metastasierungsprozesse beigetragen und dabei auch innovative Methoden selbstständig weiterentwickelt“, hieß es in der Laudatio.
Insbesondere konnte der Doktorand zeigen, welche Proteine und Signalmoleküle an der Wanderung von metastasierenden Brustkrebs-Zellen in der Leber beteiligt sind beziehungsweise bei der Besiedlung des Lebergewebes durch den streuenden Brustkrebs eine Rolle spielen. Außerdem wies er nach, dass diese molekularen Prozesse einen großen Einfluss darauf haben, welche Organe von metastasierenden Brustkrebszellen befallen werden. André Hemping-Bovenkerks Ergebnisse sind Grundlage weiterführender Untersuchungen und haben die Forschungen auf dem Fachgebiet maßgeblich vorangebracht.
Den ebenfalls mit 7.500 Euro dotierten Studierendenpreis für außergewöhnliches Engagement nahmen Vertreter der "Global Brigades Universität Münster" entgegen. Die Hochschulgruppe unter dem Dachverband "Global Brigades Germany e.V.“ wurde im Mai 2013 von der Medizinstudentin Svea Theresa Segets gegründet und zählt inzwischen etwa 80 Mitglieder aus unterschiedlichen Fachrichtungen. Die studentische Initiative will dazu beitragen, die Lebenssituation möglichst vieler Menschen in den vier Projektländern Ghana, Honduras, Panama und Nicaragua nachhaltig zu verbessern. Zur Finanzierung der Hilfsprojekte setzt das Team vorwiegend auf Benefizveranstaltungen. Die Jury des Studierendenpreises 2014 lobte das außerordentliche und sehr zielführende Engagement der studentischen Initiative. Die Studierenden setzten sich auf eindrucksvolle Art und Weise für die Entwicklungsarbeit ein und leisteten eine wichtige Aufklärungsarbeit vor Ort.

Video zum Studierendenpreis