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Schon vor dem Examen eigene Schwerpunkte setzen: Sechs Kliniken qualifizieren sich als Lehrkrankenhaus

Messingschilder, die auf den neuen Status ihrer Häuser hinweisen, übergaben Studiendekan Dr. Bernhard Marschall (vorn, 2. v.l.) und Dekan Prof. Wilhelm Schmitz (vorn, 3.v.l.) an die Vertreter von sechs Kliniken aus der Region (Foto: FZ)

Münster (mfm/pc) - Die Medizinische Fakultät der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster (WWU) begrüßt neue Akademische Lehrkrankenhäuser: Sechs weitere Kliniken arbeiten nun bei der praktischen Ausbildung der Medizinstudierenden mit der Universität zusammen: die Christophorus-Kliniken in Coesfeld, das Klinikum sowie das St.-Elisabeth-Hospital in Gütersloh, das St.-Bonifatius-Hospital in Lingen, das Klinikum Stadt Soest und das Katharinen-Hospital in Unna. Die Zahl der WWU-Lehrkrankenhäuser erhöht sich damit auf zwanzig. „Mit weiteren Kliniken stehen wir in Verhandlungen. Das Interesse ist groß“, berichtet Studiendekan Dr. Bernhard Marschall.
Vor dem abschließenden Staatsexamen müssen Studierende der Humanmedizin ein Praktisches Jahr, kurz: PJ, absolvieren. Die angehenden Ärztinnen und Ärzte verbringen dabei jeweils vier Monate in der Inneren Medizin und in der Chirurgie. Das Fachgebiet für das letzte Tertial ist frei wählbar. Bei rund 2.200 Studierenden der Humanmedizin am Standort Münster ist für die Ausbildung am Krankenbett eine große Zahl von PJ-Plätzen notwendig, die zudem die in Frage kommenden Fachgebiete abdecken. Daher kooperiert die Medizinische Fakultät der WWU, wie bei anderen Medizinfakultäten ebenfalls üblich, mit ausgewählten Krankenhäusern in der Region.
„Wir möchten unseren Studierenden ein möglichst hochwertiges und differenziertes Lehrangebot bieten, das ihnen zugleich die Chance auf eine möglichst individuelle Betreuung gibt“, nennt Studiendekan Dr. Marschall als Grund für die Erweiterung des Kreises der Lehrkrankenhäuser. „Dadurch ermöglichen wir ihnen noch während des Studiums eine individuelle Schwerpunktsetzung im Hinblick auf ihren späteren Berufswunsch.“
Die Auswahl der Akademischen Lehrkrankenhäuser erfolgt anhand von Kriterien, die in der Approbationsordnung für Ärzte festgelegt sind, wie beispielsweise eine bestimmte Bettenzahl der Häuser und entsprechende Ausbildungsbefähigungen der Chefärzte. „Die sechs neu hinzukommenden Kliniken erfüllen diese Anforderungen in herausragender Weise“, betont der Studiendekan. „Darüber hinaus werden alle Akademischen Lehrkrankenhäuser in das Evaluationssystem unseres Fachbereichs einbezogen. Damit ist die hohe Qualität der Ausbildung unserer Medizinstudierenden in jedem Fall sichergestellt.“
Da es zunehmend schwerer wird, qualifiziertes medizinisches Personal zu finden, ist die Zertifizierung als Lehrkrankenhaus trotz des hohen Aufwands für Bewerber attraktiv. Sie verschaffen sich damit einen wichtigen Vorteil bei der Rekrutierung von Nachwuchskräften. Denn auf das Praktische Jahr folgt nur noch die Abschlussprüfung, danach gehen die Absolventen auf Stellensuche. Erfahrungsgemäß bewerben sie sich häufig bei Häusern, deren Behandlungsschwerpunkte, Arbeitsweise und Betriebsklima sie bereits kennen.
Mit Skepsis betrachtet Marschall die derzeitigen Überlegungen der Gesetzgebung, das Verfahren zur Vergabe des Akademischen Status’ zu ändern: „Die aktuell diskutierten Pläne beinhalten eine massive Erweiterung der Lehrkrankenhauszahl. Würden sie umgesetzt, könnte es für die Hochschulen sehr schwer werden, ein adäquates Qualitätsmanagement zu gewährleisten. Das wiederum wäre dann nachteilig für die Ausbildung der künftigen Ärztinnen und Ärzte“, so die Sorge des münsterschen Studiendekans, die er mit vielen Amtskollegen an anderen Standorten teilt.

Broschüre mit Selbstdarstellungen aller WWU-Lehrkrankenhäuser

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