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Zwanzig Jahre Clinic Invent: Patentbüro der Medizinischen Fakultät schreibt Erfolgsgeschichte

Stehen für Clinic Invent: Dr. Elke Benkhart, Dr. Sabine Blass-Kampmann und Dr. Marion Willenborg (v.l.) (Foto: Uni MS/M. Heine)

Münster (mfm/sbk) - Wo Erfindungsgeist auf Kommerzialisierung trifft: Das Patentbüro Clinic Invent feiert in diesem Jahr seinen 20. Geburtstag. Im Januar 2004 wurde es an der Medizinischen Fakultät der Universität Münster gegründet – seinen Ursprung hat das Projekt in einer zweijährigen Förderung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung für die Interdisziplinären Zentren für Klinische Forschung (IZKF) in Deutschland. Clinic Invent dient als Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Industrie und ist für die schutzrechtliche Bewertung und Absicherung sowie die Kommerzialisierung von Forschungsergebnissen zu marktfähigen Produkten verantwortlich.

Ziel des Patentbüros ist es, den Innovationsgedanken in die Institute und Kliniken zu tragen und den Technologietransfer im Sinne einer Nutzbarmachung von neuen Ideen in der Universitätsmedizin Münster zu etablieren – mit anderen Worten: Clinic Invent kümmert sich um eine effiziente Umsetzung von Forschungsergebnissen in marktfähige Produkte. In den vergangenen 20 Jahren haben die IP-Managerinnen (IP für „intellectual property“, geistiges Eigentum) Dr. Elke Benkhart und Dr. Marion Willenborg gemeinsam mit der IZKF-Geschäftsführerin und Technologietransfer-Beauftragten Dr. Sabine Blass-Kampmann ein umfassendes Leistungspaket entwickelt. „Dank der fachlichen Spezialisierung im gesamten Bereich der Biomedizin und der räumlichen Nähe zu den Erfinderinnen und Erfindern können effiziente und unbürokratische Beratungen sowie hochwertige Erfindungsmeldungen gewährleistet werden“, so Willenborg.

Ebenso pflegt Clinic Invent mit anderen Technologietransferbüros an deutschen Medizinstandorten Kontakte und nimmt aktiv an Netzwerktreffen der bundesweiten Szene in diesem Feld teil. Auch der intensive Austausch durch das Euregio-Start-Up-Center REACH an der Universität Münster unterstützt die Ausgründungspläne von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der Fakultät und fördert den Informationsfluss zwischen beiden Einrichtungen.

In den vergangenen Jahren hat das zunehmende Interesse an eigenen Start-Ups die Verwertung innovativer Technologien deutlich beschleunigt. „Insgesamt konnte seit dem Start von Clinic Invent ein beeindruckendes Portfolio von Verwertungsfällen aufgebaut werden“, freut sich Benkhart. Alle Erfinderinnen und Erfinder der Universitätsmedizin Münster profitieren von einem kostenfreien, umfassenden Service – von der Beratung im Vorfeld einer Erfindung bis zur Absicherung eines Schutzrechts und idealerweise dem erfolgreichen Markteintritt.

Vier Beispiele aus der Arbeit von Clinic Invent (ausführliche Infos zu den Projekten hier)

Truion GmbH – Start-Up aus der Reproduktionsmedizin

Die Arbeitsgruppe „Molekulare Reproduktionsphysiologie“ um Prof. Timo Strünker am Centrum für Reproduktionsmedizin und Andrologie (CeRA) erforscht die Ursachen bislang unerklärlicher männlicher Unfruchtbarkeit. Ein Durchbruch gelang der Gruppe durch die Entdeckung, dass ein Defekt des CatSper-Proteins bei manchen Patienten die Ursache ist und der daraus resultierenden Entwicklung des CatSper-Tests „CatFlux“. Der Test ermöglicht eine optimierte diagnostische Aufklärung sowie gezielte Kinderwunschtherapie und wurde in Zusammenarbeit mit Clinic Invent patentiert und zertifiziert.

Entwicklung einer Enzym-Salbe für eine seltene Erkrankung in der Dermatologie

Die lamelläre Ichthyose ist eine seltene Hauterkrankung, die durch einen Mangel des Enzyms Transglutaminase 1 (TG1) verursacht wird und zu lebenslanger Schuppenbildung und Juckreiz führt. Ein Forschungsteam in Münster entwickelte gemeinsam mit Partnern eine TG1-Enzymsalbe, die in einem Mausmodell positive Ergebnisse zeigte und von der Europäischen Arzneimittelbehörde eine „orphan drug designation“ erhielt – also zu einem Arzneimittel für die Behandlung seltener Erkrankungen erklärt wurde. Gespräche mit Pharmafirmen scheiterten jedoch wegen zu hoher Herstellungskosten. Eine europäische Spendenkampagne reaktivierte das Projekt, das nun auf eine kostengünstigere Produktion abzielt. Clinic Invent begleitet das Projekt seit zwölf Jahren.

Innovative Krebstherapeutika für maßgeschneiderte Behandlungen

Die Entwicklung eines neuen Krebsmedikaments erfordert erhebliche finanzielle Mittel, die nur bei gesichertem Patentschutz investiert werden. Die Krebsforscher Dr. Nicole Bäumer, Dr. Sebastian Bäumer und Prof. Wolfgang Berdel strebten bereits 2014 die Patentierung ihrer Darmkrebstherapie an, scheiterten jedoch zunächst an bestehenden Patenten. Mit Hilfe von weiterer Forschung und der Unterstützung von Clinic Invent gelang es ihnen, 2020 und 2021 zwei Patente für ihre neue Krebstherapie zu erhalten. 

Programmierte Stammzellen als Werkzeuge in der Neurologie

Mikroglia sind spezialisierte Immunzellen im Gehirn, die bei Alzheimer schädliche Entzündungen fördern. Dr. Anna Speicher und Dr. Matthias Pawlowski entwickelten 2019 eine Methode, um Mikroglia aus Stammzellen effizient zu generieren, was in der Forschung und Therapie genutzt werden kann. Mit Unterstützung von Clinic Invent wurde die Methode als Erfindung eingereicht und von bit.bio lizenziert. Die Firma brachte ioMicroglia für Forschungszwecke auf den Markt, was herkömmliche Tiermodelle ersetzt und skalierbare, reproduzierbare Zellen für die Forschung bietet.

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