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Anschub für vielversprechende Biomedizin-Entdeckung: Uni und Uniklinik unterstützen Ausgründung der BioPIT GmbH

Gemeinsam für YopM: Dr. Katja Kümmel, Dr. Christian Rüter, Prof. Alexander M. Schmidt und Dr. Sabine Blass-Kampmann (v.l.n.r.) bei der Unterzeichnung des Gesellschaftervertrages der BioPIT GmbH (Foto: FZ)

Münster (mfm/mk) – Krankheitserregende Bakterien sind gewiefte „Taktiker“. So nutzen einige Hilfsmittel, um das Immunsystem des Menschen zu unterlaufen: Sie transportieren sogenannte Effektorproteine aktiv in die Zielzellen und lähmen so die Produktion körpereigener entzündungsfördernder Botenstoffe. Auch das Effektorprotein YopM wirkt auf diese Weise – und könnte gerade deshalb gegen Erkrankungen wie Schuppenflechte oder rheumatoide Arthritis helfen. Diese viel versprechende Entdeckung machten münstersche Forscher vom Zentrum für Molekularbiologie der Entzündung (ZMBE). Nun soll das Protein möglichst schnell in die klinische Praxis eingebracht werden – über eine  Ausgründung, die von der Universität Münster und dem Universitätsklinikum Münster begleitet wird. Im April wurde der Gesellschaftervertrag unterzeichnet.
Das Start-Up-Unternehmen BioPIT Mining Company GmbH wurde von einem Verbund aus Wissenschaftlern der Medizinischen Fakultät, der Beteiligungsverwaltungsgesellschaft der Universitätsklinikums Münster (UKM BV) und dem fakultätseigenen Patentbüro Clinic Invent gegründet. Mit Hilfe der neuen Firma soll das patentierte Effektorprotein YopM effizienter als sonst möglich lizensiert und in die klinische Anwendung gebracht werden. „Das Besondere an YopM ist, dass es auch unabhängig von krankheitserregenden Bakterien in Körperzellen eindringen und dort die Produktion entzündungstreibender Botenstoffe verhindern kann“, erläutert Prof. Alexander M. Schmidt, Direktor des Instituts für Infektiologie im ZMBE und Mitbegründer von BioPIT Mining. Durch seine Besonderheit könnte das Protein die Behandlung von Erkrankungen wie Schuppenflechte oder rheumatoide Arthritis deutlich verbessern: YopM hemmt die Produktion genau der Stoffe, die für die Überreaktion des Immunsystems bei diesen Erkrankungen verantwortlich sind und so Schäden hervorrufen können.  
Schon seit einigen Jahren arbeiten Schmidt und Dr. Christian Rüter mit weiteren Kollegen vom Institut für Infektiologie an der Erforschung und möglichen Anwendung von YopM. Die Gründung der BioPIT Mining Company ist nun ein erster Schritt in Richtung Marktreife des patentierten Proteins. „Ausgründungen sind eine gute Möglichkeit der Verwertung“, so Dr. Elke Benkhart, die die Erfindung als Innovationsmanagerin von Clinic Invent betreut. Über die Start-Up-Firma sollen alle mit dem Patent zusammenhängenden Technologien in besonders effizienter Weise verwertet werden. In der BioPIT Mining bündeln die Gründer Prof. Alexander M. Schmidt und Dr. Christian Rüter aus dem ZMBE sowie ihr Kollege Priv.-Doz. Dr. Gerhard Heusipp von der Hochschule Rhein-Waal und der geschäftsführende Rechtsanwalt Dr. Sebastian Kemper aus Berlin ihre Kompetenzen, dabei werden sie von der UKM BV, vertreten durch Katja Kümmel, sowie Clinic Invent unterstützt.
„Wir wollen mit unseren Erfindungen möglichst schnell möglichst vielen Patienten helfen“, sagt Christian Rüter, der die Funktionen des Proteins YopM zuerst entdeckt und gemeinsam mit Schmidt 2009 zum Patent angemeldet hat: „Zudem können wir über die BioPIT Mining Company die verschiedenen Aspekte unserer Patente nicht nur an einen, sondern an verschiedene Interessenten aus der Pharmaindustrie unterlizensieren.“ Der Vorteil für die anderen Partner: Die Patente sind weiterhin Eigentum der Universität und so langfristig in das Projekt eingebunden – die Unterlizenzierung übernehmen über die BioPIT aber die Wissenschaftler selbst. „Das gewählte Konstrukt stellt sicher, dass die Erfinder mit ihrem Know-how die kommerzielle Vermarktung ihrer Patente begleiten“, so Dr. Sabine Blass-Kampmann, Projektleiterin bei Clinic Invent. 
Schon in etwa fünf Jahren könnte so gemeinsam mit einem geeigneten Lizenznehmer ein Produkt zur Marktreife kommen – beispielsweise eine Salbe gegen Schuppenflechte, die sich die immunmodulatorischen Eigenschaften des Effektorproteins YopM zunutze macht. BioPIT Mining könnte aus Sicht der Urheber Schule machen und zum Modell für weitere Ausgründungen dieser Art werden: „Von den Unterstützungsangeboten und den über Jahre gesammelten Erfahrungen in einem hoch komplexen Feld könnten auch andere anwendungsrelevante Entdeckungen profitieren“, sind sich Blass-Kampmann und Kümmel einig.
 

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