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Zwischen Mord und Mountainbike: Medizinische Fakultät verabschiedete Prof. Brinkmann
Die Abhänge der Alpen am Rande der italienischen Stadt Como sind schwer zu erklimmen. Die meisten, die einen Gipfel erreichen wollen, nehmen daher die Gondel, die sich langsam den Berg hoch bewegt. Prof. Bernd Brinkmann reicht das Mountainbike, um den Berg zu bewältigen. Ende Juli verabschiedete die Medizinische Fakultät ihren verdienten Rechtsmediziner in den Ruhestand.
So steil wie die Comer Berghänge war auch die Karriere des gebürtigen Hanseaten. Er studierte zunächst Jura und Medizin in seiner Heimatstadt Hamburg. Danach als wissenschaftlicher Assistent und später leitender Oberarzt am Institut für Rechtsmedizin der Universität Hamburg tätig, wechselte er im Jahre 1981 nach Münster. Hier deckte er bis heute viele knifflige Fälle auf. Seine Hartnäckigkeit und die Freude am Kombinieren brachten ihn immer schnell voran. Dabei trotzte er auch größeren Steinen, die im Wege lagen und ließ sich von Kritikern nicht beirren. So baute er gar ein Gerüst aus dem Mordfall Roberto Calvi im Garten der Rechtsmedizin nach, um den Vorgang aufzuklären. Der Bankier war im Jahre 1982 erhangen unter der Brücke der Schwarzen Mönche in London gefunden worden. Die Polizei ging von Selbstmord aus, doch Calvis Witwe war von Mord überzeugt.
Brinkmann untersuchte die Schuhe des Toten, an welchen sich keine Partikel des Gerüstes befanden. Da Calvi somit nicht selbst auf das Gerüst gestiegen sein konnte, widerlegte Prof. Brinkmann die Selbstmordtheorie, die bis dahin die Witwe des Chefs der Banco Ambrosiano mit Ungewissheit belastet hatte. „Es ist ein fast noch schöneres Gefühl, die Unschuld eines Menschen zu beweisen, als einen Täter zu entlarven“, so der 68-jährige über seine Arbeit.
Auf seinem Weg zum beruflichen Gipfel gab es noch weitere Fälle, die das Interesse der Öffentlichkeit stark auf sich zogen. Das Rätsel um Kaspar Hauser, den vermeintlichen Erbprinz von Baden, hatten andere Kriminologen schon zu den Akten gelegt. Es schien bewiesen, dass das Findelkind in keiner Weise mit dem Hause Baden verwandt war. Professor Brinkmann dröselte das Verfahren neu auf, ließ die Legende wieder aufleben und machte Kaspar-Hauser-Fans neue Hoffnungen, denen der Gedanke nicht gefiel, der mysteriöse Mann könnte „nur“ ein normaler Bürger gewesen sein.
Bei den Studierenden ist Bernd Brinkmann nicht nur als kompetenter, sondern auch als humorvoller und origineller Referent sehr beliebt. Seine Kriminalfälle brachten ihn zu sowohl national aber vor allem auch international großer Popularität und Anerkennung. Ausländische Behörden setzen bis heute viel auf Zusammenarbeit mit dem münsterschen Rechtsmediziner.
Und was macht ein so erfolgreicher Mann, wenn er ganz oben angekommen ist? Auf dem Gipfel weiter nach Unentdecktem forschen. Denn jetzt hat Prof. Brinkmann endlich die Zeit, sich diesem Hobby zu widmen. Helena Stahlberg
So steil wie die Comer Berghänge war auch die Karriere des gebürtigen Hanseaten. Er studierte zunächst Jura und Medizin in seiner Heimatstadt Hamburg. Danach als wissenschaftlicher Assistent und später leitender Oberarzt am Institut für Rechtsmedizin der Universität Hamburg tätig, wechselte er im Jahre 1981 nach Münster. Hier deckte er bis heute viele knifflige Fälle auf. Seine Hartnäckigkeit und die Freude am Kombinieren brachten ihn immer schnell voran. Dabei trotzte er auch größeren Steinen, die im Wege lagen und ließ sich von Kritikern nicht beirren. So baute er gar ein Gerüst aus dem Mordfall Roberto Calvi im Garten der Rechtsmedizin nach, um den Vorgang aufzuklären. Der Bankier war im Jahre 1982 erhangen unter der Brücke der Schwarzen Mönche in London gefunden worden. Die Polizei ging von Selbstmord aus, doch Calvis Witwe war von Mord überzeugt.
Brinkmann untersuchte die Schuhe des Toten, an welchen sich keine Partikel des Gerüstes befanden. Da Calvi somit nicht selbst auf das Gerüst gestiegen sein konnte, widerlegte Prof. Brinkmann die Selbstmordtheorie, die bis dahin die Witwe des Chefs der Banco Ambrosiano mit Ungewissheit belastet hatte. „Es ist ein fast noch schöneres Gefühl, die Unschuld eines Menschen zu beweisen, als einen Täter zu entlarven“, so der 68-jährige über seine Arbeit.
Auf seinem Weg zum beruflichen Gipfel gab es noch weitere Fälle, die das Interesse der Öffentlichkeit stark auf sich zogen. Das Rätsel um Kaspar Hauser, den vermeintlichen Erbprinz von Baden, hatten andere Kriminologen schon zu den Akten gelegt. Es schien bewiesen, dass das Findelkind in keiner Weise mit dem Hause Baden verwandt war. Professor Brinkmann dröselte das Verfahren neu auf, ließ die Legende wieder aufleben und machte Kaspar-Hauser-Fans neue Hoffnungen, denen der Gedanke nicht gefiel, der mysteriöse Mann könnte „nur“ ein normaler Bürger gewesen sein.
Bei den Studierenden ist Bernd Brinkmann nicht nur als kompetenter, sondern auch als humorvoller und origineller Referent sehr beliebt. Seine Kriminalfälle brachten ihn zu sowohl national aber vor allem auch international großer Popularität und Anerkennung. Ausländische Behörden setzen bis heute viel auf Zusammenarbeit mit dem münsterschen Rechtsmediziner.
Und was macht ein so erfolgreicher Mann, wenn er ganz oben angekommen ist? Auf dem Gipfel weiter nach Unentdecktem forschen. Denn jetzt hat Prof. Brinkmann endlich die Zeit, sich diesem Hobby zu widmen. Helena Stahlberg