Enterohämorrhagische Escherichia coli (EHEC)
Enterohämorrhagische Escherichia coli (EHEC) sind eine von fünf bekannten Wirkgruppen der darmpathogenen E. coli, die eine hämorrhagische Kolitis und das sich extraintestinal manifestierende hämolytisch-urämische Syndrom (HUS) hervorrufen können. EHEC-Erkrankungen treten vornehmlich in den industrialisierten Ländern auf. Der wichtigste humanpathogene Serovar weltweit ist E. coli O157:H7. Meist werden die Erreger über kontaminierte Lebensmittel aufgenommen. Eine spezifische Therapie steht bisher routinemäßig nicht zur Verfügung. Aufgrund der häufig geringen Keimzahlen im Stuhl bei Patienten mit HUS, ist der sichere Nachweis oft nur noch mit aufwendigen Methoden in spezialisierten Laboratorien zu führen.
Wegen der gravierenden Bedeutung der Erkrankung durch EHEC und des Fehlens einer kausalen Therapie sind die genaue Beschreibung des Erregerreservoirs, der verschiedenen Übertragungswege und der Pathomechanismen von überaus großer Bedeutung. Anstrengungen hierzu müssen auf nationaler und internationaler Ebene im Rahmen von Forschungsnetzwerken, an denen die behandelnden Ärzten, spezialisierte Laboratorien und der öffentliche Gesundheitsdienst beteiligt sind, gemacht werden.
EHEC-assoziierte Diarrhö
Die meisten EHEC-Infektionen verlaufen klinisch inapparent. Nach einer Inkubationszeit von 1 bis 3 (selten bis 8) Tagen tritt initial ein meist wässriger Durchfall auf, der im Verlauf der Erkrankung zunehmend wässrig-blutig erscheint. Akute krampfartige Bauchschmerzen, vor allem im Unterbauch, sind ein häufiges Begleitsymptom; insbesondere bei Kindern werden auch Fieber, Übelkeit und Erbrechen beobachtet. Schwere Erkrankungsverläufe lassen sich besonders häufig bei Säuglingen, Kleinkindern, alten Menschen und Abwehrgeschwächten feststellen. In 10 bis 20 % der Patienten kann sich eine hämorrhagische Kolitis entwickeln. Bei immunkompetenten Erwachsenen verlaufen EHEC-Infektionen oft symptomlos oder als uncharakteristische wässrige Diarrhoe, die sich von Durchfallerkrankungen anderer infektiöser Genese klinisch nicht unterscheidet. In die differentialdiagnostischen Überlegungen der hämorrhagischen Kolitis müssen andere bakterielle (z. B. Salmonellose, Shigellose, pseudomembranöse Kolitis), aber auch nicht-infektiöse Darmerkrankungen wie die Kolitis ulcerosa, Appendizitis und besonders im Säuglingsalter die akute Invagination einbezogen werden.
Eine Ansteckungsfähigkeit besteht, solange EHEC-Bakterien im Stuhl nachgewiesen werden. In der Regel dauert die Keimausscheidung 5 bis 10 (bis 20) Tage, kann aber (besonders bei Kindern) auch über einen Monat betragen. Selten kommt es nach einer EHEC verursachten Diarrhoe zur wochen- bzw. monatelangen Ausscheidung von EHEC bei klinisch unauffälligem Bild. Dauerausscheider sind bisher nicht beschrieben worden.