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Anlaufstelle für Plüsch-Patienten: Münstersches Teddybär-Krankenhaus hat wieder geöffnet
Münster (fsmed/tb) - Es ist laut vor dem münsterschen Schloss, dem Sitz der Universitätsverwaltung. Angestellte schließen ihre Fenster, damit Lärm und Hupentöne draußen bleiben. Eine Demo gegen Studiengebühren? Nein: Drei Tage lang verwandelt sich der Schlossplatz ab heute wieder in ein Klinikum der besonderen Art. Das Teddybär-Krankenhaus hat erneut geöffnet.
Von Jahr zu Jahr erfreut sich die Aktion der Fachschaft Medizin größerer Beliebtheit und steigender Besucherzahlen. Vom 19. bis zum 21. Mai schlüpfen über 100 Medizinstudierende in die Rolle von Teddy-Docs. Als solche betreuen sie Kinder im Alter von drei bis sechs Jahren, die als Begleiter ihrer erkrankten Stofftiere hautnah am Krankenhaus-Geschehen teilnehmen können. So werden gebrochene Beine infolge Trampolinspringen oder Bauchschmerzen wegen übermäßigem Gummibärengenuss liebevoll versorgt. Erst wenn die plüschigen Patienten die bestmögliche Behandlung erhalten haben und die jungen Eigentümer erleichtert lächeln, widmen sich die TeddyDocs dem nächsten Notfall.
Das aus Skandinavien stammende Projekt hat sich in vielen Ländern verbreitet und findet in Münster bereits zum sechsten Mal statt. Es wird durch zahlreiche freiwillige Helfer ermöglicht und von zwei Sponsoren, der Finanzfabrik sowie dem Universitätsklinikum Münster (UKM), unterstützt. Das UKM stellte zahlreiches medizinisches Verbrauchsmaterial bereit.
Der Fachschaft Medizin lagen in der letzten Woche bereits 1.700 bestätigte Anmeldungen vor. Außerhalb der Terminvereinbarungen können Spontanbesucher in den Nachmittagssprechstunden (Mittwoch und Donnerstag, 14 bis 16 Uhr) vorbeischauen.
Hintergrund des Projektes: Ärzte und Krankenhäuser sind für die meisten Kinder etwas Neues und lösen schnell Furcht aus. Das Teddybär-Krankenhaus soll helfen, den Kindern diese Angst zu nehmen. Im Rollenspiel sollen sie unbefangen lernen, dass ein weißer Kittel nicht automatisch etwas Schlechtes bedeutet. Die Welt des Krankenhauses lässt sich unbeschwert erkunden, ohne selbst als Patient betroffen zu sein, stattdessen als fürsorglicher Begleiter eines Teddybärs.
Als Vorbereitung hat sich laut Fachschaft bewährt, dass bereits im Kindergarten die Themen „Arzt“ und „Krankheit“ besprochen und passende Info-Materialien verteilt werden. So können sich die Kinder schon vorab eine Krankengeschichte ihres Schützlings überlegen. Treffen die Kleinen dann in der Krankenstation ein, ist der Ablauf dem echten Krankenhausalltag nachempfunden: Die „Patienten“ werden zunächst im Anmeldezelt aufgenommen, wo Angaben über das Alter, Gewicht und Größe sowie die Beschwerden sorgfältig auf dem Krankenblatt dokumentiert werden. Es folgt das Wartezimmer. Von dort holt ein Teddy-Doc die Kinder ab und führt sie in das große Behandlungszelt. Eine grundlegende Befragung und Untersuchung des erkrankten Stofftiers sind dann die folgenden Schritte: Es wird abgetastet, das Stethoskop kommt zum Einsatz oder, falls nötig, auch das Röntgengerät.
Die Kinder werden aktiv in das Geschehen einbezogen. So kann der Bruch selbst auf dem Röntgenbild erkannt oder das Pfötchen gehalten werden, falls eine Impfung mittels einer Spritze ansteht. Alles wird den Kindern geduldig erklärt, so verlieren die medizinischen Gerätschaften ihren Schrecken.
Ist die Diagnose zweifelsfrei gestellt, wird sofort behandelt. Verbände werden angelegt und Knochen geschient, sogar kleine Operationen sind machbar. Je nach Bedarf nehmen die Kleinen Kühlpacks oder Wärmflaschen mit nach Hause, um die weitere Genesung ihrer Schützlinge zu fördern. Auch das Ausstellen eines Rezeptes darf natürlich nicht fehlen - auf dem dann Tipps wie „Viel Ruhe und Kuscheln“ an die nötige Nachbehandlung erinnern.
Neben einer ganzen Stofftier-Generation profitieren die Macher ihrerseits vom Teddybär-Krankenhaus: Die Teddy-Docs, selbst noch in ihrer Ausbildung, erhalten hier Gelegenheit, den Umgang mit einer weit jüngeren Generation zu üben und Erfahrungen zu sammeln.
Für die Kinder, deren Stofftiere bereits auf dem Weg der Besserung sind, stehen zusätzlich die ClinicClowns des UKM bereit sowie ein Rettungswagen des Malteser Hilfsdienstes, den die Kleinen erkunden dürfen. Gegen seine Hupe helfen auch geschlossene Fenster nur bedingt.