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Ausbreitung des SARS-CoV-2-Virus unter der Lupe: Virologen erhalten 900.000 Euro für Zoonosenforschung
Münster (upm/sr) - Ein Erfolg während der Corona-Krise: Virologen der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster (WWU) und des Universitätsklinikums Münster (UKM) erhalten knapp 900.000 Euro für ihre Forschung an Zoonosen – also Krankheiten, die zwischen Tieren und Menschen übertragbar sind. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fördert damit wissenschaftliche Arbeiten, die innerhalb der Nationalen Forschungsplattform für Zoonosen durchgeführt werden. Die Forschungsplattform mit drei Geschäftsstellenstandorten und mehr als 1.000 Mitgliedern in Deutschland besteht seit 2009.
„Die erneute Förderung freut uns sehr, da sie uns darin bestärkt, unsere wichtige Arbeit im Bereich der Zoonosenforschung auch für die nächsten Jahre so intensiv und erfolgreich wie bisher weiter zu verfolgen“, betont Prof. Dr. Stephan Ludwig, Leiter des Instituts für Virologie der WWU und des UKM und Koordinator der Zoonosenplattform. Die neue Förderung geht über eine Laufzeit von drei Jahren.
Zwei Drittel aller Infektionskrankheiten sind Zoonosen. Nach aktuellem Stand der Wissenschaft ist anzunehmen, dass das neue Virus SARS-CoV-2 ursprünglich aus Fledermäusen stammt und durch Veränderungen auf andere tierische Wirte und schließlich den Menschen übergegangen ist. Da SARS-CoV-2 sehr effizient von Mensch zu Mensch übertragen werden kann, konnte es sich in der globalisierten Welt rasch auf allen Kontinenten verbreiten und stellt auch Deutschland aktuell vor enorme Herausforderungen.
Um die Verbreitung zoonotischer Erreger besser zu verstehen, fließen 240.000 Euro der neuen Fördermittel in ein interdisziplinäres Forschungsprojekt namens „EPIPREDICT“. Darin arbeiten Wissenschaftler der Institute für Virologie, Wirtschaftsinformatik sowie Epidemiologie und Sozialmedizin gemeinsam an der Weiterentwicklung einer speziellen Software, mit der sie konkrete Erreger- und validierte Ausbreitungsszenarien simulieren können. Das soll es möglich machen, zukünftig wichtige Erkenntnisse zum Verlauf einer Epidemie abzuleiten und mögliche Handlungsoptionen im Falle eines pandemischen Geschehens aufzuzeigen. Die Wissenschaftler berücksichtigen aktuelle Daten des bisherigen SARS-CoV-2-Ausbruchsgeschehens, um die Faktoren der Ausbreitung von COVID-19 besser zu verstehen. „Ein großer Vorteil ist, dass die Mittel schon vor der Coronavirus-Krise bewilligt wurden, sodass wir nun gleich voll in das Projekt einsteigen können“, sagt Stephan Ludwig.
Die münsterschen Wissenschaftler arbeiten eng mit ihren Kollegen der zwei anderen Geschäftsstellenstandorte am Friedrich-Loeffler-Institut in Greifswald/Insel Riems und am Institut für Virologie der Charité in Berlin zusammen. „Interdisziplinarität ist in der Zoonosen-Forschung der Schlüssel zum Erfolg. Mit Prof. Martin Groschup und Prof. Christian Drosten haben wir zwei exzellente Kooperationspartner an unserer Seite, die die veterinär- und humanmedizinische Expertise in hervorragender Weise einbringen und den Erfolg der Zoonosen-Plattform maßgeblich mitbestimmen“, betont Stephan Ludwig. „Diese seit mehr als zehn Jahren erfolgreiche Zusammenarbeit lässt uns hoffnungsvoll und mit ganzer Tatkraft auf die zukünftigen Aufgaben blicken, die in Zeiten von Klimawandel und Globalisierung sicherlich herausfordernd bleiben.“
Die Nationale Forschungsplattform für Zoonosen:
Die vom BMBF geförderte Nationale Forschungsplattform für Zoonosen ist ein Informations- und Servicenetzwerk für alle Wissenschaftler in Deutschland, die sich mit diesem Themenfeld beschäftigen. Neben dem BMBF erhält die Zoonosenplattform Unterstützung durch das Bundesministerium für Gesundheit, das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft und das Bundesministerium der Verteidigung.
Ziel ist es, einzelne Forschungsvorhaben und -verbünde zu vernetzen und die Zusammenarbeit verschiedener Fachdisziplinen, beispielsweise der Human- und Tiermedizin, zu bündeln. Wissenschaftliche Grundlagen sollen langfristig dazu führen, die Prävention, Diagnose und Therapien von Zoonosen und damit den Gesundheitsschutz von Mensch und Tier zu verbessern. Die Plattformaktivitäten am Standort Münster wurden bereits von 2009 bis 2018 vom BMBF mit mehr als einer Million Euro gefördert.