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Dissertation als Plagiat bewertet: Universität Münster entzieht einem Arzt den Doktortitel
Münster (mfm/tb) – Der Hinweis kam aus den Weiten des Internets: Zwei Redakteuren des Online-Lexikons Wikipedia waren bei der Überarbeitung eines medizinischen Fachartikels große Übereinstimmungen zwischen zwei Doktorarbeiten aufgefallen. Diese wollten sie als Quellen des Artikels nutzen. Beide Dissertationen wurden an der Medizinischen Fakultät der Universität Münster (WWU) verfasst – und die hat jetzt einem der Autoren den Doktortitel aberkannt. „Die Sache war eindeutig und die Entscheidung des Fachbereichsrates daher einstimmig“, sagt der Dekan der Fakultät, Prof. Wilhelm Schmitz.
Mitte März hatten die Wikipedia-Rechercheure ihn mit einer E-Mail über ihre Beobachtungen informiert - und Beispiele von Übereinstimmungen gleich beigefügt. „Die waren so gravierend, dass wir sofort alle Beteiligten zu Stellungnahmen aufgefordert und ein internes Prüfungsverfahren eingeleitet haben“, erläutert Schmitz. Der Autor der später erschienenen Arbeit – der Abstand betrug mehrere Jahre – räumte in seiner Antwort zwar ein, sich auf dieselben experimentellen Ergebnisse gestützt zu haben, verwies aber auf zusätzliche, neue Aspekte darin.
Die gibt es laut Prüfung der Fakultät zwar tatsächlich. Doch bewerten die Gremien sie nicht als eine ausreichende eigenständige Leistung im wissenschaftlichen Sinn, die den Erwerb des Doktorgrades rechtfertigen würde. Dem Autor - einem Arzt aus Westfalen - wurde noch vor Zustellung des offiziellen Schreibens per E-Mail mitgeteilt, dass er den Doktortitel nicht mehr führen darf.
Rund 300 Dissertationen werden jährlich an der Medizinischen Fakultät geschrieben – über 40 Prozent aller Arbeiten an der WWU. „Dennoch ist jeder Plagiatsfall einer zu viel“, ärgert sich Schmitz, der sich an keinen vergleichbaren Fall in der münsterschen Uni-Medizin erinnern kann. Die gilt im bundesweiten Bereich als sehr forschungsstark, auch wegen der Promotionsquote, die – allgemein sinkend – hier über dem Schnitt liegt und mit gezielter Nachwuchsförderung unterstützt wird. „Umso dankbarer sind wir für den Hinweis von Wikipedia. Dadurch konnten wir rasch reagieren. Und Plagiatoren müssen im Internetzeitalter nun eine neue Quelle der Aufdeckung fürchten“, sagt der Dekan.
Er geht von einem „absoluten Einzelfall“ aus, schon weil es in der Medizin wegen der hohen Quote experimenteller Arbeiten und der Veröffentlichung in Zeitschriften und Datenbanken riskant sei, ein Plagiat einzureichen: „Auch nach Jahren laufen ‚Abschreiber’ noch Gefahr, entdeckt zu werden – wie im konkreten Fall“. Dennoch hat auch seine Fakultät die Hürden höher gelegt: Schon im Herbst vergangenen Jahres wurde dort eine „Betreuungsvereinbarung“ zwischen Doktoranden und ihren Doktorvätern oder -müttern eingeführt. Auch muss der Beginn von Arbeiten seitdem angemeldet werden, wodurch sich bei Zweifelsfällen ein „Erstautor“ feststellen lässt. Nach intensiven Recherchen – „Da gibt es große Qualitätsunterschiede“, so Schmitz – haben die Uni-Mediziner nun zudem eine Plagiatssoftware angeschafft, mit der jede Dissertation geprüft wird.
Entkoppelt von der Frage des Titelentzugs ist laut Prof. Schmitz die Entscheidung bezüglich des Betreuers der beiden Dissertationen. Bis zu einem endgültigen Beschluss auch hierzu - der bald fallen soll - bleibt es diesem untersagt, Doktorarbeiten zu begutachten.
Mitte März hatten die Wikipedia-Rechercheure ihn mit einer E-Mail über ihre Beobachtungen informiert - und Beispiele von Übereinstimmungen gleich beigefügt. „Die waren so gravierend, dass wir sofort alle Beteiligten zu Stellungnahmen aufgefordert und ein internes Prüfungsverfahren eingeleitet haben“, erläutert Schmitz. Der Autor der später erschienenen Arbeit – der Abstand betrug mehrere Jahre – räumte in seiner Antwort zwar ein, sich auf dieselben experimentellen Ergebnisse gestützt zu haben, verwies aber auf zusätzliche, neue Aspekte darin.
Die gibt es laut Prüfung der Fakultät zwar tatsächlich. Doch bewerten die Gremien sie nicht als eine ausreichende eigenständige Leistung im wissenschaftlichen Sinn, die den Erwerb des Doktorgrades rechtfertigen würde. Dem Autor - einem Arzt aus Westfalen - wurde noch vor Zustellung des offiziellen Schreibens per E-Mail mitgeteilt, dass er den Doktortitel nicht mehr führen darf.
Rund 300 Dissertationen werden jährlich an der Medizinischen Fakultät geschrieben – über 40 Prozent aller Arbeiten an der WWU. „Dennoch ist jeder Plagiatsfall einer zu viel“, ärgert sich Schmitz, der sich an keinen vergleichbaren Fall in der münsterschen Uni-Medizin erinnern kann. Die gilt im bundesweiten Bereich als sehr forschungsstark, auch wegen der Promotionsquote, die – allgemein sinkend – hier über dem Schnitt liegt und mit gezielter Nachwuchsförderung unterstützt wird. „Umso dankbarer sind wir für den Hinweis von Wikipedia. Dadurch konnten wir rasch reagieren. Und Plagiatoren müssen im Internetzeitalter nun eine neue Quelle der Aufdeckung fürchten“, sagt der Dekan.
Er geht von einem „absoluten Einzelfall“ aus, schon weil es in der Medizin wegen der hohen Quote experimenteller Arbeiten und der Veröffentlichung in Zeitschriften und Datenbanken riskant sei, ein Plagiat einzureichen: „Auch nach Jahren laufen ‚Abschreiber’ noch Gefahr, entdeckt zu werden – wie im konkreten Fall“. Dennoch hat auch seine Fakultät die Hürden höher gelegt: Schon im Herbst vergangenen Jahres wurde dort eine „Betreuungsvereinbarung“ zwischen Doktoranden und ihren Doktorvätern oder -müttern eingeführt. Auch muss der Beginn von Arbeiten seitdem angemeldet werden, wodurch sich bei Zweifelsfällen ein „Erstautor“ feststellen lässt. Nach intensiven Recherchen – „Da gibt es große Qualitätsunterschiede“, so Schmitz – haben die Uni-Mediziner nun zudem eine Plagiatssoftware angeschafft, mit der jede Dissertation geprüft wird.
Entkoppelt von der Frage des Titelentzugs ist laut Prof. Schmitz die Entscheidung bezüglich des Betreuers der beiden Dissertationen. Bis zu einem endgültigen Beschluss auch hierzu - der bald fallen soll - bleibt es diesem untersagt, Doktorarbeiten zu begutachten.