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Einer der renommiertesten Forscher seines Faches: Andrologie-Pionier Eberhard Nieschlag verstorben
Die Universität Münster trauert um ihr Mitglied, den Universitätsprofessor für Reproduktionsmedizin, Dr. med. Eberhard Nieschlag, der am 28. Februar 2025 im 84. Lebensjahr in Münster verstorben ist.
Eberhard Nieschlag wurde am 16. Juli 1941 in Bad Godesberg geboren. Nach dem Abitur studierte er Medizin an der Universität Bonn und erwarb dort 1967 den Doktorgrad. Erste fachliche Erfahrungen sammelte er in Köln, London und Edinburgh, bevor er in die Klinische Endokrinologie der Universität Mainz eintrat. Nach einem Aufenthalt in den USA führte ihn sein Berufsweg 1972 an die Universität Düsseldorf. Hier wurde er Facharzt für Innere Medizin und habilitierte 1976 in Innerer Medizin. Auch danach qualifizierte sich Eberhard Nieschlag stetig weiter und wurde zusätzlich Facharzt für Endokrinologie (1977) sowie einer der ersten in Deutschland zertifizierten Andrologen (2005).
An der Universität Münster arbeitete Herr Nieschlag ab 1976 kontinuierlich im Feld der männlichen Endokrinologie und Reproduktion, zunächst als Leiter der Abteilung für Experimentelle Endokrinologie an der Frauenklinik. Mit der Stoßrichtung der Translation entstand die Klinische Forschergruppe in Reproduktionsmedizin, als deren Direktor Herr Nieschlag von 1980 bis 1988 wirkte. Der Erfolg des Teams führte zur Gründung des Instituts für Reproduktionsmedizin (IRM), das wiederum zum Nukleus des heutigen CeRA wurde und das der 1992 auf eine Universitätsprofessur Berufene bis zur Emeritierung 2007 leitete.
Der Einfluss des Verstorbenen auf die Andrologie war immens. Das IRM erbrachte unter seiner Ägide exzellente und global einzigartige Leistungen in Forschung und Behandlung; 1987 erhielt es von der WHO den Status eines Kollaborationszentrums für männliche Reproduktion. Herr Nieschlag harmonisierte Diagnosewege, propagierte evidenzbasierte Medizin und entwickelte Strategien für die hormonelle männliche Kontrazeption. Als erster Androloge überhaupt ergänzte er die andrologische Klinik mit einem IVF-Zentrum, um infertilen Männern durch das ICSI-Verfahren eine Vaterschaft zu ermöglichen.
Der Verstorbene publizierte mehr als 850 wissenschaftliche Artikel, mehr als 300 Buchkapitel und 14 Bücher, darunter ein Standardwerk der Andrologie. Seine Anerkennung in der Scientific Community spiegelt sich in einer Vielzahl von Auszeichnungen und Ehrungen wider, darunter der hoch dotierte Ernst-Jung-Preis, das Bundesverdienstkreuz und die Ehrendoktorwürde der Universität Lodz. Sieben deutsche und internationale Fachgesellschaften machten ihn zu ihrem Ehrenmitglied; die American Society of Andrology ernannte ihn zum „Grandmaster of Testosterone“. Herr Nieschlag war selbst Initiator mehrerer Fachgesellschaften; fünf wählten ihn zu ihrem Präsidenten. Darüber hinaus engagierte er sich in den Gremien seiner Fakultät und Universität.
Die Universität Münster verliert mit Eberhard Nieschlag einen seiner renommiertesten Forscher, einen engagierten Hochschullehrer, einen hoch geschätzten Kollegen und einen Menschen, der sich bleibende Verdienste um die Wissenschaft an der Medizinischen Fakultät erworben hat.
Der Rektor der Universität Münster
Univ.-Prof. Dr. rer. nat. Johannes Wessels
Der Dekan der Medizinischen Fakultät
Univ.-Prof. Dr. med. Frank Ulrich Müller
Der Direktor des Centrums für Reproduktionsmedizin und Andrologie
Univ.-Prof. Dr. rer. nat. Stefan Schlatt
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Gemeinsam mit der Universität und der Familie bereitet seine frühere Wirkungsstätte eine Gedenkveranstaltung zu Ehren von Eberhard Nieschlag vor. Diese wird stattfinden am Samstag, 17. Mai 2025, 11.00 Uhr, in Münster. Für weitere Informationen und eine Registrierung kontaktieren Sie bitte das CeRA (Tel. 0251-83-56099, Ursula.Rueschhoff@ukmuenster.de).