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Einstieg in die dritte Dimension: Stiftung finanziert High-End-Ultraschallgerät
Münster (mfm/tb) – Äußerlich wirkt es eher unspektakulär. Dass Prof. Klaus Tiemann dennoch begeistert ist von dem Ultraschallgerät, mit dem er täglich arbeitet, liegt an dessen inneren Werten: „Erstmals können wir in Echtzeit dreidimensionale Untersuchungen des Herzens durchführen, die in dieser Qualität bisher bislang nicht möglich waren“, freut sich der am Universitätsklinikum Münster tätige Kardiologe. Ebenso wie die Professur, die Tiemann seit 2008 an der Medizinischen Fakultät 2008 innehat, wird auch die Neuanschaffung von der „Peter-Lancier-Stiftung zur Förderung der Herz- und Kreislaufforschung“ unterstützt. Mit rund 125.000 Euro finanzierte die Stiftung das Ultraschallgerät der Spitzenklasse, das die diagnostischen und wissenschaftlichen Möglichkeiten der Hochschulmediziner erheblich erweitert.
Das Gerät verfügt über eine Sonde, die durch die Speiseröhre in den Körper eingeführt wird und mit der sich Aufnahmen der Herzklappen ganz nah am Herzen machen lassen. Es arbeitet mit bis zu 3.000 Ultraschall-Kristallen, die das Herz abtasten, es dreidimensional darstellen und jeden seiner Schläge einzeln erfassen können. Erst die moderne Mikrotechnologie ermöglichte diese Technik, die laut Prof. Tiemann immense Vorteile bietet: „Jetzt erhalten wir einen realistischen Eindruck von der Beschaffenheit und Funktion kranker Herzklappen. Das hilft uns, gemeinsam mit den Kollegen aus der Herzchirurgie und den einweisenden Ärzten die jeweils optimale Therapie festzulegen“. Den Patienten bringt das innovative Verfahren neben medizinischen Verbesserungen noch weitere: Mit dem High-End-Ultraschallgerät verkürzen sich Untersuchungszeiten deutlich. „Zudem gibt es keine Strahlenbelastung“, erläutert Tiemann.
Der Kardiologe geht davon aus, dass Herzklappen dank der neuen Technik noch besser erhaltend operiert werden können, also nicht durch eine künstliche Klappe ersetzt werden müssen. Pluspunkte sieht Tiemann ebenso bei der Früherkennung der auch als „Gefäßverkalkung“ bekannten koronaren Herzerkrankung. So lasse sich mit dem Gerät die Durchblutung des Herzmuskels während einer Belastungsuntersuchung darstellen und messen. „Hierdurch können wir schonend Patienten identifizieren, die eine relevante Verengung in einem Gefäß und damit ein erhöhtes Risiko für einen Herzinfarkt haben“. Selbst die Durchblutung in den kleinsten Adern kann der Arzt bei dieser Untersuchung beurteilen, bei der die Sonde lediglich von außen eingesetzt wird. Weitere Gerätediagnostik bleibt den Patienten daher häufig erspart.
Auch Betroffenen, für die diese vorbeugende Untersuchung zu spät kommt, kann das neue Gerät nützen, beispielsweise Menschen mit Herzschrittmacher und ausgeprägter Herzschwäche. Bei vielen solcher Patienten arbeiten Bereiche des Herzmuskels nicht zeitgleich, wodurch sich die ohnehin schlechte Herzleistung noch verringert. Helfen kann dann eine zusätzliche Schrittmachersonde, die die Funktion der beiden Herzkammern synchronisiert, allerdings ist diese Therapie sehr aufwändig und kostenintensiv. „Nach einem 3-D-Ultraschall können wir sicherer einschätzen, wer wirklich davon profitieren würde. Und nach dem Einsetzen des Schrittmachers können wir dessen Einstellung optimieren“, sagt Tiemann.
Dass der Kardiologe mit dieser Technik arbeiten kann, geht auf ein persönliches Erlebnis von Peter Lancier zurück, dem Gründer der gleichnamigen Stiftung. Der 2008 verstorbene Unternehmer hatte zwanzig Jahre zuvor einen Herzinfarkt erlitten und war von den Uni-Medizinern seiner Heimatstadt Münster behandelt worden. „Die Stiftung soll dazu beitragen, anderen Menschen ähnliche Schicksalsschläge zu ersparen. Daher setzen wir uns dafür ein, dass die behandelnden Ärzte auf die jeweils beste Technik zurückgreifen können“, so Anne Lancier, Tochter des Stifters, anlässlich der Übergabe des neuen Gerätes. Prof. Norbert Roeder, Ärztlicher Direktor des UKM, und Medizindekan Prof. Wilhelm Schmitz bedankten sich bei ihr für die erneute Großspende. Diese stärke nicht die Früherkennung und Therapie von Herzerkrankungen, sondern sei auch ein zentraler Baustein für den Aufbau des Bereiches Prävention im geplanten Zentrum für Kardiovaskuläre Bildgebung.