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Neue AFNET-Studie zeigt: Frühe rhythmuserhaltende Therapie verbessert Aussichten bei Vorhofflimmern
Münster (mfm/sw) – Wenn das Herz im falschen Rhythmus schlägt: Vorhofflimmern ist die Ursache für etwa jeden fünften Schlaganfall und zählt somit den ernstzunehmenden Erkrankungen mit hohem Risiko für Folgekrankheiten. Das „Kompetenznetz Vorhofflimmern e.V.“ (AFNET) aus Münster hat in Kooperation mit der Europäischen Rhythmologen-Vereinigung der Herzrhythmusstörung in einer groß angelegten Studie („EAST AFNET 4“) gewidmet. Das Augenmerk bei dem über fünf Jahre laufenden und nahezu 2.800 Patienten einschließenden Projekt lag auf einer neuen Behandlungsstrategie. Diese, „frühe rhythmuserhaltenden Therapie“ genannt, könnte aus Sicht der Forschungsgruppe die klinische Praxis grundlegend verändern. Ihre Ergebnisse haben die Studienautoren jetzt im Fachjournal New England Journal of Medicine veröffentlicht.
Deutschlandweit sind rund zwei Prozent der Menschen von Vorhofflimmern betroffen. Meist bleibt es nicht bei der an sich nicht lebensbedrohlichen Erkrankung: Während des Flimmerns entstehen Blutgerinnsel im Herzvorhof, die mit dem Blutstrom ins Gehirn gelangen können – die Folge ist ein erhöhtes Risiko für Schlaganfälle. Die bisherige Behandlungsleitlinie konnte den frühzeitigen Tod oder schwere Folgekrankheiten oft nicht verhindern. Statt der üblichen Behandlung versuchten sich die Beteiligten von „EAST AFNET 4“, darunter der Kardiologe Prof. Lars Eckardt, Direktor der Klinik für Rhythmologie der münsterschen Uniklinik, an einer anderen Methode: In ihrer Studie analysierten sie, ob eine rhythmuserhaltende Therapie, die schon früh anläuft – im Schnitt einen Monat nach der Diagnose - und neben den üblichen Medikamenten Antiarrhythmika und eine Katheterablation umfasst, die Aussichten der Patienten verbessert. Der Hintergrund: „Das Risiko für schwere kardiovaskuläre Komplikationen und Todesfälle ist bei Patienten mit Vorhofflimmern im ersten Jahr nach der Diagnose am höchsten. Somit lag der Umkehrschluss nahe, dass eine Therapie dann am meisten nützt, wenn sie möglichst früh stattfindet“, erläutert Prof. Paulus Kirchhof vom Universitären Herzzentrums Hamburgs, wissenschaftlicher Leiter der Studie und Erstautor der zugehörigen Publikation.
Ob die jeweilige Behandlung in den Testgruppen Erfolg zeigte, wurde an drei sogenannten primären Endpunkten gemessen – so konnten das Auftreten schwerer Komplikationen und die Krankenhausaufenthalte der Patienten verglichen werden. Durch die frühe rhythmuserhaltende Therapie ließ sich etwa jedes fünfte Endpunkt-Ereignis verhindern: Innerhalb der Beobachtungszeit wurde der primäre Studienendpunkt in der Gruppe „früher Rhythmuserhalt“ bei 249 Patienten und in der Gruppe „übliche Behandlung“ bei 316 Patienten dokumentiert. Die Bilanz: Schwere Komplikationen und Krankenhausaufenthalte wegen Verschlechterung einer Herzinsuffizienz oder wegen eines akuten Koronarsyndroms waren unter früher rhythmuserhaltender Therapie seltener als unter der üblichen Behandlung – die absolute Risikoreduktion liegt bei 1,1 Prozent pro Jahr.
Prof. Paulus Kirchhof, der bis 2011 selbst in Münster tätig war, ist daher zuversichtlich: „Eine nach der Diagnose zügig begonnene rhythmuserhaltende Therapie reduzierte bei Patienten mit einem frühen Stadium von Vorhofflimmern kardiovaskuläre Folgen, ohne dass die Patienten mehr Zeit im Krankenhaus verbringen mussten und ohne Sicherheitsbedenken. Diese Ergebnisse haben das Potenzial, die klinische Praxis grundlegend zu verändern.“
Neben Kirchhof war mit Eckardts Vorgänger, Prof. Günter Breithardt, noch ein dritter (Ex-)-Münsteraner bei der Studie dabei und als Letztautor maßgeblich beteiligt. Der heute europaweit und global forschende AFNET-Verbund ist hervorgegangen aus einem nationalen Forschungsnetzwerk, das bis 2014 vom Bundesforschungsministerium gefördert wurde und seine Zentrale am münsterschen Uniklinikum hatte.