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Grundlagenforschung zu „Löchern“ im Schutzschirm der Niere: Thaddäus Struk erhält Promotionspreis der Medizinischen Fakultät

Grundlagenforschung für ein besseres Verständnis von Nierenerkrankungen: Für seine Studie zu Podozyten erhielt Dr. Thaddäus Struk den Promotionspreis der Medizinischen Fakultät der WWU Münster (Foto: privat)

Münster (mfm/sw) – Barrieren mit Bedeutung: Nicht nur die Blut-Hirn-Schranke ist überlebenswichtig für Menschen, sondern auch die deutlich weniger bekannte Blut-Harn-Schranke. Sie trennt – der Name sagt es – das Blut von den Nierenkörperchen und sorgt als selektive Filtrationsbarriere dafür, dass keine größeren Proteine im Urin ausgeschieden werden. Ist diese „Wand“ geschädigt, deutet dies meist auf defekte Podozyten hin – das sind die Zellen der Nierenkörperchen, die an der Blut-Harn-Schranke sitzen und deren Fußfortsätze einen bedeutenden Bestandteil der Filtrationsbarriere darstellen. Sind diese defekt, wird die Filtrationsbarriere „undicht“. Wie genau die Podozyten Schaden nehmen, war bisher unklar. Dr. Thaddäus Struk hat sich in seiner Doktorarbeit dieser Frage angenommen – und erhält dafür den Promotionspreis der Medizinischen Fakultät der Westfälischen Wilhelms-Universität (WWU) Münster, der mit 2.500 Euro dotiert ist.

„Solange wir nicht wissen, wie genau der Mechanismus funktioniert, der die Podozytenschädigung hervorruft, gibt es auch nur wenig therapeutische Möglichkeiten“, erklärt der junge Forscher. Wichtig für die Funktion der Fußfortsätze der Podozyten ist ihr Aktin-Zytoskelett, also das „Zellgerüst“. Die Arbeitsgruppe um WWU-Forscher Prof. Roland Wedlich-Söldner konnte bereits feststellen: Ein Calciumionen-Anstieg in Zellen führt zu einer Reorganisation des Aktin-Zytoskeletts, was wiederum auf eine Umstrukturierung der Podozyten deuten könnte. Darin sah der Doktorand einen Ansatzpunkt – und untersuchte die Auswirkungen eines gestörten Calcium-Signals auf die Genexpression von frisch isolierten Podozyten.

Welche Gen-Transkripte für die Schädigung der Podozyten bei einem Calciumionen-Anstieg genau verantwortlich sind, war bislang unklar – und damit die Hauptfrage von Struks Arbeit. Dazu verglich er die Transkriptome – also die von DNA in RNA umgeschriebenen Gene - von Podozyten, bei denen der Calcium-Anteil erhöht wurde, mit Kontroll-Podozyten. Um die Daten optimal zu verarbeiten, begab sich der Preisträger 2018 in die USA ins Labor des international renommierten Professors Matthias Kretzler an der University of Michigan. „Wir konnten erstmals aus einer Podozyten-Kultur Gen-Kandidaten und Signalwege identifizieren, die für eine Schädigung der Podozyten verantwortlich sein können“, freut sich der Preisträger.

Nach Medizinstudium und Promotion an der WWU verschlug es den 28-Jährigen nach Göttingen, wo er eine Facharztausbildung in der Anästhesiologie begonnen hat. Struk fertigte seine Dissertation in der Arbeitsgruppe Molekulare Nephrologie um Prof. Hermann Pavenstädt in der Medizinischen Klinik D der münsterschen Uniklinik an. Unterstützung erhielt der junge Arzt durch das Promotionskolleg MedK, ein Förderprogramm der Medizinischen Fakultät für besonders begabten Nachwuchs, sowie durch ein Stipendium des Deutschen Akademischen Austauschdiensts.

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