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Infektionsforschung vernetzen: Nationale Forschungsplattform für Zoonosen erhielt Geschäftsstelle an der Uni Münster

Unter Leitung von Prof. Stephan Ludwig koordinieren Vanessa Hugo (l.) und Dr. Gerlinde Benninger von Münster aus Forschungsvorhaben innerhalb der Nationalen Zoonosen-Plattform des Bundes (Foto: FZ/Deiters)

Münster (mfm/tb) – Die „Schweinegrippe“ ist die bekannteste – aber bei weitem nicht die einzige. Bei mehr als zwei Dritteln aller Infektionskrankheiten, so schätzen Experten, handelt es sich um Zoonosen, also Krankheiten, die von Tieren auf Menschen – oder umgekehrt – übertragen werden können. Die Tollwut gehört ebenso dazu wie die von Zecken übertragene Borreliose. Zur Erforschung solcher Krankheiten hat die Bundesregierung ein deutschlandweites Netzwerk aus spezialisierten Einrichtungen aufgebaut. Eine der drei Geschäftsstellen der „Nationalen Forschungsplattform für Zoonosen“ wurde nun an der Universität Münster (WWU) eingerichtet.
Die Aufgabe des münsterschen Büros liegt in einer Managementfunktion: „Innerhalb der Zoonosen-Plattform sind wir für die Forschungsförderung zuständig“, erläutet Dr. Gerlinde Benninger. Zusammen mit ihrer Kollegin Vanessa Hugo sowie dem Leiter Prof. Stephan Ludwig bildet die Biologin das Team der Geschäftsstelle. Von Münster aus soll diese die beteiligten Einrichtungen optimal vernetzen, um verstärkt Fördermittel einzuwerben. „Wichtig ist vor allem ein intensiver Informationsfluss untereinander, damit die Förderquote gesteigert werden kann und die Mitglieder der Forschungsplattform effizient kooperieren können“, sagt Benninger. Diese Ziele sollen unter anderem durch eine verstärkte Zusammenarbeit mit den wissenschaftlichen Fachgesellschaften, durch Datenbanken und Veranstaltungen erreicht werden. So organisierte die Geschäftsstelle Ende 2009 einen ersten bundesweiten Kongress in Berlin und konnte bereits mehrere ausländische Delegationen in Münster begrüßen. Weitere Expertentreffen über „Vernächlässigte Krankheiten“ und „Influenza“ sind in Vorbereitung.
Längerfristig sind auch Informationsangebote über Zoonosen für die breite Öffentlichkeit geplant, beispielsweise Internetseiten und Broschüren. „Aber erst im zweiten Schritt“, betont Prof. Ludwig. Vorrang habe zunächst der Service für die Fachwelt – und auch die Beratung vor Ort. Denn, so der Virologe und Forschungsprorektor der WWU: „Die Infektionsforschung ist in Münster sehr stark und wir haben hier eine Vielzahl von Wissenschaftlern, die im Bereich der Zoonosen arbeiten. Natürlich wollen wir die auf unsere Angebote aufmerksam machen und für das Netzwerk gewinnen“.
Die in Münster vorhandene Kompetenz hält er auch für den ausschlaggebenden Grund bei der Standortwahl der Geschäftsstelle. Beispiele seien die Forschungen an den Instituten für Hygiene und Mikrobiologie sowie am Zentrum für Molekularbiologie der Entzündung (ZMBE) der Universität Münster. Im ZMBE sind inzwischen drei der fünf zugehörigen Institute mit der Zoonose-Forschung befasst, dort hat die Geschäftsstelle auch ihren Sitz. „Mit Gründung der Alliance for Infection Research - AIR hat die geballte Expertise der Infektionsforschung in Münster kürzlich auch ein strukturelles Dach erhalten“, so Prof. Ludwig.
Die Arbeit der neuen Koordinierungsstelle wird vom Bundesforschungsministerium mit der Finanzierung von zwei Vollzeitstellen über einen Zeitraum von zunächst drei Jahren unterstützt. Neben dem Büro in Münster verfügt die Nationale Forschungsplattform für Zoonosen über zwei weitere Geschäftsstellen in Berlin und auf der Insel Riems bei Greifswald, deren Schwerpunkte auf Infrastruktur beziehungsweise Probensammlung liegen. Das Netzwerk entstand 2006 auf Initiative dreier Bundesministerien und hat inzwischen über 150 Mitglieder; unter seinem Dach arbeiten neun Forschungsverbünde an spezifischen Zoonose-Themen. Kerngedanke der Plattform ist die fächerübergreifende Forschung, beteiligt sind daher neben Human- und Tiermedizinern sowie Biologen auch Vertreter vieler weiterer Fachdisziplinen.

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