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Karliczek hofft auf frühzeitiges Erkennen von Pandemie-Erregern: Bundesministerin besucht Institut für Virologie
Münster (upm) - Bei einem Besuch des Instituts für Virologie der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster (WWU) hat sich Bundesforschungsministerin Anja Karliczek jetzt über aktuelle Forschungsentwicklungen im Kampf gegen Corona informiert. Im Zentrum des Austauschs mit Instituts-Leiter Prof. Stephan Ludwig standen neue Therapieansätze gegen Covid-19 und Influenza sowie Aktivitäten zur Pandemievorsorge.
Einer der wichtigsten Gesprächspunkte umfasste die aktuellen Fortschritte auf dem Gebiet der Medikamenten-Entwicklung gegen SARS-CoV-2. „Die Zulassung eines Impfstoffs ist ein sehr wichtiger Schritt beim Kampf gegen die Pandemie. Aber er hilft nicht den Patienten, die aktuell unter einem schweren Verlauf der Infektion leiden, denn sie brauchen ein Medikament“, betonte Stephan Ludwig. Die Weiterentwicklung sogenannter antiinfektiver Wirkstoffe zur Therapie akut Erkrankter und die langfristige Stärkung interdisziplinärer Präventionsforschung sei deswegen ebenso wichtig wie die Impfung. An dem Gespräch nahmen auch der ärztliche Direktor des Universitätsklinikums, Prof. Hugo Van Aken, und WWU-Rektor Prof. Johannes Wessels teil.
Stephan Ludwig erläuterte der Ministerin neue Therapieansätze, die nicht das Virus selbst angreifen, sondern Faktoren in der Zelle blockieren, die das Virus benötigt, um sich zu vermehren. „Der große Vorteil unseres Ansatzes ist sein doppelter Nutzen: Es wird nicht nur die Virus-Vermehrung gehemmt, sondern auch eine überschießende Immunantwort, die ein Problem bei schweren Verläufen von Covid-19 und Influenza darstellt“, unterstrich der Virologe. Ein entsprechender Wirkstoff mit der Bezeichnung "ATR-002" zeige vielversprechende Ansätze. Die Firma Atriva Therapeutics GmbH habe den Wirkstoff für die klinische Anwendung weiterentwickelt - bislang habe er sich als sicher und gut verträglich gezeigt. Im Januar beginne eine weitere Studie mit Unterstützung von Covid-19-Patienten.
Anja Karliczek begrüßte diese Entwicklungen. „Auf Pandemien in Zukunft nicht nur reagieren, sondern Erreger mit pandemischem Potenzial frühzeitig zu erkennen, muss ein wesentliches Ziel der Forschung in den nächsten Jahren sein“, erklärte die Ministerin.
Nationale Forschungsplattform für Zoonosen
Obwohl der genaue Ursprung der Corona-Infektion noch weiter untersucht werden muss, ist unstrittig, dass der Erreger aus dem Tierreich kommt und vermutlich über einen Zwischenwirt auf den Menschen übertragen wurde. Es handelt sich damit um eine sogenannte Zoonose, die nach dem Übergang auf den Menschen die Fähigkeit entwickelt hat, von Mensch zu Mensch übertragen zu werden. Klimawandel und Globalisierung erhöhen die Gefahr der Ausbreitung von Zoonosen auch zukünftig. „Um sich dieser globalen Herausforderung zu stellen, kann die Nationale Forschungsplattform für Zoonosen einen wesentlichen Beitrag leisten“, betont Dr. Friederike Jansen, Geschäftsführerin der Zoonosenplattform am Standort Münster.
Die Plattform wurde 2009 durch das Bundesforschungsministerium gegründet - mehr als 1.000 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler verschiedener Fachrichtungen kooperieren unter ihrem Dach. Die Plattform verfügt über drei Geschäftsstellen - die Koordination läuft über die Geschäftsstelle in Münster.