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Kurze Wege vom Labor zum Krankenbett: "Chirurgische Forschung" in Münster wird 25 Jahre alt
Münster (mfm/tb) - Ob ein Blinddarm minimal-invasiv entfernt, ein medikamentenbeschichteter Stent in ein Herzkrankgefäß eingesetzt oder eine Leber transplantiert wird – alle Methoden und Materialien der modernen Chirurgie müssen vor ihrem ersten klinischen Einsatz auf „Herz und Nieren“ geprüft werden. Fortschritt erzielen und ihn so schonend wie möglich für den Patienten gestalten – dafür bedarf auch die Chirurgie der Forschung. Vor 25 Jahren wurde in der Klinik und Poliklinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie des Universitätsklinikums Münster (UKM) eine eigene Abteilung zu diesem Zweck eingerichtet. Aus Anlass des Jubiläums laden die Forscher für Mittwoch zu einer Akademischen Feierstunde ein (2. Juni, Hörsaal der Chirurgie an der Waldeyerstraße 1, ab 16 Uhr).
Im Juni 1976 entstand unter dem damaligen Direktor Prof. Dr. Hermann Bünte die Arbeitsgruppe ‚Experimentelle Mikrozirkulation’ an der Chirurgischen Klinik, aus ihr ging neun Jahre später die Abteilung Chirurgische Forschung hervor. Der diplomierte Ingenieur Hans-Ullrich Spiegel war von Anfang an dabei. Er studierte Medizin, übernahm 1985 die Leitung der neu gegründeten Abteilung und ist seit 1999 Professor der Universität Münster. „Forschung zählt zu den Kernaufgaben einer chirurgischen Universitätsklinik“, betont der Wissenschaftler. In Münster ist sie konzeptionell in der Klinik verankert und auch räumlich integriert: Die Labore befinden sich in einem Obergeschoss des Klinikgebäudes, die Wege in den OP und in den Hörsaal sind daher kurz und Krankenversorgung, Forschung sowie Lehre unter einem Dach vereint. Nach Ansicht Spiegels eine ideale Konstellation, kämen so doch neue Erkenntnisse der hausinternen klinischen Chirurgie-Forschung auf direktem Wege den Patienten zu Gute.
Schwerpunkte von Spiegels Team sind die Gewebeschädigung und -regeneration bei chirurgisch relevanten Erkrankungen. Ein Beispiel für eine der so genannten In-situ-Methoden ist hierbei die isolierte Organperfusion: Ein gespendetes Organ muss bis zu 20 Stunden konserviert werden, bis es dem Empfänger transplantiert werden kann. Die Wissenschaftler untersuchen, wie sich beispielsweise eine Leber durch Kühlung und Einlagerung in eine Nährlösung optimal konservieren lässt, so dass die Organfunktion voll erhalten bleibt. Für weitere Forschungen stehen In-vivo-Modelle zur Verfügung. Durch Kooperationen mit anderen Instituten der Medizinischen Fakultät und mit externen Kollegen können die Forscher auch auf molekular- und zellbiologische Methoden zugreifen. Ein solches erfolgreiches Netzwerk bildet „HeparNet“: Gemeinsam erforschen Chirurgen, Hepatologen, Pathologen und Anatomen darin seit vielen Jahren die Funktion der Leber - und tragen damit zu einer Besonderheit bei: Alle Organe des Bauchraums können in Münsters chirurgischer Universitätsklinik transplantiert werden – in Nordrhein-Westfalen ist dies nirgendwo sonst möglich.
Um auch in Zukunft in der ersten Liga der Medizin mitzuspielen, müssen laut Spiegel sowohl exzellente Nachwuchswissenschaftler als auch Kliniker ausgebildet werden. Dieser Verantwortung werde die Chirurgische Forschung in Münster in vollem Umfang gerecht. Räumlichkeiten, Ausstattungen sowie wissenschaftliches und nichtwissenschaftliches Personal – alles, was Doktoranden für ein erfolgreiches Projekt benötigen, fänden sie hier vor. Auch erfolge ihre Ausbildung nach einem strukturierten Konzept und unter der Supervision eines Forschungsleiters. Die Ergebnisse können sich sehen lassen: Die meisten der bislang rund 50 Absolventen schlossen ihre Promotion mit Auszeichnung ab, 40 Prozent wählten für ihre Facharztausbildung ein operatives Fach, jeder dritte arbeitet heute an einem Universitätsklinikum, jeder vierte ist habilitiert.
Doch nicht nur der Forschernachwuchs, auch die Operateure werden anhand eines fachlich genau durchdachten Konzepts und in Kooperation mit Ärztekammer, Chirurgenvereinigung und Industrie weitergebildet. So bietet die Abteilung regelmäßig eine Kursusreihe an, in der Chirurgen in Weiterbildung praktische Basisfertigkeiten („Basic Surgical Skills“) vermittelt werden. Die Lernumgebung sei dabei optimal, auch wegen der auf zwölf Teilnehmer begrenzten Kursgröße, so der Abteilungsleiter.
Für die kommenden Jahre sieht er neue Herausforderungen auf sein Fach zukommen: „Angesichts der von der Politik geforderten Veränderungen in der deutschen Forschungslandschaft muss auch die Chirurgische Forschung ihre Strukturen überdenken. Die einzelnen chirurgischen Disziplinen werden sich neu ordnen, so manche traditionelle Grenze wird vielleicht aufgelöst werden müssen“, blickt Prof. Spiegel nicht ganz ohne Sorge in die Zukunft. Aber nur so werde „die Chirurgie innerhalb des klinischen Fächerkanons ihre Stellung behaupten, besser aber noch ausbauen können.“
In Feierstunde am Mittwoch wird zunächst Privatdozent Dr. Daniel Palmes, Oberarzt in der Chirurgischen Klinik des UKM, über die aktuelle Situation der Chirurgischen Forschung berichten. Für einen „Blick in die Zukunft der Chirurgischen Forschung in Deutschland“ konnten die Veranstalter Prof. Dr. Prof. h.c. Edmund Neugebauer (Köln/Witten-Herdecke) gewinnen. Die Eröffnung übernimmt Prof. Dr. Norbert Senninger, Direktor der Chirurgischen Klinik des UKM. Interessierte Hörer sind willkommen.
Im Juni 1976 entstand unter dem damaligen Direktor Prof. Dr. Hermann Bünte die Arbeitsgruppe ‚Experimentelle Mikrozirkulation’ an der Chirurgischen Klinik, aus ihr ging neun Jahre später die Abteilung Chirurgische Forschung hervor. Der diplomierte Ingenieur Hans-Ullrich Spiegel war von Anfang an dabei. Er studierte Medizin, übernahm 1985 die Leitung der neu gegründeten Abteilung und ist seit 1999 Professor der Universität Münster. „Forschung zählt zu den Kernaufgaben einer chirurgischen Universitätsklinik“, betont der Wissenschaftler. In Münster ist sie konzeptionell in der Klinik verankert und auch räumlich integriert: Die Labore befinden sich in einem Obergeschoss des Klinikgebäudes, die Wege in den OP und in den Hörsaal sind daher kurz und Krankenversorgung, Forschung sowie Lehre unter einem Dach vereint. Nach Ansicht Spiegels eine ideale Konstellation, kämen so doch neue Erkenntnisse der hausinternen klinischen Chirurgie-Forschung auf direktem Wege den Patienten zu Gute.
Schwerpunkte von Spiegels Team sind die Gewebeschädigung und -regeneration bei chirurgisch relevanten Erkrankungen. Ein Beispiel für eine der so genannten In-situ-Methoden ist hierbei die isolierte Organperfusion: Ein gespendetes Organ muss bis zu 20 Stunden konserviert werden, bis es dem Empfänger transplantiert werden kann. Die Wissenschaftler untersuchen, wie sich beispielsweise eine Leber durch Kühlung und Einlagerung in eine Nährlösung optimal konservieren lässt, so dass die Organfunktion voll erhalten bleibt. Für weitere Forschungen stehen In-vivo-Modelle zur Verfügung. Durch Kooperationen mit anderen Instituten der Medizinischen Fakultät und mit externen Kollegen können die Forscher auch auf molekular- und zellbiologische Methoden zugreifen. Ein solches erfolgreiches Netzwerk bildet „HeparNet“: Gemeinsam erforschen Chirurgen, Hepatologen, Pathologen und Anatomen darin seit vielen Jahren die Funktion der Leber - und tragen damit zu einer Besonderheit bei: Alle Organe des Bauchraums können in Münsters chirurgischer Universitätsklinik transplantiert werden – in Nordrhein-Westfalen ist dies nirgendwo sonst möglich.
Um auch in Zukunft in der ersten Liga der Medizin mitzuspielen, müssen laut Spiegel sowohl exzellente Nachwuchswissenschaftler als auch Kliniker ausgebildet werden. Dieser Verantwortung werde die Chirurgische Forschung in Münster in vollem Umfang gerecht. Räumlichkeiten, Ausstattungen sowie wissenschaftliches und nichtwissenschaftliches Personal – alles, was Doktoranden für ein erfolgreiches Projekt benötigen, fänden sie hier vor. Auch erfolge ihre Ausbildung nach einem strukturierten Konzept und unter der Supervision eines Forschungsleiters. Die Ergebnisse können sich sehen lassen: Die meisten der bislang rund 50 Absolventen schlossen ihre Promotion mit Auszeichnung ab, 40 Prozent wählten für ihre Facharztausbildung ein operatives Fach, jeder dritte arbeitet heute an einem Universitätsklinikum, jeder vierte ist habilitiert.
Doch nicht nur der Forschernachwuchs, auch die Operateure werden anhand eines fachlich genau durchdachten Konzepts und in Kooperation mit Ärztekammer, Chirurgenvereinigung und Industrie weitergebildet. So bietet die Abteilung regelmäßig eine Kursusreihe an, in der Chirurgen in Weiterbildung praktische Basisfertigkeiten („Basic Surgical Skills“) vermittelt werden. Die Lernumgebung sei dabei optimal, auch wegen der auf zwölf Teilnehmer begrenzten Kursgröße, so der Abteilungsleiter.
Für die kommenden Jahre sieht er neue Herausforderungen auf sein Fach zukommen: „Angesichts der von der Politik geforderten Veränderungen in der deutschen Forschungslandschaft muss auch die Chirurgische Forschung ihre Strukturen überdenken. Die einzelnen chirurgischen Disziplinen werden sich neu ordnen, so manche traditionelle Grenze wird vielleicht aufgelöst werden müssen“, blickt Prof. Spiegel nicht ganz ohne Sorge in die Zukunft. Aber nur so werde „die Chirurgie innerhalb des klinischen Fächerkanons ihre Stellung behaupten, besser aber noch ausbauen können.“
In Feierstunde am Mittwoch wird zunächst Privatdozent Dr. Daniel Palmes, Oberarzt in der Chirurgischen Klinik des UKM, über die aktuelle Situation der Chirurgischen Forschung berichten. Für einen „Blick in die Zukunft der Chirurgischen Forschung in Deutschland“ konnten die Veranstalter Prof. Dr. Prof. h.c. Edmund Neugebauer (Köln/Witten-Herdecke) gewinnen. Die Eröffnung übernimmt Prof. Dr. Norbert Senninger, Direktor der Chirurgischen Klinik des UKM. Interessierte Hörer sind willkommen.