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„Ich verstehe mich als Botschafterin des Wandels“: Prof. Pfleiderer zum Ehrenmitglied des Weltärztinnenbundes ernannt
Münster (mfm/lt) – Es ist wohl die berühmte Träne im Knopfloch, mit der Bettina Pfleiderer aus dem Amt scheidet. Das Amt – das ist die Leitung des Weltärztinnenbundes: Drei Jahre lang, ab 2016, stand die Medizinprofessorin der Universität Münster an der Spitze der Medical Women’s International Association, kurz MWIA - eine Aufgabe, für die die Ärztin einige Anstrengungen bewältigen musste und ungezählte Kilometer gereist ist. „Ein Knochenjob, der sich aber in vielerlei Hinsicht ausgezahlt hat“, sagt die Ex-Präsidentin selbst. Für ihre Verdienste wurde sie jetzt in New York mit der Ehrenmitgliedschaft der MWIA ausgezeichnet.
Als Pfleiderer, im Hauptberuf am Institut für Klinische Radiologie tätig, die Präsidentschaft der MWIA übernahm, hatte sie klare Ziele vor Augen: „Botschafterin des Wandels, das war - und ist - mein Motto“. Der Verein sollte jünger und effizienter organisiert werden und Ärztinnen weltweit besser miteinander vernetzen. Die MWIA, die 2019 ihren hundertsten Geburtstag feiern kann, setzt sich global für eine Verbesserung der Gesundheit von Kindern und Frauen sowie der Arbeitsverhältnisse von Ärztinnen ein. Der Verband will eine Plattform bieten, über die sich Ärztinnen und Medizinstudentinnen austauschen und den Weg für gesellschaftliche Veränderungen ebnen können.
Die Relevanz eines solchen Netzwerkes zu vermitteln, sei nicht immer einfach, so Prof. Pfleiderer: „Wir leben in einer Zeit, in der viele Menschen glauben, dass es keine nationalen oder internationalen Verbände mehr braucht.“ In vielen Ländern gebe es deutlich mehr Ärztinnen als Ärzte, daraus resultiere eine Wahrnehmung, Frauen seien in dem Beruf gleichgestellt. „Diese Vorstellung ist leider falsch. Frauen sind vielleicht zahlenmäßig stärker, bekommen aber weiterhin weniger Gehalt und arbeiten viel seltener in Führungspositionen“, sagt Pfleiderer. Verbände seien hier nötig, um zu „motivieren, zu stärken und zu verbinden“.
Die Botschaften scheinen angekommen zu sein: Unter ihrer Präsidentschaft gewann die MWIA elf Mitgliedsländer hinzu, darunter China. Die Zahl der nationalen Ärztinnenverbände steigt wieder an und einige ausgetretene Verbände haben sich der MWIA wieder angeschlossen.
Ob es auch Rückschläge gab? Die Professorin lacht. „Natürlich. Die gibt es doch immer. Aber damit muss klarkommen, wenn man einen großen und internationalen Verband leitet“. Wichtig sei, mit Leidenschaft und Überzeugung an die Sache heranzugehen. „Ich musste mir immer wieder vor Augen führen, wie viel wir schon erreicht haben. Nicht aufgeben, immer weiter nach vorn“. Zu ihren Erfolgen zählt Pfleiderer die Etablierung einer Workshop-Serie, die zu Gewalt an Frauen aufklärt sowie die Entwicklung von Trainingsmaterial. „Ärztinnen und Ärzte sind oft die ersten, die Opfer von häuslicher Gewalt zu Gesicht bekommen“. Die MWIA wolle die Kolleginnen darin schulen, Anzeichen dieser Gewalt zu erkennen und einzugreifen. An diesem Programm und ihrer Arbeit gegen weibliche Genitalverstümmelung will Pfleiderer auch nach Beendigung ihrer Präsidentschaft weiter mitwirken.
Eines ihrer Hauptanliegen sei es stets gewesen, die Lebensrealität der Mitglieder und Mitgliedstaaten besser zu verstehen, weshalb in zahlreiche Länder reiste. „Mir ist es wichtig, die verschiedenen Kulturen kennenzulernen, um mit passenden Maßnahmen helfen zu können.“ Ein reiner Schreibtischjob hätte das nicht leisten können, so die Professorin. Ein anstrengendes Unterfangen, aber letzten Endes zahlten sich die vielen Reisen aus. „Ich habe zahlreiche und wertvolle wissenschaftliche Kontakte geknüpft. Viele Kolleginnen aus verschiedensten Ländern zähle ich inzwischen zu meinen Freundinnen.“
Die offizielle MWIA-Präsidentschaft Pfleiderers endete Ende Juli 2019. Seitdem – und noch bis Sommer 2022 - arbeitet sie weitere drei Jahre lang als „immediate past-President“ in der Leitung des Weltärztinnenbundes mit.