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Punktlandung mit Lumbalpunktion: Zusatzangebote machen Medizinstudenten "Fit For Work"

Tutor Johannes Püschel zeigt einer Medizinstudentin an einem Phantom die Lumbalpunktion. Als Beobachter mit dabei: SHM-Leiter Dr. Hendrik Friederichs, Simone Dowey, Joachim Tauchert (beide: Apobank) und Prof. Rolf Dierichs (v.r.n.l.)

Münster (mfm/tb) – Was eine Lumbalpunktion ist, wissen viele Patienten aus eigener Erfahrung: Die Methode zur Entnahme von Nervenwasser im Bereich der Lendenwirbel wurde schon 1891 entwickelt und gehört seitdem zu den Standards in der Medizin. Also muss sie auch im Studium intensiv drankommen, werden Laien vermuten – und irren sich. „Der Arzt hat mindestens theoretisches Wissen über die Fertigkeit und sie wurde ihm demonstriert“, heißt es im Lernzielkatalog über diesen Eingriff. Dass münstersche Medizinstudenten ihn trotzdem schon in ihrer Ausbildung intensiv üben können, verdanken sie dem Engagement von Sponsoren: Diese finanzieren Zusatzkurse, mit denen die Medizinische Fakultät der Universität Münster ihre Lehrveranstaltungen ergänzt.
Unter dem Titel „Fit for Work“ - auf deutsch: Gut vorbereitet in den Beruf - bietet die Fakultät seit dem Sommer letzten Jahres eine Veranstaltungsreihe mit Seminaren und Vorträgen an. Hintergrund ist die seit 2002 geltende Ausbildungs- und Zulassungsverordnung für Ärzte, die als Ausbildungsziel ausdrücklich eine „Berufsbefähigung“ schon mit Studienabschluss fordert. Fast zeitgleich schaffte der Staat aber die für den Erwerb berufspraktischer Fähigkeiten wichtige Ausbildungsphase „Arzt im Praktikum“ ab. „Natürlich haben wir unsere Lehre längst auf diese Änderungen ausgerichtet, zum Beispiel durch eine Erhöhung der Praxisanteile und den Bau den Studienhospitals“, stellt Studiendekan Dr. Bernhard Marschall klar. Die gesponsorten Veranstaltungen sieht er aber als eine sinnvolle Ergänzung: „Mit ihnen können wir wichtige Dinge vertiefen und zudem auch solche aufgreifen, die von den staatlichen Vorgaben nicht erfasst sind“.
Neben Fachthemen wie der Lumbalpunktion oder dem Legen eines Zentralen Venenkatheters geht es bei „Fit for Work“ daher auch um Fragen wie das Diktieren von Arztbriefen, Visitengespräche und Stationsnotfälle. „Auch so etwas sollte man schon im Studium und nicht erst im Job lernen“, sagt Dr. Hendrik Friederichs, Ärztlicher Leiter des Studienhospitals Münster (SHM) und Ideengeber von „Fit for Work“. Offenbar sehen das auch die Adressaten des Programms so. Die Veranstaltungen richten sich an die rund 400 Studierenden im zehnten Fachsemester oder im Praktischen Jahr, also die, die kurz vor dem Abschluss stehen. Obwohl die Teilnahme an den Kursen freiwillig ist, diese in den Abendstunden laufen und an ein ohnehin schon strammes Tagespensum anschließen, sind die Angebote heiß begehrt: So waren die zwölf Plätze für das erste Lumbalpunktion-Training in einer Stunde vergeben und vierfach überbucht.
Die Zustimmung ist auch statistisch messbar, denn wie alle Lehrveranstaltungen an der Medizinischen Fakultät werden auch die Zusatzkurse von den Studierenden bewertet: Mit einer Durchschnittsnote von 1,5 erreicht „Fit for Work“ hier einen Spitzenwert. „Ein wirklich toller Kurs, in dem wir in kurzer Zeit viel gelernt haben“, fasst beispielsweise Medizinstudentin Katharina Rösmann ihre Eindrücke vom Lumbalpunktion-Seminar zusammen. In den ersten zwei Semestern haben insgesamt rund 160 Studierende an dem Programm teilgenommen.
Ermöglicht wird „Fit for Work“ durch die finanzielle Unterstützung zweier Sponsoren: Hauptträger ist die Rolf-Dierichs-Stiftung, deren Namensgeber als Professor selbst lange an der Medizinischen Fakultät tätig war und diese seit Jahren mit verschiedenen Projekten fördert. Des Weiteren hat sich die örtliche Deutsche Apotheker- und Ärztebank beteiligt. Mit dem Sponsorengeld werden neben dem Verbrauchsmaterial auch externe Referenten bezahlt. „Das Zusatzangebot soll ja nicht dazu führen, dass an anderer Stelle Lehrstunden entfallen“, so Dr. Friederichs. Er hat ausgerechnet, dass eine Unterrichtsstunde bei „Fit for Work“ im Schnitt 20,81 Euro pro Student kostet – „ein bei einer solchen individuellen und hoch qualitativen Ausbildungsform sehr niedriger Wert“.
Auch deshalb, vor allem aber wegen der hervorragenden Resonanz des Zusatzangebotes, will Friederichs „Fit for Work“ unbedingt über das kommende Sommersemester hinaus fortführen, in dem die erste Förderphase ausläuft. Am liebsten würde er das Programm auch noch ausbauen, um noch mehr Studierenden die Teilnahme zu ermöglichen. Der SHM-Leiter weiß aber auch, dass das nicht einfach sein wird: „Wegen der Wirtschaftskrise wird die Einwerbung von Sponsorenmitteln immer schwieriger“.

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