Offen, transparent, erweiterbar: WWU-Medizininformatiker erhalten Gründerstipendium für innovative Forschungsdaten-Plattform
Münster (mfm/sw) – Es startete als ein Arbeitsprojekt von vielen am Institut für Medizinische Informatik (IMI) der Westfälischen Wilhelms-Universität (WWU) Münster – nun soll die daraus entstandene Software Anwender in der ganzen Welt finden. Die Rede ist von OpenEDC, einem Vorhaben von Leonard Greulich, Philipp Behrendt und Yola Biermann, dessen zukunftsträchtigen Nutzen auch das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz entdeckt hat – und daher mit dem EXIST-Gründerstipendium in Höhe von 140.000 Euro belohnt. Hinter dem Titel verbirgt sich die Entwicklung eines sicheren und transparenten Electronic-Data-Capture-Systems (EDC) für medizinische Forschungsdaten. Die innovative Software ermöglicht die Erhebung und Verwaltung nachhaltiger, standardkonformer Daten, vernetzte Forschung und offene Schnittstellen.
Auch wenn der Begriff Datenbank anderes vermuten lässt: Von echter Digitalisierung und Vernetzung ist in der Forschung oft noch keine Spur. „Bisher nutzt die Wissenschaft meist herstellerspezifische Datenbanken – und manchmal sogar noch Excel-Listen oder Papier“, erklärt Leonard Greulich. Zudem: Daten aus verschiedenen Quellen – zum Beispiel aus dem Labor, von Sensoren oder aus Patientenbefragungen – landeten oftmals nicht an einem Ort. Die Konsequenz: Die Forschenden haben Probleme, auf alle verfügbaren Daten zuzugreifen – und arbeiten somit nicht mit der Effizienz, die möglich wäre. Diese Probleme löst OpenEDC. Was das Projekt darüber hinaus ausmache, sei Nutzerfreundlichkeit, so Greulich.
Geboren wurde die Idee für OpenEDC bereits 2019, während der Promotion von Leonard Greulich – daraus entwickelte sich das heutige dreiköpfige, interdisziplinär aufgestellte Team, das die Entwicklung bis zur Marktreife vorantrieb. Unterstützt wird die Software außerdem von Prof. Julian Varghese vom IMI, der als Mentor mit seinem Institut die notwendige Infrastruktur zur Verfügung stellt: „OpenEDC ermöglicht es klinischen Forscherinnen und Forschern, in wenigen Schritten eine medizinische Datenbank nach etablierten Standards zu entwickeln und so kleine lokale, aber auch große Verbundvorhaben zu unterstützen“. Derzeit ist das Team auf der Suche nach Forschenden, die eine frühe Version der neuen Plattform testen wollen.
Das EXIST-Gründerstipendium soll Studierenden sowie Absolventinnen und Absolventen bei Unternehmungsgründungen helfen – von der Erstellung eines Businessplans über die Finanzierung von Sachausgaben und des persönlichen Lebensbedarfs bis hin zu Coachings. Wichtigste Voraussetzung: Die Projekte müssen technologie- oder wissensbasiert sein. Mit ihrem Vorhaben traf das WWU-Team genau ins Schwarze – denn dieses gründet auf technologischen Innovationen. Leonard Greulich ist nicht der erste Stipendiat aus der WWU-Medizin: 2019 erhielt eine Forschungsgruppe eine Förderung für die Entwicklung eines Labortests zur Früherkennung männlicher Unfruchtbarkeit.