Resistenzgerechte Helicobacter-pylori-Eradikation und Antibiotic Stewardship

Foto: Endoskopie Datteln
Endoskopische Ulcera sind u.a. eine Indikation für eine Helicobacter pylori Diagnostik. Im positiven Fall streben wir im Rahmen der Studie im Gegensatz zur Leitlinie keine empirische Therapie, sondern eine resistenzgerechte Therapie an.

Als Ursache abdomineller Krankheiten wird häufig eine Infektion mit H. pylori (HP) diagnostiziert. Eine sich daraus ableitende Eradikationstherapie erfolgt i.d.R. nach Leitlinie (LL) der DGVS 2022 mittels „Quadrupelschema“ (Pylera®), obwohl dieses u.a. auf Metronidazol basiert, worauf regional z.T. hohe Resistenzraten bekannt sind. Von der LL wird eine – grundsätzlich mögliche – Resistenzbestimmung erst nach ein- bzw. zweimaligem Therapieversagen vorgesehen. 

Wir wollen dieses Vorgehen hinterfragen und stattdessen eine umfassendere Resistenzbestimmung zur resistenzgerechten antibiotischen Therapie vorschlagen.

Ziel der Studie ist eine umfangreiche Resistenztestung von Proben mit einem HP-positiven Urease Test für die Einleitung einer resistenzgerechten Therapie. Mit diesem Vorgehen lassen sich - so die Überlegung - Therapieversagen und eine damit verbundene erneute diagnostische Probeentnahme verhindern. Zusätzlich können wir regionale Resistenzdaten sammeln, Antibiotika sparen und die Resistenzentwicklung im Sinne von Antibiotic Stewardship positiv beeinflussen. Nähere Informationen sind im Deutschen Register für klinische Studien hinterlegt: https://drks.de/search/de/trial/DRKS00033330/details

De-labeling der anamnestischen "Penicillinallergie" mittels oraler Exposition gegen Amoxicillin: ein multizentrisches prospektives Forschungsprojekt zur Evaluation von Allergien gegen ß-Laktamantibiotika

Foto: St. Vincenz-Krankenhaus Datteln

Die vorliegende multizentrische, prospektive Studie zielt darauf ab, die Prävalenz fälschlicherweise angenommener Penicillinallergien zu evaluieren und die Evidenzbasis für De-labeling-Strategien zu erweitern um ein standardisiertes Vorgehen zu etablieren, das auch über den Studienzeitraum hinaus im klinischen Alltag anwendbar ist. Etwa 10% der erwachsenen und 6% der pädiatrischen Patient:innen geben anamnestisch eine Penicillinallergie an, während die tatsächliche Prävalenz echter Allergien deutlich geringer ist. Diese fehlerhafte Klassifikation kann zu suboptimalen Behandlungsstrategien führen und die Entwicklung von Antibiotikaresistenzen begünstigen.

Die Inklusion der Patienten mit anamnestischer Angabe einer Penicillinallergie in die Studie erfolgt mittels des PEN-FAST Scores (für Erwachsene) sowie eines pädiatrischen Risikoscores, um niedrige Risikogruppen für anaphylaktische Reaktionen zu identifizieren. Die Teilnehmer erhalten eine orale Provokation mit Amoxicillin unter sorgfältiger klinischer Überwachung. Die Analyse umfasst sowohl quantitative als auch qualitative Daten zu anamnestischen Angaben, unerwünschten Arzneimittelreaktionen (UAW) und der Patientencompliance.

Zu erwarten ist, dass die Mehrheit der als allergisch eingestuften Patienten tatsächlich keine Allergie aufweist, was potenziell zu einem De-labeling führen kann. Die Ergebnisse der Studie könnten bedeutende Implikationen für die klinische Praxis und die öffentliche Gesundheit haben, insbesondere hinsichtlich der Optimierung der Antibiotikatherapie und der Reduzierung von Antibiotikaresistenzen. Nähere Informationen sind im Deutschen Register für klinische Studien hinterlegt: https://drks.de/register/de/trial/DRKS00035664/preview

Leitfäden zur Verordnung von Antibiotika für die ambulante ärztliche Versorgung in der Region Datteln/ Waltrop

Da Bakterien in verschiedenen Regionen unterschiedliche Resistenzmuster auf Antibiotika aufweisen, sind lokale fachgruppen- und sektorenübergreifende Ansätze besonders wichtig. Niedergelassene Fachärztinnen und Fachärzte des Vestnet e.V. haben gemeinsam mit stationären Kolleginnen und Kollegen der Vestischen Kinder- und Jugendklinik Datteln und des St. Vincenz-Krankenhauses Datteln unter der Koordination von Priv.-Doz. Dr. med. Anke Hildebrandt regionale Antiinfektiva-Leitfäden für die Region Datteln und Waltrop entwickelt. Die Empfehlungen basieren auf aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen sowie auf Empfehlungen relevanter Fachgesellschaften und berücksichtigen speziell lokale Resistenzen und die Bedürfnisse der Kolleginnen und Kollegen vor Ort.

Entscheidungen zur Antibiotika-Therapie sind oftmals schwierig, variieren und führen damit zu Verunsicherungen. Die Leitfäden bieten verschiedenen ärztlichen Fachrichtungen praxisnahe Unterstützung für die Behandlung von Erwachsenen und Kindern und fördern zeitgleich die Zusammenarbeit. Ein Angleichen der sektorübergreifenden Verordnungen soll Verordnungssicherheit schaffen und mehr Vertrauen durch gleiche Kommunikation bei Patienten erzielen. Die Leitfäden für Datteln und Waltrop sind online auf den Webseiten des Vestnet e.V. und des ABS-Netzwerkes Westfalen-Lippe einsehbar. Eine regelmäßige Aktualisierung ist 1/Jahr geplant.

https://vestnet.org/antiinfektiva-leitfaeden

https://www.uni-bielefeld.de/fakultaeten/gesundheitswissenschaften/ag/ag2/antib/praxis-andernorts/