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Aus der Vitrine auf den Tablet-PC: Wiedereröffnung und zugleich didaktische Neubelebung der Anatomischen Sammlung
Münster (mfm/wk) - Eine Eröffnungsfeier besonderer Art erlebte jetzt die Anatomische Sammlung der Universität Münster: Im alten Institutsgebäude im Dachgeschoss untergebracht und im Zuge der Bauarbeiten für das neue PAN-Zentrum notgedrungen eingelagert, rückt die wertvolle Sammlung nun wieder ins Blickfeld der Studierenden – und zwar real wie auch virtuell. In Anwesenheit von Vertretern der Medizinischen Fakultät nahmen die Anatomen ihr Schmuckstück mit einem kleinen Festakt wieder „in Betrieb“ – geholfen haben dabei auch private Fördermittel.„In den neuen Räumlichkeiten liegt das Herzstück der Sammlung vis-à-vis des hochmodernen Präpariersaals. Somit konnte der lang gehegte Wunsch, das Eigenstudium unserer Studierenden durch eine zeitgemäße Präsentation qualitativ hochwertiger Sammlungspräparate zu unterstützen, endlich in die Tat umgesetzt werden“, freut sich Prof. Wolfgang Knabe, Leiter der Prosektur Anatomie der Medizinischen Fakultät. Er hatte die Sammlung direkt nach seiner Ernennung 2011 unter seine Fittiche genommen, auch mit dem erklärten Ziel, sie didaktisch und konzeptionell zu modernisieren. „Das erfolgte dann in mehreren Schritten“, erläutert der Mediziner. Umfangreiche, vom Alumni-Verein medAlum geförderte Vorarbeiten beinhalteten die Durchsicht, Pflege und Neugruppierung zahlreicher Sammlungsobjekte sowie deren hochschulöffentliche Präsentation im Foyer und auf den beiden Hörsaalebenen. Höhepunkt dieser ersten Kampagne war die unter Federführung von Prof. Dipl.-Des. Cordula Hesselbarth (FH Münster) in Kooperation mit der Prosektur veranstaltete Ausstellung „An-a-tomie: Einsichten in den Körper - Kunst und Medizin im Dialog“. Im Jahr 2015 stieg dann auch die Rolf-Dierichs-Stiftung in das Vorhaben ein, indem sie das Projekt „Innovative Lehre: Präparierkurs trifft Anatomische Sammlung“ bewilligte.Dass die zusammen 7.000 Euro Fördermittel sinnvoll investiert wurden, davon konnten sich Dekan Prof. Mathias Herrmann und Studiendekan Dr. Bernhard Marschall sowie Stiftungsgründer Prof. Rolf Dierichs bei der Eröffnungsfeier selbst ein Bild machen. „Ziel des Projektes ist es, instruktive makroskopische Sammlungsobjekte photographisch zu dokumentieren, umfassend zu annotieren und elektronisch zu implementieren. Mit Hilfe der über das Stiftungsprojekt finanzierten Tablets können die Studierenden gezielt diejenigen Originalpräparate aufsuchen und selbstständig analysieren, die Gegenstand ihres persönlichen Lernplans sind“, so Prof. Knabe in seiner Einleitung. Studierende und Dozenten zeigten sich gleichermaßen begeistert von dem neuen Lerntool, dessen erste praktische Demonstration Dr. Stefan Washausen und Thora Deppe (beide: Prosektur Anatomie) bei der Veranstaltung übernahmen. Primäre Zielgruppe in der ersten Testphase sind Studierende der Human- und Zahnmedizin, die den Präparierkurs besuchen oder ihn als studentische Honorarkräfte betreuen. Künftig sollen zudem auch diejenigen Studierenden angesprochen werden, die im klinischen Studienabschnitt von einer kombinierten Präsentation anatomischer und pathologisch-anatomischer Exponate profitieren möchten. „Hierzu muss allerdings die Zahl von aktuell rund 350 Sammlungsobjekten, die schon in das Projekt integriert sind und bei denen es sich überwiegend um makroskopisch-anatomische Schnittpräparate zu Bewegungsapparat, inneren Organen, Kopf/Hals und Gehirn handelt, noch beträchtlich gesteigert werden“, blickt Knabe nach vorn. Er hofft, dass das neue Lerntool breite Akzeptanz findet und einen Beitrag zu dem von der Prosektur Anatomie und den beiden Anatomischen Instituten entwickelten Gesamtlehrkonzept leistet. Das ist im bundesweiten Vergleich schon jetzt sehr erfolgreich: So belegen die münsterschen Studierenden im schriftlichen Teil des 1. Staatsexamens (dem „Physikum“) im Fach Anatomie seit 2011 einen der ersten drei Plätze. Seit 2016 stehen sie durchgehend auf Rang 1.