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Löcher plombieren am Rande des Himalayas – zwei münstersche „Zahnis“ helfen eineinhalb Monate in einer Klinik in Kathmandu
Münster (mfm/mw) – Auf den Wunschlisten vieler Weltenbummler ist sie zu finden: eine Trekkingreise nach Nepal – aber auch auf der eines angehenden Zahnarztes? So selten wie eine Famulatur - ein Praktikum an Krankenhäusern oder Praxen - in der Zahnmedizin ist, so entschlossen sind Melih Bayat und Jan Verwoerd bei ihrem Vorhaben. Die beiden Studenten der Universität Münster werden eineinhalb Monate lang im Gesundheitswesen Nepals helfen.
Mitte August geht es für die beiden Neuntsemester von Amsterdam aus über Istanbul in das Land der Achttausender. Damit führen sie eine junge münstersche „Zahni-Tradition“ fort: Vor einem Jahr famulierten zwei befreundete Kommilitonen im universitären Dhulikhel-Hospital in Kathmandu, der Hauptstadt Nepals. Aufgrund der Erfahrungen ihrer Vorgänger und des Doktorvaters von Bayat, Prof. Ingo Kennerknecht, entschieden der Bottroper Bayat und der Ostwestfale Verwoerd schon vor einem Jahr, wohin es trotz Pandemie gehen solle. Nepal war zwar jüngst von der Delta-Variante hart getroffen und so galt die Umsetzung ihres Projektes, dessen Vorbereitungen und Planungen bereits seit 2020 liefen, lange als utopisch. Mittlerweile sind aber sowohl Bayat und Verwoerd als auch das Klinikpersonal in Kathmandu geimpft und die Lage in Nepal hat sich ein wenig entspannt. Der 25-jährige Bayat bekräftigt: „Wir nehmen die Pandemie keineswegs auf die leichte Schulter - durch COVID sind viele wichtige Hilfsprojekte vor Ort über Nacht zum Erliegen gekommen. Deswegen möchten wir mit als Erste wieder einen Beitrag zur Gesundheit eines Volkes leisten, das zu den unterprivilegiertesten des globalen Südens zählt“.
In Sachen medizinischer Versorgung leidet das Land nicht erst seit Corona unter flächendeckender Mangelversorgung. Daher kommen die beiden Freunde und Nachbarn nicht mit leeren Händen: „Wir haben große Mengen an Sachspenden sammeln können, die sowohl im Uniklinikum Kathmandu, aber besonders in den Dörfern und Gemeinden am Fuße des Himalayas verwendet werden sollen“, sagt der 24-jährige Verwoerd. Zusammen mit seinem Kommilitonen will er dem einfachen Volk zahnmedizinische Hilfe leisten: „Natürlich nicht in Form einer 14-gliedrigen Brücke - dazu fehlen uns die Möglichkeiten. Unser Einsatz wird sich auf Extraktions-, Füllungs- und Schmerztherapie beschränken“, schmunzeln beide in Gedanken an die Zahnerhaltungskurse an der Uni. Als sogenannte „Klinikehe“, sprich: ein Behandlungsteam aus Assistenz und Behandler, sind die jungen Männer bereits ein gut eingespieltes Team. Zeit zum Reisen und Erkunden werden die Zahnärzte in spe - wenn die Pandemie es überhaupt zulässt - nur im Anschluss an ihren Klinikaufenthalt haben. Der Traum der Bergfreunde: eine Umrundung des Achttausenders Annapurna.
Maja Wollenburg