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Mehr erreichen im Verbund: Uni Münster erhält fünf Millionen Euro für Erforschung der Endometriose
Münster (mfm/jg) – Wie fängt man ein Chamäleon? Die Antwort auf diese Frage suchen jetzt deutschlandweit fünf neue Forschungsprojekte zur gynäkologischen Krankheit Endometriose: Bei der wächst Gewebe außerhalb der Gebärmutter – die Symptome sind vielfältig, die Diagnose- und Therapiemöglichkeiten begrenzt. Mit den Verbünden ENDOFERT und StEPP-UPP zeichnet die Universität Münster für gleich zwei der Projekte verantwortlich, die vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert werden.
Bei Endometriose bildet sich außerhalb der Gebärmutter Gewebe, das der Gebärmutterschleimhaut ähnelt. Dieses befällt nicht nur Organe im Bauchraum, sondern kann beispielsweise auch auf die Lunge übergreifen. „Chamäleon der Gynäkologie“ nennt man die Krankheit, da ihre zahlreichen Symptome sich in vielen Fällen nicht diagnostizieren lassen; häufig leiden die Betroffenen an starken Schmerzen verschiedener Art, zum Teil auch an Unfruchtbarkeit. Indem die Ursache oft unerkannt bleibt, können Therapien zwar lindern, aber nicht heilen.
Hier setzt ENDOFERT an: „Ziel ist es, die komplexen Pathomechanismen von Endometriose in Bezug auf Unfruchtbarkeit und eingeschränkte Schwangerschaftsausgänge zu entschlüsseln“, erläutert Prof. Martin Götte, Leiter des Forschungslabors der münsterschen Uniklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe und ebenso des Verbundprojektes. Eine Datenbank versammelt biologische Proben und Daten von Patientinnen, mit denen das Projektteam die Krankheitsprozesse auf zellulärer Ebene auswertet. „Langfristig wollen wir eine zielgenaue Diagnose ohne Gewebeprobe ermöglichen und die Anzahl der chirurgischen Eingriffe verringern. Daher erarbeiten wir Tests für ein frühes und kontinuierliches Krankheitsmanagement“, so Götte. Für den Fall, dass Betroffene einen Kinderwunsch entwickeln oder schwanger werden, wird außerdem an Ansätzen zur Medikation geforscht. An ENDOFERT beteiligt sind die Medizinische Hochschule Hannover und die Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, die Federführung liegt in Münster. Das BMBF fördert den Verbund mit rund drei Millionen Euro.
Mit StEPP-UPP finanziert das BMBF noch ein weiteres Verbundprojekt an der Universität Münster. „Dieses Vorhaben widmet sich den „grundlegenden, multifaktoriellen Mechanismen von Schmerz und mit Schmerz in Verbindung stehenden Symptomen von Endometriose“, sagt die Koordinatorin dieses Verbundprojektes, Prof. Esther Pogatzki-Zahn. Sie leitet an der Uniklinik für Anästhesiologie, operative Intensivmedizin und Schmerztherapie die Arbeitsgruppe „Translationale Schmerzforschung“. Indem psychosoziale Daten zusammen mit Proben von Blut, Stuhl und Endometrioseherden bei Patientinnen im Verlauf der Erkrankung analysiert werden, entwickelt der Verbund Biomarker, die zur Identifizierung verschiedener Krankheitsverläufe und von Therapieansätzen führen sollen. „Zudem kommen auch Ansätze des maschinellen Lernens zum Einsatz“.
Die dadurch entwickelten Modelle sollen helfen, Ursachen für individuelle Gesundheitszustände und Schmerzverläufe der Patientinnen zu identifizieren“, so Pogatzki-Zahn. Das Projekt StEPP-UPP, das mit rund zwei Millionen Euro gefördert wird und bei dem neben Universität und Universitätsklinikum Münster auch das Clemenshospital am selben Standort und die Charité Berlin beteiligt sind, soll damit zur besseren Diagnostik und Entwicklung neuer, individuell angepasster Therapien bei Endometriose beitragen. Für die Frage, wie man ein Chamäleon fängt, gibt es zwar noch keine finale Lösung, aber eine begründete Annahme: nur im Verbund, gemeinsam und mit ganzheitlicher Arbeitsweise.