News
Studienhospital erhält „Zukunftspreis“
Münster (mfm/tb) – Man kann sich nicht darum bewerben, sondern nur vorgeschlagen werden. Genau das hat ein unbekannter Tippgeber getan – mit erfreulichen Folgen für die Universität Münster: Als eines von drei ausgezeichneten Projekten erhält deren neues „Studienhospital“ den diesjährigen „Janssen-Cilag Zukunftspreis“. Eine Delegation der Medizinischen Fakultät nahm den mit 5.000 Euro dotierten Award gestern in Neuss in Empfang.
Die 1997 ins Leben gerufene Auszeichnung wurde in diesem Jahr zum siebten Mal vergeben. Aufgrund ihrer Zielsetzung wird sie in den Fachpresse mitunter auch als „Gesundheits-Nobelpreis“ tituliert: Der „Janssen-Cilag Zukunftspreis“ würdigt „Personen, Organisationen und Einrichtungen, die mit gesellschaftlich wirksamen Innovationen die gesundheitliche Versorgung der Menschen in Deutschland verbessern“, wie es im Ausschreibungstext heißt. „Im Vordergrund stehen keine Produkterfindungen oder Patente. Gefragt sind vielmehr neue Impulse und Ideen“, betont Toon Overstijns, Vorsitzender der Geschäftsleitung der Janssen-Cilag GmbH.
Das aus über 100 eingereichten Vorschlägen ausgewählte „Studienhospital Münster“ wurde Ende 2007 eröffnet. In einer originalgetreu nachgebauten Krankenhauseinrichtung und in zehn Übungsräumen absolvieren münstersche Medizinstudierenden seitdem dort große Teile ihrer praktischen Ausbildung. Darin integriert sind Kurse zum fachgerechten Patientengespräch, bei denen auch Schauspieler zum Einsatz kommen – was dem Studienhospital die scherzhafte Bezeichnung „Simulanten-Krankenhaus“ einbrachte. Als unterhaltsamen Bonus für Nachwuchsmediziner oder die ärztliche Fortbildung will der Studiendekan der Medizinischen Fakultät, Dr. Bernhard Marschall, die europaweit einmalige Einrichtung aber nicht gewertet wissen.
„Es geht um eine möglichst praxisnahe und damit zugleich auch effizientere Wissensvermittlung“, stellt er klar. Dass der Lernerfolg dann größten sei, wenn das Lernprozess in einer realen, dem späteren Arbeitsumfeld entsprechenden Umgebung stattfinde, sei aus der Didaktikforschung bekannt. Von Marschall stammt die Idee für das Projekt, die dann unter seiner Leitung im Institut für Ausbildung und Studienangelegenheiten (IfAS) der Medizinischen Fakultät Münster ausgearbeitet wurde. Derzeit laufen im Studienhospital Bauarbeiten, um den bestehenden Krankenhaustrakt mit sechs hausärztlichen „Studienpraxen“ zu ergänzen.
Der von Dr. Marschall hervorgehobene volkswirtschaftliche Nutzen ist eine von fünf Kriterien, nach denen potenzielle Preisträger bewertet werden. Und er war auch der Grund, warum sich Jury-Mitglied und Wirtschaftswissenschaftler Prof. Rudolph Hickel die Laudatio auf das münstersche Projekt vorbehalten hatte. „Sie haben die Universität Münster zum Vorkämpfer für ein praxisnahes Medizinstudium gemacht. Die Jury hofft inständig, dass das Projekt viele Nachahmer findet“, lobte Hickel. Zuvor hatte bereits der Kulturkritiker und Schriftsteller Prof. Helmuth Karasek den münsterschen Gästen gratuliert, zu denen auch Studienhospital-Leiter Dr. Hendrik Friederichs und Diplom-Psychologin Janina Sensmeier gehörten.
Neben dem Studienhospital wurden ausgezeichnet der Verein „Aktionsbündnis Patientensicherheit e.V.“ aus Witten sowie das Berliner Modellprojekt „Die Pflege mit dem Plus“. Was mit den 5.000 Euro Preisgeld passieren soll, ist für Studiendekan Marschall bereits klar: „Die fließen komplett ins Studienhospital, für den weiteren Ausbau des Lehrangebotes“, kündigt er an.
Hintergrund:
Die Janssen-Cilag GmbH in Neuss, eine Tochtergesellschaft des Konzerns Johnson & Johnson, ist ein international tätiges forschendes Pharmaunternehmen. Mit über 1.000 Mitarbeitern und einem Umsatz von mehr als 547 Mio. Euro gehört es zu den zehn führenden Arzneimittel-Herstellern im deutschen Markt. In den Bereichen Anästhesie und Schmerztherapie, Mykologie, Nephrologie sowie Neurologie und Psychiatrie ist es nach eigenen Angaben Marktführer. Das Mutterunternehmen Johnson & Johnson rangiert mit 120.000 Mitarbeitern und Niederlassungen in 57 Ländern unter den fünf größten Pharmaunternehmen weltweit.
Über die Vergabe des „Janssen-Cilag Zukunftspreises“ entscheidet eine siebenköpfige Jury. In ihr sitzen unter anderem der Wirtschaftswissenschaftler, Prof. Rudolph Hickel.Mitglied der Alternativen Fünf Weisen, die jährlich ein Gegengutachten zu den Fünf Weisen erstellen, der Zukunftsforscher Prof. Ralf Kreibich, der Pharmazeut Prof. Gerd Glaeske, Mitglied der Zulassungskommission beim Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte sowie die TV-Ärztin Dr. med. Franziska Rubin.