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Ungewollt kinderlos – ein Massenphänomen: WWU-Podcast mit Reproduktionsgenetiker Frank Tüttelmann
Münster (upm) - Etwa jedes siebte Paar in Deutschland ist ungewollt kinderlos - Tendenz steigend. Das zeigt: Ungewollte Kinderlosigkeit ist ein Massenphänomen. Die Ursachen dafür sind vielfältig und etwa gleich häufig beim Mann und bei der Frau zu finden. Im Podcast der Westfälischen Wilhelms-Universität erklärt Prof. Frank Tüttelmann vom Institut für Reproduktionsgenetik die Gründe, die vom Lebensstil über das Alter bis hin zu organischen oder hormonellen Problemen reichen. Der Mediziner forscht zu den genetischen Ursachen von Unfruchtbarkeit und hat die deutschlandweit erste Professur auf diesem Fachgebiet inne. „Mit unserer Arbeit wollen wir den betroffenen Männern und Frauen eine deutlich breitere Auswertung ihrer Gene anbieten. Unser Ziel ist es, herauszufinden, welche Rolle Abweichungen bei den Genen für die ungewollte Kinderlosigkeit spielen.“
Im Gespräch mit Frank Tüttelmann geht es zudem um mögliche Hilfen für die Betroffenen und um die Einschränkungen, mit denen die Wissenschaftler zu kämpfen haben. In Deutschland ist die Forschung durch das Embryonenschutzgesetz streng reglementiert, das seit über 30 Jahren nicht mehr reformiert wurde. Gleichzeitig ist nicht nur die Forschung, sondern auch die Behandlung sehr komplex. „Zwei Personen sind betroffen, zwei Personen müssen behandelt werden. Gleichzeitig werden die Kosten für die Behandlung nicht komplett von der Krankenkasse übernommen. Das macht die Reproduktionsmedizin zu einem sehr besonderen Fall“, betont Frank Tüttelmann. Zudem, so der Institutsdirektor, sei die Reproduktionsmedizin immer noch gesellschaftlich umstritten: „Viele Menschen glauben, dass es dabei um ‚Designerbabies' geht, doch das geht an der Realität der betroffenen Paare vorbei. Deswegen brauchen wir mehr Aufmerksamkeit für das Thema und eine bessere Aufklärung“, fordert der Experte im Podcast.
Über den WWU-Cast
Im Podcast der WWU kommen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus unterschiedlichen Disziplinen zu Wort. Sie berichten über ihre Forschungsschwerpunkte, aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse und ihre persönliche Motivation. Alle Folgen sind auf Spotify, Deezer, Apple Podcasts und unter folgendem Link zu hören: go.wwu.de/wwucast